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Die schönsten Dinge

Die schönsten Dinge

Titel: Die schönsten Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Jordan
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ziehe mich aus und wechsele den BH . Den Sport- BH gebe ich Greta, die zögert, bevor sie ihn in die Hand nimmt.
    Â»Danke. Ich werde ihn immer in Ehren halten.« Sie stopft ihn sich in die Tasche, dann zieht sie meinen Gürtel enger und kniet vor mir nieder, um die Beine der Shorts weiter aufzukrempeln. Ich halte mich an ihrer Schulter fest, um nicht umzufallen.
    Sie steht auf und runzelt die Stirn. »Halt mal still«, sagt sie und holt eine Tube Lipgloss aus der Tasche. Sie hält mein Kinn fest und trägt es auf. Schon an der Tube sehe ich, dass es nicht meine erste Wahl wäre. Zu glänzend. Greta tritt zurück und bewundert ihr Werk.
    Â»Schon besser. Langsam glaube ich, Sam hatte recht. Du bist bei dieser Sache nicht du selbst. Aus irgendeinem Grund bist du nicht richtig dabei. Du hältst dich zurück.«
    Â»Schon gut, schon gut. Aber wie soll ich mit euch beiden in der Nähe etwas machen? In dreckiger Wanderkleidung? In Zelten? Ich bin besser bei Champagner und leiser Musik.«
    Â»Du hast die Sterne. Du hast Wein. Du hast alles, was du brauchst. Nach dem Essen gehe ich mit Julius auf ein paar Gläschen zu unseren deutschen Wanderfreunden. Und ihr habt das Lager für ein paar Stunden ganz für euch. Lang genug, um etwas einzufädeln, nicht so lang, dass du in Schwierigkeiten geraten kannst. Wir kommen zurück und retten dich. Mach es einfach, Della. Wir verlassen uns alle auf dich.«
    Wir folgen dem Weg, bis Greta mich kurz vor dem Lager wieder am Arm festhält.
    Â»Fragst du ihn nach dem Tiger? Danach, dass er ihn als Kind gesehen hat?«, fragt sie.
    Ich schüttle den Kopf. »Das kann ich doch gar nicht wissen. Damit würde ich mich verraten. Vielleicht kann ich ihn dazu bringen, dass er mir davon erzählt. Mehr geht nicht.«
    Im Lager kniet Julius neben dem Campingkocher und bereitet Würstchen und Instantnudeln zu. Er unterhält sich mit Daniel, sie lachen, aber ich verstehe nicht, was sie sagen. Dann geht Daniel zu seinem Rucksack, der neben dem Zelt liegt. Er hat uns den Rücken zugewandt. Nach kurzem Herumtasten holt er ein sauberes T -Shirt heraus und zieht sich das alte mit einer geschmeidigen Bewegung über den Kopf. Wir können seinen geraden Rücken sehen, die Muskeln unter der gebräunten Haut, die über den Schulterblätteen spielen, den Schatten in der Vertiefung am Rückgrat.
    Â»Ach, und Della, vergiss nicht«, sagt Greta. »Wenn du das wirklich nicht machen willst, ist das in Ordnung. Ich übernehme gerne.«

E s ist geschafft, genau wie Greta es vorausgesagt hatte. Wir haben eine einfache Campingmahlzeit gegessen und das bisschen Aufräumen erledigt. Greta und Julius haben sich zu den Rucksacktouristen verzogen. Julius findet mit Sicherheit neue Freunde, denen er von den Tücken beim Wasserholen aus einem Brunnen berichten kann. Und Greta hat sich ihrer Amishkluft entledigt und dürfte von angesäuselten deutschen Bewunderern umlagert sein.
    Es ist dunkel, und ich bin mit Daniel allein. Abgesehen vom gelegentlichen fernen Jubel könnten wir die einzigen Menschen auf Erden sein. Daniel hat sich auf einer Decke vor der Lampe ausgestreckt, in der Hand einen Plastikbecher mit Rotwein. Ich habe auch einen Becher mit Wein, aber sonst nichts, weder Schlüssel noch Handtasche, Portemonnaie, Handy oder Lippenstift. Es hat eine Weile gedauert, aber mir ist klar geworden, dass ich diese unglaubliche Leichtigkeit zum Teil deshalb verspüre, weil all das fehlt, all diese Dinge, die nicht mehr als ein paar Hundert Gramm wiegen, aber ohne die man sich das Leben heutzutage nicht mehr vorstellen kann.
    Es ist windstill. Ich kann das Meer und den Zitrusduft der Eukalyptusbäume riechen. Während ich denke, dass ich schon unvernünftig viel Wein getrunken habe, nehme ich noch einen Schluck. Wenn ich den Kopf bewege, wackelt der Horizont leicht. Ich kann es nicht länger hinausschieben. Es ist Zeit loszulegen.
    Â»Die Narbe«, sage ich. »An Ihrer Hand.«
    Er streckt die Hand aus, mit der Handfläche zu mir. Entweder will er mir die Narbe zeigen, oder er will mich bremsen. Aber es ist zu spät. Ich bin schon in Fahrt.
    Â»Woher haben Sie die?«, frage ich.
    Er reibt mit dem Daumen der anderen Hand darüber, als wäre die Narbe ein Fleck, den er mit etwas Mühe wegwischen könnte. »Das ist eine schmerzhafte Erinnerung«, antwortet er. »Ich rede nicht oft darüber.«
    Ich

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