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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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auffordernd.
    »Du bist doch selbst eine Frau. Du müsstest doch wissen, dass Frauen sensibel sind, emotional zu großer Tiefe fähig, konfliktbereit, harmoniesüchtig, gleichberechtigt miteinander leben …«
    »Ja, ja«, unterbrach sie mich da ungeduldig. » Das weiß ich natürlich alles. Aber was sind die Vorzüge von Frauen, die ich nicht kenne?«
    Aha, darauf wollte sie also hinaus. In mir keimte allmählich der Verdacht, dass Angela vielleicht nicht nur unbedingt allein aus Gründen des Verständnisses für ihre Tochter den Weg hierher gefunden hatte. Sie war mir eine Spur zu neugierig, zu brennend interessiert und zu kokett, wie sie sich da über den Tisch zu mir beugte und genüsslich Käse von Taccochips knabberte.
    Möglich, dass sie einfach betrunken war und es in diesem Zustand mit einem Mal ganz lustig fand, ein wenig mit der Umwerberin ihrer Tochter zu flirten. Möglich. Aber eher unwahrscheinlich.
    Was sagte Frederike immer? In vino veritas? Der lateinische Spruch zum deutschen Gegenstück ›Wein spricht Wahrheit‹. Und dieser Ansatz war in der Tat hochinteressant. Was Lena wohl davon halten würde, wenn sie von meinem Verdacht erführe? Ich könnte wetten, sie hatte keinen blassen Schimmer davon, dass ihre eigene Mutter … ja, was eigentlich? Sie lauerte förmlich auf das, was ich nun zu den Vorzügen von Frauen als Liebhaberinnen sagen würde. Es würde mir ein Vergnügen sein!
    »Ich habe nicht viel Erfahrung mit Männern …«, begann ich vorsorglich.
    »Immerhin halb so viel wie ich«, bemerkte Angela richtig und stocherte mit einer gehälfteten Möhre in der Luft herum.
    »Frauen sind … weich. Ja, das fällt mir immer als Erstes ein. Und damit meine ich nicht nur ihren Körper, der ist natürlich auch weich. Schon allein wegen der Brüste, dem Po und den Schultern und vor allem den Händen. Die meisten Frauen haben wunderbar weiche Hände, kleiner als Männerhände, passend zu meinen eben. Aber auch ihre Seele und ihr ganzes Benehmen beim Lieben ist weich. Sie geben sich hin, genießen, was ihnen gegeben wird. Welcher Mann legt sich schon mit geschlossenen Augen auf den Rücken und überlässt alles der Frau? Natürlich schenken Frauen auch mit dem gleichen vollen Genuss, mit dem sie nehmen können, wieder zurück. Sie widmen sich ganz der Partnerin, ohne dabei groß an ihren eigenen Trieb zu denken …«
    Angela grinste. Es sah ein wenig verklärt aus. Ihre Augen hatten sich verengt, und ihre Blicke summten wie verträumte kleine Nachtfalter quer über den Tisch, immer mal wieder zu meinem Gesicht. Als sie jetzt merkte, dass ich sie eindringlich ansah, setzte sie sich aufrecht hin und lächelte spöttisch.
    »Du denkst an Blümchensex«, unterstellte ich ihr.
    »Wie?«
    »Blümchensex. So nennen wir den Sex, bei dem nur geschmust und gekuschelt wird. Aber weißt du, auch davon kannst du mal genug bekommen. Und dann willst du nur noch pure Leidenschaft und dich aneinander reiben und vielleicht auch mal ein paar Spielzeuge ausprobieren …«
    »Spielzeuge?«
    So naiv konnte sie doch nicht sein, oder? Wollte sie vielleicht einfach nur, dass ich es aussprach?
    »Dildos oder Vibratoren oder Liebeskugeln oder Gumminoppen-Finger oder was auch immer. Du weißt schon.«
    Angela sah aus, als wüsste sie nun wirklich nicht. Aber sie nickte und nahm hastig noch einen Schluck Wein.
    »Das klingt alles sehr … sehr … ungewöhnlich«, brachte sie schließlich heraus.
    »Ungewöhnlich?«, echote ich. »Ich finde, es klingt ganz einfach lustbetont.«
    »Tja, vielleicht deshalb«, meinte Angela und seufzte tief. »Ich habe in den zwanzig Ehejahren nie so etwas wie einen Vibrator gekauft, um ihn mit Volker zusammen zu benutzen. Obwohl ich mir das lustig vorstellen könnte. Es gibt ja auch so Gürtel, die man sich umschnallen kann.« Sie klang so, als nähme sie all ihren Mut zusammen, um sich auf dieses gefährliche Terrain zu wagen.
    »Harness«, sagte ich, nicht ohne die leichte Überheblichkeit derer, die über jene Art der Verlegenheit längst hinweg sind. »Gibt es fürs Becken oder fürs Knie.«
    Angela schluckte.
    »Wenn wir schon mal beim Thema sind.« Sie dämpfte geschickt ihre Stimme. »Ich habe mich schon öfter gefragt, warum Frauen so was benutzen. Ist das nicht das Gleiche wie Sex mit einem Mann?«
    »Ein uraltes Argument der Sex-Toys-Gegnerinnen«, winkte ich ab. Die Spannung, mit der sie meinen Worten folgte, amüsierte mich. Sie fragte doch nicht aus Interesse an Lenas Leben! Es war

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