Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
und einem dumpfen Geräusch im Waldboden. Die Grube verschloss sich darauf wie von selber und nichts war mehr von diesem Vorfall zu sehen.
Viele Jahrhunderte später, die Burgen der Gräfin von Wildeneck und der Gräfin von Lichtentann waren schon längst Ruinen, da tat sich im Wald von Sommerholz eine große Grube auf. Die Menschen erinnerten sich an die Erzählungen der alten Leute und begannen nach der goldenen Kutsche zu graben, aber weder eine Kutsche noch ein Goldschatz kamen zu Tage, so tief man auch grub.
Der dreizehnte Perchtenläufer
Bei den bekannten Salzburger Perchtenläufen in einer der Raunächte, auch „heilige Nächte“ genannt, sind schon oft Dinge passiert, die man nicht erklären konnte. Schließlich begaben sich die Perchtenläufer mit dem Tragen der Teufels- oder Perchtenmasken selber in Gefahr vom Teufel geholt zu werden. Gerne mischte sich der Teufel unter die Maskierten, um sie in der Menge durch sein Treiben zu bösen Taten anzustacheln. Es war nicht besonders schwer für den Teufel Macht über sie zu bekommen, denn im Äußeren hatten die Burschen ja schon freiwillig seine Gestalt gewählt.
Irgendwann trug man sogenannte Skapuliere, die von den Schulterkleidern der Ordensgeistlichen und der Nonnen abstammten, unter den Kostümen. Auf einem Skapulier waren Heiligenbilder gedruckt, die den Träger vor dem Bösen schützen sollten.
Bei Wörth in der Rauris hatten sich an einem 6. Jänner ganze 30 Burschen zum Perchtenlaufen im Vorstanddorf versammelt. Der Bursche, der den höchsten Teufel darstellte, musste dafür sein schützendes Skapulier ablegen. Kaum war die Perchtengruppe ausgezogen, da benahm sich dieser Kerl ganz merkwürdig, er war wild wie ein Tier und hob dann sogar ab und flog über der großen „Brunnstub’n“ hin und her. Schnell holte einer der Perchtenläufer ein Fläschchen mit Weihwasser hervor und versuchte ihn damit zu besprengen, doch der Teufel war so schnell, dass er ihn nicht erwischte. Endlich wurde eine Feuerspritze geholt und der Wilde in Teufelsgestalt konnte mit dem Weihwasser nass gespritzt werden. Wie von einer Kugel getroffen, fiel der Bursche auf den Boden und blieb dort regungslos liegen. Als sie ihm die Maske abnahmen, war er tot. Sie bespritzten ihn wiederum mit Weihwasser – und langsam kam wieder Leben in seinen Körper.
In der Nähe von St. Jakob am Thurn trug sich im Jahr 1798 auch etwas sehr Eigentümliches zu; damals sprach man noch vom „Land vor dem Gebirg“ – der Tennengau wurde ja erst 1896 verwaltungsmäßig vom Flachgau abgespalten. Es hatten sich einige Burschen aus der Umgebung eingefunden, aus Ober- und Hinterwinkl, Gfalls und Gols, um sich – als Perchten verkleidet – auf den Weg zu den verschiedenen Bauernhöfen zu machen. Als Geister aus der Unterwelt galten sie als Glücksbringer und wurden von den Bauern freudig empfangen. Oft kredenzte man ihnen Brot, Käse und Krapfen sowie Tee und Schnaps. Der Salzburger Fürsterzbischof hatte die maskierten Umzüge zwar verboten, aber Salzburg war weit weg und der Bischof auch, und keiner von ihnen wollte diesen alten Brauch freiwillig aufgeben.
Auch an diesem Abend hatten sie schon öfters ihren altbewährten Spruch aufgesagt:
„Meine liaben Leut,
wann’s uns was gebt’s,
dann gebt’s uns as bald,
denn wir miassen heut no
durch an finstern Wald.“
Ihr Weg führte wirklich durch einen finsteren Wald, es war der Wald im Klausbachtal. Es war jedes Jahr das Gleiche – fröhlich singend und schon leicht beschwipst kamen sie an dem Waldstück an, und je weiter sie hineingingen, desto düsterer wurde auch ihre Stimmung und bald wurde gar nicht mehr gesprochen. Als sie dann auf der sogenannten „Tratten“ waren, einer Magerwiese mit wenigen Bäumen, begann einer von ihnen die Gruppe abzuzählen und plötzlich taten es ihm die anderen nach.
„Es ist der Dreizehnte unter uns!“, schrie einer wie am Spieß und schnell erkannte die Menge, welcher der Maskierten es war. Sie schlugen und droschen auf das pelzige Untier ein. Einer hatte sich einen Baumstamm genommen und ihm damit die Unterschenkel zertrümmert, dass das Holz nur so splitterte. Die kämpfende Meute schien sich langsam zu beruhigen, dampfend standen sie vor dem Teufel, der keinen „Zappler“ mehr machte und dem das Blut langsam aus dem Rachen lief.
Nun ging einer hin und riss dem Teufel die Maske ab – doch alle standen wie versteinert: Vor ihnen lag einer ihrer Kameraden! Zu elft standen sie nun da, und manch
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