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Die schönsten Dinge

Die schönsten Dinge

Titel: Die schönsten Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Jordan
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seine Haut ist stärker gebräunt, sein Gesicht rauer. Zu gern würde ich ihm mit den Fingernägeln über die Wange kratzen.
    Â»Letzte Chance«, sagt er. »Danach gibt es kein Zurück.«
    Â»Wird notiert«, sage ich. »Hast du mal einen Stift?«
    Er schließt kurz die Augen und holt tief Luft, dann schüttelt er den Kopf und stößt mit solcher Inbrunst ein leises »Mist« hervor, dass ich weiß, es ist mit seiner Selbstbeherrschung vorbei. Er lässt sich neben mir auf einen Ellbogen fallen, schiebt einen Arm unter mich und vergräbt die andere Hand in meinem Haar. Ich erwarte einen Kuss wie ein Wutanfall, aber er knabbert zuerst nur zart, warm und süß an meinem Ohr, küsst meinen Hals und wird dann langsam heftiger, küsst mich, bis mir schwindlig wird – wenn er mich nicht bald berührt, werde ich wahnsinnig. Ich nehme einen seiner Finger in den Mund, beiße sanft zu und bedecke seine Hand mit Küssen, bis ich bei der Narbe bin. Er küsst mich auf die Stirn und die Nasenspitze, dann dreht er mich mit einer einzigen Bewegung auf den Bauch, und ich spüre seine Hand im Nacken. Er setzt sich breitbeinig und öffnet meinen BH .
    Â»Hm«, macht er und steigt von mir herab, hält mich aber weiter fest. Dann reißt er mir den Slip herunter und streicht mir sanft über den Po. »Wo ich schon mal hier bin, kann ich diesem Hintern nicht widerstehen.« Er klatscht so fest zu, dass ich aufschreie. Meine Haut brennt, wo er mich getroffen hat. Ich winde mich und strample mit den Beinen, aber es hilft nichts. Ich bin gefangen.
    Â»Das war für meinen extraschweren Rucksack«, sagt er. »Glaubst du, das hätte ich nicht gemerkt? Ich bin doch kein olympischer Gewichtheber.«
    Â»Das wird dir noch leidtun«, grummle ich in die Matratze. »Ich werde mich rächen.«
    Â»Versuch’s doch.«
    Nach einer Weile habe ich das Gefühl, ich würde uns von der Decke aus beobachten, als könnte ich uns beide auf diesem großen Bett sehen, Beine und Hände und Münder. Ich bin gierig und ungeduldig. Ich will mehr von ihm, und das schneller, aber er lässt mich warten. Er ist hart, und als er endlich in mich gleitet und sich auf seine Ellbogen stützt, ziehe ich ihn stöhnend zu mir herab. Er bewegt sich in mir, schneller, dann langsamer, mit angespanntem Kiefer. Ich schlinge die Beine um seine Taille. Wir sind eins, und ich werde auf das Bett gepresst. Ich werde umfangen von unten und von oben, und als ich komme, winde ich mich und bäume mich auf. Ich habe nichts zu befürchten. Sein Körper gibt mir Halt.
    Als ich aufwache, strecke ich die Hand nach der Wand aus, aber da ist keine Wand. Das ist nicht mein Bett. Ich bin nackt und allein und an einem fremden Ort. Keine Panik. Einfach atmen. Wo ist der Ausgang? Wie weit ist er entfernt? Es ist dunkel im Zimmer, nur neben der Tür brennt matt eine Stehlampe, und dann fällt mir plötzlich alles wieder ein. Gestern Abend. Daniel.
    Ich ziehe das Laken hoch und wickle es um mich. Mein Körper hat nichts vergessen. Jeder Zentimeter sprüht vor Leben, und ein guter Teil davon ist wund. An einem Oberschenkel spüre ich schon vier blaue Flecken von Fingerspitzen, und an einer Brustwarze bildet sich ein violetter Knutschfleck. Meine Hüfte schmerzt, weil ich mich einmal beim Abstand zur Bettkante verschätzt habe und auf den Boden geknallt bin, gefolgt von Daniel. Er hat jede Schramme und die Kratzer von seinem Dreitagebart von meinem Hals bis zum Bauch geküsst. Ich selbst war auch seltsam gerührt und voller Bedauern. Als ich die wilden Kratzer auf seinem Rücken gesehen habe, sind mir fast die Tränen gekommen, aber er hat nur gelacht und gesagt, das wäre bald verheilt. Nicht, dass wir nicht zärtlich miteinander gewesen wären. Manchmal waren wir auch das. Er hat mit leicht geöffnetem Mund geschlafen, und als ich ihm eine Hand vor das Gesicht gehalten habe, konnte ich seinen Atem spüren. Seine Wimpern bildeten zwei dunkle Bogen über seinen Wangen, wie winzige Federn.
    Als sich meine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt haben, nehme ich das Zimmer zum ersten Mal richtig wahr. Die Wände sind taubenblau, in der Ecke steht ein farblich abgestimmter Stuhl. Die Stehlampe hat einen Bronzefuß und einen cremefarbenen Schirm mit Fransen. Das Kopfteil des Bettes und der Vorleger sind schokoladenbraun. An der Wand hinter dem Stuhl

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