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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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eindeutig ihre eigene Neugier, die sie stillen wollte! Dafür hätte ich ein ganzes Auftragshonorar verwettet! »Die meinen nämlich, dass Hände und Mund das sind, was uns mitgegeben wurde, um Frauen zu lieben, also sollten wir uns darauf beschränken. Denn Dildos, igitt, kopieren ihrer Meinung nach den Phallus und sind damit nicht ›pc‹!«
    »Was sind die nicht?«
    »Pc. Das ist die Abkürzung für ›politically correct‹. So nennen wir Dinge, die lesbische Radikal-Feministinnen gern sehen. Wenn etwas nicht ›pc‹ ist, ist es in ihren Augen somit nicht korrekt, und das mögen sie gar nicht gerne. Und wenn ich sage ›gar nicht gern‹, dann ist das eine echte Untertreibung, das kann ich dir sagen!«
    Angela nickte nachdenklich. Ohne mich anzusehen, fragte sie dann zögernd: »Bist du auch eine PC -Lesbe?« Und sie sprach es aus wie die Abkürzung für ›personal computer‹. Ich unterdrückte mein heraufbebendes Lachen nur mühsam.
    »Ich bin Feministin. Aber ich glaube, ich bin nicht so ›korrekt‹ wie die ganz Hartgesottenen. Und ich habe wirklich nichts gegen Dildos, wenn es das ist, was du wissen willst«, sagte ich breit grinsend.
    »Gott bewahre, nein! Geht mich ja nichts an. Ich dachte nur, ob Lena vielleicht … Deshalb habe ich gefragt.«
    Ob sie noch eine Oma hatte? Der konnte sie das vielleicht erzählen. Aber ich bezweifelte, dass selbst eine Urgroßmutter auf diese müde Ausrede hereinfallen würde.
    »Sex-Toys machen Spaß«, erklärte ich mit erhobenem Zeigefinger, den sie scharf im Auge behielt – als könne er plötzlich aus Versehen in ihrem Dekolleté landen. In das fiel nämlich mein Blick hin und wieder, mehr oder weniger notgedrungen, wenn sie sich mir entgegenbeugte. »Ich finde, alles ist erlaubt, was Frauen Freude am Sex macht. Wieso sollte die Penetration nur den Männern vorbehalten sein? Schließlich ist es unser Körper, mit dem wir doch tun dürfen, was uns gefällt, nicht? Und so ein Hilfsgerät kann wirklich nett sein. Vorausgesetzt, man selber kann entscheiden, wann und wie lange und wie schnell und so weiter. Das ist nämlich das Feine an Dildos: Sie sind immer da, wenn sie gewünscht werden, und zwar nur so, wie sie gewünscht werden. Aber wenn sie unerwünscht sind, bleiben sie unter Garantie auch im wahrsten Sinne des Wortes ›aus dem Spiel‹.«
    Angela nippte an ihrem Weinglas und spitzte die Lippen. »Das klingt überzeugend.«
    »Es fühlt sich auch überzeugend an«, setzte ich noch hinzu und damit gewiss dem Ganzen die Krone auf. Auf Angelas Stirn hatte sich ein feiner Schweißfilm gebildet, den sie jetzt mit einer Hand fortwischte.
    »Wir kennen uns ja eigentlich gar nicht«, fiel ihr nämlich plötzlich ein.
    »Ein bisschen schon«, räumte ich ein.
    Sie ließ ihre Zunge über ihre Zähne huschen.
    »Sprichst du mit deiner Mutter auch über solche Dinge?«, wollte sie wissen.
    Ob sie dachte, ich sähe in ihr ständig die Mutter meiner Angebeteten? Das tat ich nämlich gar nicht, stellte ich plötzlich fest. Manchmal, wenn ich sie ansah, dachte ich noch nicht einmal kurz an Lena. Seltsam.
    »Das wäre mir zu peinlich. Immerhin ist sie meine Mutter. Und es geht da um mein Intimleben. Da hat sie nichts zu suchen, oder? Genauso wenig wie ich in ihrem.«
    »Wie sind deine Eltern sonst so damit umgegangen, wie du lebst?«
    Selbstverständlich fragte sie danach. Als Mutter fragt man in so einem Fall nach den Eltern.
    »Sie sind großartig. Beide für sich.«
    »Ho, ho! Das klingt ja nach einer echten Luxusbeziehung zwischen Tochter und Eltern. Wow! Gratuliere! Ob Lena das wohl auch über mich sagen würde? Was glaubst du?«
    »Als ich neunzehn war, hätte ich das wohl auch nicht so gesagt«, gab ich zu. »Ich hab in den letzten zehn Jahren verdammt viel dazugelernt. Auch über meine Eltern. Irgendwann habe ich aufgehört, mir von ihnen zu wünschen, dass sie mich weiterhin wie ihr Baby behandeln. Ich bin eben erwachsen geworden und habe erwachsene Standpunkte. Ich kann sagen, dass ich sie großartig finde, weil ich sie wohl so liebe, wie sie sind: nämlich bestimmt nicht perfekt. Aber wer ist das schon?«
    »Ich dachte immer, alle Töchter wünschen sich die perfekte Mutter. Eine kinderliebe Glucke, die immer beide Augen zudrückt, die da ist zum Kuscheln und Betüdeln und dann rechtzeitig die Zügel loslässt, um mühelos hinüberzugleiten ins Stadium der älteren Freundin, mit der man Shoppen gehen kann und Beziehungsprobleme bequatscht. Ist es nicht so?«
    »Das

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