Die schoenen Hyaenen
an sich nicht. Doch mußte Marty seine Risikobereitschaft unbedingt auf seine Karriere übertragen?
Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, lehnte Marty Sys Vertragsschaupielerinnen ab. Er lehnte es ab, mit einer Schauspielerin zu arbeiten, deren Gesicht schon einmal über den Bildschirm geflimmert war. Nun verfügte Sy über einen ganzen Stall voller Talente, die sogar die Demütigung in Kauf genommen hätten, fürs Fernsehen zu arbeiten. Doch damit durfte Sy Marty gar nicht kommen. Es mußte eine total neue Besetzung sein. Das bedeutete für Sy, daß er neue Verträge, Prozente, Zusatzleistungen aushandeln mußte. Verzweifelt machte Sy sich klar, daß er mit dem Rücken zur Wand stand. Wenn er die Besetzung nicht bald präsentierte, beauftragte Marty einen anderen, und Sy bleib außen vor.
Allmählich wirkte das Spray. Sy atmete ruhiger. »Milton, diese Mädchen werden groß rauskommen. Riesig. Sie werden auf den Titelseiten von TV-Guide und People sein, werden in Tonight gezeigt. Und das ist erst der Anfang. Wenn es läuft, wird sich eine ganze Werbeindustrie an sie hängen. Also bringen Sie mir keine Pornogirls, keine aus dem Penthouse , keine, die als Wetteransagerinnen gearbeitet hat, keine mit Dreck am Stecken oder geplatzten Wechseln. Ich brauche keine Ehemänner und keine Probleme. Sie müssen sauber und neu sein, damit wir sie richtig anleinen können. Also verkaufen Sie mich nicht wieder für dumm, Milton. Bringen Sie mir, verdammt noch mal, neue Gesichter. Wenn Sie das nämlich nicht tun, wird Paul Grasso das für Sie übernehmen.« Sy bemerkte mit Genugtuung, daß Milton bei diesem Namen zusammenzuckte. Grasso war einmal Miltons Partner gewesen, jetzt aber sein erbitterster Gegner. »Ich gebe Ihnen bis Dienstag Zeit.«
Bei dieser Konferenz hatte Sy Ortis das Sagen gehabt, ihm war klar, daß er das bei der nächsten anderen überlassen mußte. Versammelt waren Les Merchant, Chefintendant des Senders, Brian O'Malley von Banion O'Malley, der größten Werbefirma der Welt, und Monica Flanders mit ihrem Sohn Hyram — und Sy Ortis, der kleinste Fisch in diesem Becken. Keiner der Anwesenden repräsentierte weniger als fünfzig Millionen Dollar netto.
Sy erschien, wie gewöhnlich, pünktlich. Überraschenderweise die anderen auch. Der Unterschied zwischen der Industrie und dem Showgeschäft bestand im Einhalten der Termine. Bei Geschäften mit der Industrie verlangte es die Disziplin, daß man seinen Termin einhielt. Sy lächelte bei der Begrüßung, die anderen nicht.
Die Konferenz fand in den Räumen von Banion O'Malley statt, und Sy vertrat hier seinen Kunden Marty DiGennaro. An sich bestanden keine Unklarheiten mehr, doch man mußte trotzdem sehen, daß Sponsor und Sender so lang wie möglich bei Laune gehalten wurden. Heute hatte Sy allerdings nichts zu befürchten. Merchant und O'Malley standen in der Schusslinie.
Brian O'Malley eröffnete die Sitzung. Er war ein massiger Ire. Seine Körperfülle wurde von einem maßgeschneiderten Anzug kaschiert. Von seinem Doppelkinn lenkte ein teueres Designerhemd ab. Monica Flanders — sie hatte die Achtzig schon seit geraumer Zeit überschritten — stand im Mittelpunkt dieser Besprechung.
Sys Informationen zufolge sollte dieses Treffen eine reine Formsache sein. Flanders Cosmetics habe dem Projekt zugestimmt, und Hyram sei bevollmächtigt zu unterschreiben. Darum wunderte Sy sich über die spürbare Nervosität im Raum.
»Sie kennen alle die Statistiken«, begann O'Malley. Hinter ihm wurde eine großformatige Graphik eingeblendet. »Wir sehen uns mit einem immer stärker aufgeteilten Markt für unsere Produkte konfrontiert. Der größte Marktanteil entfällt auf die Frauen zwischen 30 und 40, flankiert von den kleineren Gruppen der Frauen, die Kosmetik erst ab dem 40. Lebensjahr kaufen und den jüngeren zwischen 13 und 30.«
Er wandte sich der Graphik zu. Die Gruppe der älteren Frauen wurde ausgeblendet. »Wenn wir die Gruppe über 40 mal außer acht lassen, die entweder ihrer Marke treu bleiben oder deren Kaufkraft im Alter zurückgeht oder die wegen Krankheit oder Tod ausfallen, bleibt der größte Anteil bei den anderen Gruppen. Der Marktanteil der reiferen Frauen ist rückläufig, obwohl demgegenüber die Pflegemittel für dieses Alter zunehmen. Der junge Markt bringt nicht mehr das Umsatzvolumen der reiferen Frauen wie früher. Darum mußten wir mit aufwendigen Werbekampagnen gewillt ins Fernsehen und in die anderen Medien gehen, was sich auf die
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