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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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Dienst zu bitten, doch den fand er nicht. „So, dann frag’ ich halt den Nächsten, der des Weges daherkommt“, dachte sich der Mann und schritt guten Mutes weiter. Es begann bereits zu dämmern, und da fiel ihm ein, dass ja heute die „Perchtlnacht“ – also die Dreikönigsnacht – war, in der die „Perchtgoba“ mit den Seelen der ungetauften Kinder umherzieht. In dieser Nacht wird der Perchtlsterz gekocht und in einer Schüssel auf den Tisch in die Stube gestellt, damit die Perchtl und ihre Kinderlen etwas zu essen haben, falls sie auf Besuch kommen. Sämtliche Löffel der Hausbewohner wurden damals dazu aufgedeckt und der, dessen Löffel in der Früh „übergedreht“ war, der musste im folgenden Jahr mit dem Tod rechnen. Und wie er so an die Perchtl mit ihrer Kinderschar dachte, da kam ihm eine alte Frau mit einem über und über mit Flicken besetzten Kleid entgegen. Eine große Schar Kinder folgte ihr nach durch den hohen Schnee, und eines der Kinder zog seinen Blick auf sich. Es war besonders armselig angezogen und die Haare waren ganz verstruppelt.
    „Oh du armes Zodawaschel“, sprach der Mann, ohne zu denken.
    Doch das Kind lächelte selig und sprach: „Vergelt’s Gott für den Namen, jetzt bin ich erlöst!“
    Die „Perchtgoba“ blickte ihm tief in die Augen und verschwand mit ihrer großen Kinderschar.
    Kurz darauf begegnete ihm ein fremder Mann, und er erinnerte sich an sein Vorhaben und bat diesen, die Patenschaft für sein Kind zu übernehmen. Zur Taufe gab es ein wertvolles „Krösen- und Weisertg’schenk“ für das Taufkind und die „Kindbetterin“ (Wöchnerin) – der unbekannte Mann war nämlich ein sehr reicher Mann. Von diesen Geschenken konnten sie sich ein kleines „Gütl“ kaufen und durch ihren Fleiß hatten sie immer ein gutes Auskommen.
    Die Perchtl hat sich auf diese Weise für das erlöste Kind bedankt.
    Die Stampa
    In der Gegend von Nassereith im Gurgltal geht eine unheimliche weibliche Gestalt um, die versucht, neugeborene Kinder und Wöchnerinnen zu entführen. Sie wird „Stampa“ genannt und ist in dieser Region sehr bekannt und gefürchtet, und zwar in dem Maße wie in anderen Gebieten die Frau Percht. Sie geht vor allem in der Weihnachtszeit um, und zwar in den Raunächten.
    Damit den Wöchnerinnen und ihren Kindern nichts passiert, müssen die Männer gut auf sie aufpassen und bei ihnen wachen, sie dürfen das Haus nicht verlassen, selbst zum Wasserholen nicht, und sie sollten nicht einmal beim Fenster hinausschauen. Einmal, es war im Nassereither Ortsteil Dormitz, da wachte ein Mann bei seiner Frau, die im Wochenbett lag. Plötzlich hörte er die Stampa kommen und schrie:
    „Frau, die Stampa ist da!“
    Er hatte sie sofort erkannt, wie sie mit ihrem Rosskopf ums Haus geschlichen kam. Weil aber der Mann gewacht hatte, floh sie, ohne jeglichen Schaden anzurichten.
    In einer Bauernstube in Nassereith kam eines Abends einmal die Stampa vorbei und sah, als sie durchs Fenster schaute, ein Kind allein in der Wiege liegen. Sie griff durchs Fenster, nahm das Kind und trug es fort. Als sie aber zu einem Baum kam, wo man das erste Badewasser nach der Kindstaufe ausgeschüttet hatte, musste sie den Knaben dort liegen lassen. Wäre das Kind ein Mädchen gewesen, dann hätte man das Wasser unter einen Rosenstrauch geschüttet, damit das Mädchen so schön wie eine Rose werde, bei einem Buben ist es ganz egal, denn bei den Buben geht es nicht um Schönheit. Auch vor dem Tauf- und Weihwasser selber scheut die Stampa, sie verliert dann ihre magischen Kräfte und meidet daher auch die Orte, wo nur ein Tropfen davon verspritzt worden ist.
    Damit die Kinder nicht aus der Wiege gestohlen werden konnten, wurden sie in der Perchtlnacht auch unter die Wiege gelegt – die Stampa oder Perchtl konnte sie dann nicht durchs Fenster sehen. Die Perchtlnacht ist die Nacht vom 5. auf den 6. Jänner, auch Dreikönigsnacht oder im Oberinntal „Gönnacht“ und im Unterinntal „Gennachten“ genannt.
    Die Stampa schaut wie ein gespenstisches Weib aus, mit verzottelten Haaren und zerlumpten Kleidern, hat jedoch einen Rosskopf, den sie meistens zum Fenster hineinsteckt. Manchmal erscheint sie mit einer langen Nase aus Eisen, und dazu soll sich einmal Folgendes ereignet haben:
    Spät abends ging wieder einmal die Stampa um und schaute, wo sie sich Kinder oder Wöchnerinnen holen konnte, die noch nicht den Segen der Kirche bekommen hatten. Nun kam sie an dem Haus des Schusters vorbei, bei dem

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