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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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Höllenlärm kann man die Stimmen der verschiedensten Tiergattungen erkennen und das Dröhnen der verschiedensten Musikinstrumente, dabei rüttelt der Sturm an den Fenstern. Nach einer Viertelstunde etwa nimmt der Lärm allmählich wieder ab. Wenn man der Wilden Jagd jedoch im Freien begegnet, dann sollte man sich am besten flach auf den Boden werfen. Wer das nicht tut, der wird in der Mitte glatt durchgeschnitten. Burschen, die am Freitag jauchzten, wurden oft sogar in Fetzen gerissen. Wer sich aber zwischen die Wagengeleise der Straße legt oder ein Hufeisen samt den Nägeln bei sich hat, der ist sicher. In der Wilden Jagd werden die armen Seelen gejagt, darum hacken die Holzknechte drei Kreuze auf den Strunk, nachdem sie einen Baum umgesägt haben, damit die Verfolgten hier rasten können.
    In der Gaisbacher Gegend ging vor vielen Jahren einmal eine Bäuerin nachts von der Totenwache heim. Als sie über einen Steg kam, hörte sie plötzlich in der Luft ein Gekreisch von Pferden, Hunden und Katzen, der Sturm heulte, die Bäume knacksten und bogen sich. Die Bäuerin wusste nicht, wie ihr geschah und wie sie heimkam. Am nächsten Tag war sie krank vor Schreck.
    In Königswiesen wollte ein Knecht einmal in der Heiligen Nacht die Wilde Jagd hören. Sehen konnte er dabei nichts, weil es so finster war. So stieg er auf einen Baum und fühlte sich sicher. Er war schon eine Weile dort oben, da erhob sich ein Lärm in der Luft, wie er ihn sein Lebtag noch nicht gehört hatte. Katzen jammerten, Hunde bellten, Hühner gackerten und allerlei andere Tiere fingen an zu schreien. Als es wieder ruhig geworden war, stieg der Knecht ganz benommen vom Baum und ging in die Stube. Er setzte sich ruhig auf die Ofenbank und konnte vor Schrecken noch eine Weile nichts reden.
    In den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts hatte ein Bauernsohn aus Geretsberg eine Braut in der Pfarre Tarsdorf. Wenn er sie besuchte, musste er beim scharfen Eck ein gutes Stück durch den Weilhartsforst gehen. Hier begegnete ihm jedes Mal etwas Unerklärliches. Wilder Lärm ertönte und es fühlte sich so an, als liefen lauter junge Hunde mit feurigen Augen um ihn herum. Er schlug mit seinem Stock um sich herum in die Dunkelheit, traf aber nichts. Und so schnell, wie der Spuk aufgekommen war, so rasch war er auch schon wieder vorbei. Bald fürchtete er sich so sehr vor diesem Waldstück, dass er seinen Bruder bat, ihn zu begleiten. Der lachte ihn aus und spottete, ging dann aber doch mit. Auch dieses Mal kamen sie im Wald in das Gelärm und kehrten beide schnellstens um, seither mieden sie nachts diesen Weg.
    Im Hagenreutholz bei Haigermoos wurde einst ein alter Bauer von der Wilden Jagd überrascht und warf sich zu Boden. Da fuhr und kratzte es über seinen Rücken und Hunde und Katzen lärmten. In Höhnhart kam ein alter Jäger unter die Wilde Jagd und duckte sich schnell zu Boden. Hätte er es nicht getan, wäre ihm der Kopf nach hinten gedreht worden.
    Ein kecker Bursche in Feldkirchen im Innkreis warf sich zwar auf den Boden, als er in die Wilde Jagd kam, streckte aber einen Fuß in die Höhe, damit einer der Jagdgesellen darüberstolpere. Da hatte er sich aber getäuscht, ihm wurde der Fuß ausgerissen.
    Ein Bauer im Kobernaußerwald hatte vorsorglich noch die Arme in Kreuzform auf der Erde ausgestreckt, auch er kam mit heiler Haut davon.
    In den Raunächten stürmte einst die Wilde Jagd unter Geschrei und Peitschenknallen über die Landauer Point vom Wald her bis in den Ort Mondsee hinein. Vorne jagte eine Meute vieräugiger Hunde, darauf folgten der Zug der ungetauften Kinder und schließlich ein Schwarm wilder Reiter, von denen ein Teil auf schwarzen Böcken ritt. Die Leute flüchteten sofort in die Häuser, denn wenn sie direkt auf die Wilde Jagd trafen, mussten sie mitziehen. Nur wer sich flach auf den Boden niederwarf und einen Rosenkranz oder etwas anderes Geweihtes bei sich hatte, über den stürmte die Jagd schadlos hinweg. Erst vor dem schweren Eichentor des Klosters machte sie halt, und wie der Abt heraustrat und ihr sein Brustkreuz entgegenstreckte, löste sich die lärmende Geisterschar auf und floh in alle Himmelsrichtungen. Besonders oft war die Wilde Jagd in den Waldschluchten um den Mondsee anzutreffen. Die Holzknechte hackten deshalb nach dem Fällen von Fichtenbäumen drei Kreuze in die Schnittflächen der Stumpfe. Dies musste mit sechs Streichen gelingen, und wer sich dann beim Nahen der Wilden Jagd auf solch einen Stamm setzte und

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