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Die schönsten Dinge

Die schönsten Dinge

Titel: Die schönsten Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Jordan
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Umschlag und halte ihn zwischen den Handflächen. Ein schlichter weißer, versiegelter Umschlag. Ich brauche ihn nicht zu öffnen. Der Scheck pulsiert förmlich darin. Ich falte ihn einmal und stecke ihn in meine Abendtasche. Jetzt ist klar, was ich tun kann. Ich warte.
    Nach einer Weile fragt er, als würde er mit seinem Kugelschreiber reden: »Ist noch was?«
    Â»Ja.«
    Er schreibt weiter, blättert um. »Was denn? Was willst du?«
    Â»Wo ist es?«
    Er blickt auf. »Wo ist was?«
    Â»Dein Schlafzimmer«, sage ich.
    Er kneift kurz die Augen zusammen. »Mein Schlafzimmer?«
    Â»Ja«, sage ich. »Das Zimmer. In dem du schläfst. Mit deinem Bett.«
    Â»Das ist oben.«
    Ich strecke einen Arm hinter den Rücken, komme aber nicht an den Reißverschluss heran. »Würdest du mal?«, frage ich, gehe um den Tisch herum und drehe ihm den Rücken zu. Mit einer Hand halte ich mein Haar nach oben.
    Â»Würde ich mal was?«
    Â»Ich komme nicht ran. Mach ihn doch bitte auf.«
    Â»Ella, was willst du von mir?«
    Â»Dass du mir den Reißverschluss aufmachst.«
    Â»Danke. So weit war ich schon. Ich meine: Was soll das?«
    Â»So viele Fragen. Der Scheck steckt in meiner Handtasche, richtig? Also geht es bei dem, was ich jetzt tue, nicht um das Geld.«
    Ich spüre, wie er den Reißverschluss langsam aufzieht, nur ein kleines Stück, aber seine Finger bleiben auf dem Stoff und dem Metall, er berührt nicht meine Haut.
    Â»Das hast du sehr gut gemacht«, sage ich, während ich zur Tür gehe. »Ich könnte schwören, du hast schon mal einen Reißverschluss gesehen.«
    Noch auf der ersten Treppe ziehe ich den Reißverschluss ganz auf und streife mein Kleid ab. Jetzt trage ich nur noch Schuhe und Unterwäsche, meinen besten BH und passenden Slip in goldenem Satin mit schwarzer Spitze. Kurz vor dem Treppenabsatz blicke ich zurück und sehe mein smaragdgrünes Kleid, das sich wie ein samtener Schatten an die Stufen schmiegt, noch warm von meinem Körper. Ich nehme die Brille ab und stecke sie in das Abendtäschchen. Ich schließe es mit einem Klacken und lasse es wie mein Kleid auf der Treppe zurück. Daniel steht unten und blickt zu mir hoch.
    Â»Was für eine hübsche Eingangshalle«, sage ich. »Links oder rechts?«
    Â»Ella. Du musst gehen. Sofort.«
    Â»Bald«, sage ich. »Dein Schlafzimmer ist bestimmt links.«
    Â»Rechts«, sagt er.
    Â»Hier irgendwo?« Im Gehen streiche ich mit einer Hand über eine Tür, der Metallschlüssel fühlt sich kälter an als das Holz. Ich gehe langsam, präge mir jeden Schritt ein. »Ich kann auch alle Türen öffnen, aber das dauert länger.«
    Â»Es ist die letzte.« Ich höre, dass er mir folgt. »Ella. Hör auf. Ella. Ich will nicht, dass du einen Fehler machst.«
    Â»Wie lieb, dass du dich um mich sorgst.« Ich ziehe die Nadeln aus meinem Haar und lasse sie auf den Teppich fallen. Das Haar löst sich und fällt mir über den Rücken. »Wenn du Bedenken hast, kannst du ja auf dem Sofa schlafen.«
    Am Ende des Flurs öffne ich die Tür. Im Zimmer steht ein großes Doppelbett mit einer schlichten weißen Baumwolltagesdecke. Ich trödle, als würde ich die Wände und Kunstwerke bewundern, dabei nehme ich nichts um mich herum wahr. Das Herz springt mir fast aus der Brust. Ich setze mich auf das Fußende des Bettes, lehne mich zurück und stütze mich auf die Ellbogen. Daniel lehnt mit verschränkten Armen am Türrahmen.
    Â»Glaubst du wirklich, ich schlafe auf dem Sofa? Das hier ist mein Zimmer.«
    Â»Du bist alt genug, du kannst selbst entscheiden. Ich wollte dir nur die Wahl lassen.«
    Er kommt näher, vor dem Bett bleibt er stehen. Er kniet sich hin, hebt mein Bein an und stützt es auf seinem Oberschenkel ab, wie ein Schuhverkäufer. Er ist sanft. Während er mir die Schuhe auszieht und sie einzeln auf den Boden stellt, hält er mein Knie. Dann kommt er zu mir hoch, und ich lasse mich zurücksinken, um ihn nicht zu berühren. Ich liege flach auf dem Rücken, die Arme ausgestreckt. Er hält über mir inne, die Knie links und rechts meiner Schenkel. Das Bett ist weich, ich sinke tief ein. Zwischen uns bleiben zwei Handbreit Raum. Ich sehe, wie verschieden wir sind, der genaue Gegensatz. Ich liege hier weich und blass, und seine Muskeln sind hart und angespannt,

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