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Die schönsten Dinge

Die schönsten Dinge

Titel: Die schönsten Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Jordan
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für mich allein behalten wollen. Noch offensiver kann ich in diesem Fall wirklich nicht flirten, und vielleicht ist es auch schon zu viel, aber er lächelt nur und bewundert die Wasserspeier.
    Â»Haben Sie nicht erzählt, dass Sie in Harvard waren?«, fragt er. »Dort gibt es doch sicher auch schöne Gebäude.«
    Â»O ja, sehr schöne alte Gebäude.«
    Â»Worüber haben Sie noch mal als Postdoc geforscht?«
    Im ersten Moment habe ich einen Aussetzer, dann sehe ich Sam, der noch als Putzmann verkleidet ist. Er hat das Institut über die Treppe verlassen, während wir den Aufzug genommen haben, fegt jetzt vor uns einen Weg und hält die Augen offen. Besser gesagt tut er so, als würde er fegen. Sich auf einen Besen zu stützen ist für Sam das Höchste der Gefühle, wenn es um körperliche Arbeit geht. Aber als Aufpasser ist er gut, das liegt ihm im Blut. Daniel wird nicht mitbekommen, dass wir beobachtet werden.
    Â»Stinktiere«, antworte ich. »Ich habe über Stinktiere geforscht.«
    Â»Da könnte man jetzt sagen: Das stinkt zum Himmel. Was für Stinktiere?«
    Â»Ach, die gängigste Art, die mit dem Streifen auf dem Rücken. Pepelepewicus stinkicus. «
    Â»Stinktierforschung hilft Ihnen hier in Australien beruflich sicher nicht weiter, oder?«
    Â»Sie würden staunen.«
    Als wir um eine Ecke biegen, stoßen wir beinahe mit zwei jungen Leuten zusammen: einem großen, schlaksigen Afrikaner mit geschmeidiger, kohlschwarzer Haut und hageren Armen und einer jungen Frau, die wie eine Skandinavierin aussieht, mit schmalen Hüften, goldblondem Haar und blauen Augen. Beide haben Bücher unter dem Arm und schlendern vor sich hin, wie es Menschen ohne richtige Arbeit tun. Sie würden als Studenten durchgehen, beide sehen jünger aus, als sie sind. Als sie uns sehen, lächeln sie.
    Â»Dr. Canfield«, grüßen sie mich wie aus einem Mund.
    Â»Was für eine schöne Überraschung«, sagt Julius.
    Â»Joshua. Glenda.« Ich wende mich zu Daniel um. »Mr Metcalf. Joshua und Glenda sind meine neuen Doktoranden. Sie werden bei meinem Projekt mitarbeiten.« Hoffnungsvoll lächelnd beiße ich mir auf die Unterlippe. »Das heißt, falls ich das Stipendium bekomme.«
    Â»Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Sir«, sagt Julius.
    Â»Mr Metcalf«, sagt Greta, wirft das Haar zurück und stemmt eine Hand in die Hüfte. »Hallo.«
    Greta trägt Riemchensandalen mit hohen Absätzen, die ihre langen, braun gebrannten Waden bestens zur Geltung bringen, aber nicht zu einer jungen Wissenschaftlerin passen. Sie hat zu lange unsoliden Ehemännern Timesharing-Anteile angedreht.
    Â»Mr Metcalf erwägt, unser Tigerprojekt zu fördern«, sage ich.
    Â»Wirklich? Das ist ja großartig!«, ruft Greta. Sie faltet die Hände wie zum Gebet. Mit aufgerissenen Augen sieht sie nur Daniel an, als wären Julius und ich gar nicht vorhanden.
    Â»Ohne großzügige Menschen wie Sie wäre die Forschung noch weit zurück, Sir«, sagt Julius.
    Â»Das ist doch das Mindeste«, meint Daniel. »Schließlich müssten wir uns ohne die Wissenschaft immer noch mit ganz normalen Erkältungen herumschlagen.«
    Â»Man darf aber auch nicht zu streng sein«, sage ich. »Die Forschung hat sich erst einmal um Kinderlähmung und die Pocken gekümmert. Erkältungen stehen bestimmt auch auf der Liste.«
    Â»Haben Sie sich schon immer für Evolutionsbiologie interessiert, Mr Metcalf?«, fragt Greta.
    Â»Brennend«, antwortet Daniel. »Mit diesen ganzen Zeitaltern. Das Jura kenne ich. Voller Dinosaurier und Attenboroughs. Und dann gibt es noch Okra und Bora. Sehen Sie? Gut, dass ich einen anderen Job habe. Ich wäre ein hoffnungsloser Fall.«
    Â»Forschung ist die wichtigste Arbeit, die es gibt«, sagt Julius. »In meinem Dorf in Kenia habe ich in einer Grashütte gelebt, Sir, mit meinen Tanten und Onkeln und Cousins, und bin jeden Tag fünf Meilen gelaufen, um Wasser aus dem Brunnen zu holen. Und schon damals habe ich davon geträumt, nach Melbourne zu kommen und mit einer berühmten Wissenschaftlerin wie Dr. Canfield zu arbeiten.«
    Â»Meine Güte, Joshua«, sage ich. »Ich werde ja rot.«
    Â»Ich auch!«, sagt Greta. Und es stimmt. Vielleicht geht es ihr nicht gut. »Biologie ist einfach wunderbar. Ich liebe alles an ihr. Wenn ich nur

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