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Die schönsten Dinge

Die schönsten Dinge

Titel: Die schönsten Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Jordan
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machen und seinen Arm berühren und mit den Wimpern klimpern. Er hatte keine Familie wie ich, die ihm festen Boden unter den Füßen gegeben hat. Er wusste nicht, wem er trauen konnte.
    Â»So was nennt man wohl Berufsrisiko«, sage ich.
    Â»Interessant, dabei habe ich keinen Beruf«, sagt er. »Am erstaunlichsten ist, dass sie nie wissen, wer ich bin. ›Wirklich?‹, sagen sie. ›Du bist reich? Ich hatte ja keine Ahnung!‹ Sie lieben mich einfach, weil ich ich bin.«
    Â»Es wird Sie freuen, zu hören, dass ich genau weiß, wer Sie sind«, sage ich. »Ich sehe Sie als ein fettes Scheckbuch auf Beinen.«
    Er lacht. »Wenigstens mal was anderes. Ich glaube, Sie sind die einzige Frau, die das je zugegeben hat.«
    Es war also richtig, dass ich mich zurückgehalten und nicht zu direkt mit ihm geflirtet habe. Das tun Frauen ständig bei ihm. Jetzt weiß ich, wie ich weiter vorgehen muss. Ich muss distanziert bleiben, darf ihn nicht berühren, mich nicht so benehmen, wie Greta gesagt hat. Mir fallen all die Dinge ein, die ich über Evolutionsbiologie gelesen habe. Ich räuspere mich leise, lasse mich nach hinten auf die Ellbogen sinken und lege den Kopf in den Nacken.
    Â»Sehen Sie sich die Sterne an«, sage ich. »Sind sie nicht wunderschön? Ich frage mich oft, was unsere Vorfahren über die Sterne gedacht haben. Homo habilis. Homo erectus. Selbst wir staunen über die Sterne, und wir wissen, was sie sind.«
    Daniel schenkt uns Wein nach. »Vielleicht haben sie die Sterne für die Kinder von Sonne und Mond gehalten. Oder für die Seelen von vor langer Zeit gestorbenen Kriegern.« Er trinkt einen Schluck. »Vielleicht sind sie das auch. Vielleicht hatten sie recht, und wir irren uns.«
    Â»Es muss tröstlich sein, an so etwas zu glauben. Sich vorzustellen, dass die Toten über uns wachen.«
    Der Wein kribbelt auf meinen Lippen. Ich hätte nicht so viel trinken sollen. Wahrscheinlich sind meine Lippen verfärbt. Rotwein ist ein Anfängerfehler. Bei der Arbeit sollte man nur Weißwein, Champagner oder klare Schnäpse trinken. Nichts wirkt weniger überzeugend als verfärbte Zähne. Und selbst dann sollte man nicht wirklich trinken. Man nippt nur und schüttet etwas in eine Topfpflanze, wenn niemand hinsieht.
    Â»Die Leute müssten mehr über die Geschichte der Wissenschaft wissen«, sage ich. »Dann würden sie nicht so schnell über verrückte Ideen von anderen urteilen. Manche Forscher hatten schon ziemlich verrückte Ideen.« Mein Kopf wird plötzlich zu schwer für meinen Hals. Ich strecke mich aus, lege mich auf die Seite und stütze den Kopf in die Hand.
    Â»Verrückt? Was ist in der Wissenschaft denn verrückt? Abgesehen natürlich von Ihrem Projekt? Da machen doch lauter ernste, geniale Menschen ernste, geniale Sachen.«
    Â»Ach, es gibt reichlich ausgefallene Ideen. Mehr als genug. Zum Beispiel, dass die Ontogenese die Phylogenese rekapituliert.«
    Er zieht eine Augenbraue hoch. »Und was, bitte, heißt das übersetzt?«
    Â»Mitte des 19. Jahrhunderts war das eine ausgewachsene wissenschaftliche Theorie. Sie besagt, dass ein Embryo die gleichen Entwicklungsstadien durchläuft wie seine Art während der Evolution. Unter Ontogenese versteht man das Wachstum und die Entwicklung eines Einzelwesens. Phylogenese meint die evolutionäre Entwicklung einer ganzen Art. Und rekapitulieren heißt in diesem Fall wiederholen.«
    Â»Danke für die Erklärung.« Er lacht. »Ehrlich, danke. Jetzt ist mir alles klar. Die Studenten stehen für Ihre Vorlesungen bestimmt Schlange.«
    Â»Also das ist so.« Ich drücke den Becher in den Sand, damit ich keinen Wein verschütte. »Die Stelle hier an Ihrem Hals.«
    Ich wollte ihm an einem Beispiel zeigen, wie faszinierend Biologie sein kann, aber stattdessen strecke ich die Hand aus und streiche ihm ein paar kurze Haarsträhnen hinter das Ohr. Das ist falsch, völlig falsch. Damit bin ich nicht besser als all die anderen Mädchen, die Ketten und Geschenke wollten. Sein Haar ist dicker und glatter als meines. Nur die Spitzen, die sich um meine Finger legen, sind leicht gewellt. Mir stockt der Atem, ich wage nicht zu schlucken. Aber er sagt nichts und zuckt auch nicht zurück. Reglos sieht er mir direkt in die Augen.
    Ich muss mich konzentrieren. Auch wenn ich es mir hoffentlich nicht zur Gewohnheit

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