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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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zusammen. Die mit den längeren Haaren ist Tanzschullehrerin, ihre Freundin Kulturmanagerin. Sie kommen immer noch her, um für die neusten Projekte oder spezielle Tanzkurse Werbung zu machen. Ansonsten hätten sie hier auch nichts mehr zu suchen, glaub mir«, stellte ich klar.
    »Ich weiß nicht, was du hast«, erwiderte Frauke ungerührt, ohne die Tanzenden aus den feucht schimmernden Augen zu lassen. »Gerade fange ich an, mich ein wenig einzugewöhnen. Hoffentlich willst du mir das jetzt nicht vermiesen?«
    Genau das hatte ich eigentlich vorgehabt, aber in Anbetracht des großen Gefallens, den sie mir mit diesem gemeinsamen Abend erwies, ließ ich es nun doch. Außerdem erspähten meine Augen am gegenüberliegenden Ende des Raumes gerade eine bekannte Person …
    »Da!«, rief ich und deutete unverfroren hinüber. »Da hast du eine deiner Verdächtigen, auf die du so scharf bist.«
    Frauke folgte meinem Fingerzeig mit ihrem Blick.
    »Pe.«
    Mehr brauchte ich nicht zu sagen. Selbst die lesbenunerfahrene Frauke konnte erkennen, welchen Typ Frau sie hier vor sich hatte.
    Pe schritt durch die Reihen, als handelte es sich hier um einen Ballsaal, in dem sämtliche Anwesenden nur auf ihr Erscheinen gewartet hatten. Alle paar Meter blieb sie stehen, um Frauen zu begrüßen. Sie war außergewöhnlich groß und mit ihren grell blondierten Stoppelhaaren eine imposante Erscheinung. Ich hatte sie noch nie ohne ihren knallroten Lippenstift gesehen.
    »Sie war’s!«, wusste Frauke plötzlich ganz genau. »Ich hab’s im Urin, Michelin! Die muss es gewesen sein. Sieht so aus, als hätte sie eine ganze Menge zu verbergen. Aber was ist das eigentlich für ein Name, um alles in der Welt?«
    »Sie nennt sich Pe, weil ihr ›Petra‹ zu profan ist. Eine Weile lang hieß es, sie würde jede ohrfeigen, die sie bei ihrem richtigen Namen zu nennen wagt.«
    »Also, wenn die so was tut, dann klaut sie mit Sicherheit auch Manuskripte, aus reiner Boshaftigkeit!« Frauke war sich sicher.
    Ich lachte hölzern. »Ich gebe dir mal Frederikes erstes Buch zu lesen, dann wirst du sehen, dass du mit deiner Einschätzung gar nicht so schief liegst.«
    »Was meinst du? Traust du ihr die Rache zu?«
    Wir sahen beide hinüber. Gerade strahlte Pe mit ihrem Zahnarzttochterlächeln eine Frau an, die der darauf folgenden herzlichen Umarmung offensichtlich ausweichen wollte. Aber Pe war einfach schneller und stärker.
    »Ist sie nicht wie ein Wesen aus einer anderen Welt?«, erklang da hinter uns eine mir wohlbekannte Stimme. Frederike stützte sich auf meiner Schulter ab, ohne Rücksicht auf meine Krücken zu nehmen. »Manchmal frage ich mich, ob sie überhaupt wahrnimmt, wie wir anderen leben und lieben. Sie hat einfach ihre ganz eigenen Spielregeln.«
    Frauke errötete vor Freude. Die plötzliche Nähe zu dieser sympathischen Frau brachte sie in Verlegenheit.
    »Was tust du denn hier? Ich dachte, du wolltest zu Hause am Computer sitzen und eine Rekonstruktion versuchen?«, fragte ich.
    Frederike zog eine Grimasse. »Das war leichter gesagt als getan. Es handelt sich um fast vierhundert Seiten. Wie soll ich das wieder herbeizaubern? Nein, es ist unmöglich. Das ist mir heute klar geworden. Und deshalb wollte ich auch kurz hier vorbeischauen, ob ich nicht jemanden entdecke …, ob ich nicht irgendeine Eingebung habe …« Sie brach ab und sah mit traurigen Augen über das Gewimmel vor uns. Wir wussten alle drei, dass ihr Erscheinen ein wohl vergeblicher Versuch war, dem Geschehenen irgendwie zu trotzen.
    Ich legte den Arm um sie, und sie rieb kurz den Kopf an meiner Schulter wie ein freundliches Pony. Frauke lächelte tapfer dazu.
    »Karolin und ich haben hin und her überlegt, aber wir sind zu keinem Schluss gekommen, was wir jetzt tun können. Schließlich können wir nicht alle Verdächtigen rund um die Uhr beschatten«, rief Frederike gegen die Musik an, damit auch Frauke etwas verstand.
    »Aber wenigstens könnte man doch alle drei mal etwas aushorchen«, brüllte Frauke zurück.
    Ich winkte ab. »Wer soll das denn machen? Nimm zum Beispiel Pe. Sie kennt doch die Szene in- und auswendig. Keine von Frederikes Freundinnen könnte sie ansprechen, ohne dass Pe die Habtachtstellung einnimmt.«
    »Ach, vergesst doch Pe«, meinte Frederike müde. »Wen interessiert die schon?«
    Was sollten wir darauf schon erwidern? Schließlich musste sie es ja wissen.
    Also starrten wir erneut dumpf vor uns hin. Ich dachte an die Biografie, die ich letzte Woche zu lesen

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