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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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Mittagessen< bedeutet >ja< und >zum Abendessen< soviel wie: >Laß uns miteinander schlafen.<«
    Richard Rouilard

     
     

1.
    Wenn Sie die letzten zwei Jahre nicht als Geisel in irgendeinem kriegerischen Land der Dritten Welt verbracht haben, wissen Sie Inzwischen, warum drei so unterschiedliche Frauen wie Lila, Sharleen und Jahne zusammentreffen mußten. Doch wie dieses Zusammentreffen erfolgte, wissen Sie noch nicht.
    Seit Jahrzehnten hatte Hyram Flanders die zweite Geige neben seiner Mutter Monica Flanders gespielt. Monica Flanders galt als Königin der Kosmetikindustrie, sie bekleidete den Posten der Vorstandsvorsitzenden der Flanders Cosmetics Incorporated und war also Hyrams Chefin und Mutter in einer Person.
    Seit Hyram die Leitung des Unternehmens zumindest auf dem Papier übernommen hatte, suchte er nach neuen Wegen. Nicht wie seine Mutter nach neuen Schönheitspflegemitteln. Er wußte ja, daß das Zeug, das sie verkauften, im Prinzip immer das gleiche blieb. Er suchte nach einem Weg, die Werbungskosten zu senken. Denn Schönheit wird über Werbung verkauft. Wenn es ihm gelänge, das Verkaufsvolumen auf dem gleichen Stand zu halten, die astronomischen Werbeausgaben aber zu senken, stünde er als strahlender Sieger da.
    Von seiner Mutter erwartete er keine Anerkennung. Monica lehnte jeden seiner Vorschläge, bei der Werbung zu sparen, ab. Man hätte meinen können, sie glaube die Botschaft ihrer eigenen Werbesprüche, so, wie die Verbraucher sie glaubten. Hyram hatte den konstanten Anstieg der Kosten verfolgt, während der Markt sich immer stärker aufsplitterte. Flanders fuhr auf dreiundzwanzig Geleisen, um die jungen, die sehr jungen, die nicht mehr so jungen, die mittelalten und die, die sich noch nicht für mittelalt hielten, zu erreichen. Die Liste ließe sich fortsetzen.
    Hyram hatte als erster Les Merchant, dem Chefintendanten des Senders, den Vorschlag gemacht, eine Show zu sponsern, die Frauen aller Altersgruppen ansprach. Anders als in der Filmindustrie sind beim Fernsehen die Frauen die eigentliche Zielgruppe. Hyram und Brian O'Malley von der Werbeagentur Banion O'Malley  freundeten sich mit der Idee an. Les Merchant, dem die sinkenden Einschaltquoten zunehmend Angstzustände verursachten, brachte den Vorschlag gegenüber Sy Ortis, Hollywoods gefragtestem Agenten und Vermittler von en-bloc-Programmen, zur Sprache. Sy erwähnte das Projekt gegenüber Marty DiGennaro, der als unfehlbar galt, der allerdings auch stets die Finger vom Fernsehen gelassen hatte.
    Es wird Sie, lieber Leser, kaum noch in Erstaunen versetzen, daß alles, was über Funk und Fernsehen ausgestrahlt wird, dazu dient, Ihnen irgend etwas zu verkaufen. Möglicherweise sind Sie nicht so alt, daß Sie sich an die Anfänge des Fernsehens erinnern, als die Hersteller von Fernsehgeräten Programme sponserten, damit überhaupt etwas gezeigt werden konnte. Die Shows wurden nach dem Namen des Sponsors genannt, wie zum Beispiel die »Campbell-Suppen-Stunde«.
    So etwas wird auch heute noch gemacht, nur verdeckter. Als Monica Flanders darum Hyram sagte, es sei unmöglich, mehr als jeweils eine Zielgruppe anzusprechen, setzte Hyram alles daran, ihr das Gegenteil zu beweisen. Seine Mutter verspottete ihn. »Reine Zeitverschwendung. Keine Frau verwendet den gleichen Lippenstift wie ihre Mutter. «
    Damit sind wir wieder bei Sy Ortis. Agenten haben in Hollywood das Sagen. Agenten kontrollieren die Stars und bringen sie mit Direktoren und Autoren zusammen — die wiederum Kunden der Agenten sind — und verkaufen das ganze »Paket« an die Studios. Agenten mit einem großen Reservoir an Stars sind die gesuchtesten und meistgehassten Leute in L.A. Und unter diesen Agenten ist Sy Ortis wiederum der gefragteste, umworbenste und am glühendsten gehasste.
    Sy Ortis streckte seinen kleinen Körper durch, so daß seine Füße den Boden nicht mehr berührten. Er drückte den Rücken gegen die schwarze Lederlehne seines Drehsessels, einem von elf gleichartigen Sesseln, die um den eisblau lackierten Konferenztisch gruppiert standen. Schließlich ging er zum Fenster, blickte hinunter auf den La Cienega Boulevard und seufzte. Wie er dieser unfähigen Arschlöcher überdrüssig war! Weinberg und Glick hätten es eigentlich besser wissen müssen. Sie hatten eine der beiden besten Casting-Agenturen in L.A.
    »Darf ich Ihnen das noch einmal in Ihren Strohkopf hämmern«, sagte er zu Glick. Er sprach so langsam, daß seine hohe Stimme einem Wimmern glich.

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