Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
Grausamkeit „Schreckenwald“ genannt. Er war der Kammermeister von Herzog Albrecht V., der ihn 1429 mit der zu diesem Zeitpunkt verfallenen Burg belehnte und ihm 1438 das Mautrecht für flussaufwärts fahrende Schiffe gab. Scheck von Wald musste im Gegenzug die Treppelwege, auf denen die Schiffe flussaufwärts gezogen wurden, erhalten. Dazu und zum Aufbau der Burg musste die Bevölkerung der Umgebung Zwangsarbeit leisten.
Doch schon sehr bald wurde aus dem Mauteintreiber ein gnadenloser Raubritter, der die Donauschiffe ausraubte. Er gab sich jedoch nicht nur mit der Beute auf den Schiffen zufrieden, sondern entführte manche reiche Schiffspassagiere auf seine Burg Aggstein, wo sie im Verlies auf das Lösegeld ihrer Angehörigen warten mussten. Konnten sie die hohe Summe nicht in kürzester Zeit auftreiben lassen, dann wurden die Gefangenen zu „Todesrosen“, wie der Raubritter sie nannte. Die Opfer wurden am Brunnen vorbeigeführt und über vier Steinstiegen in Schreckenwalds „Rosengarten“ gestoßen. Dieser war eine schmale, gerade drei Fuß breite Felsplatte in schwindelnder Höhe. Hinter dem Gefangenen wurde die Tür verschlossen und nun blieb diesem nichts anderes mehr übrig, als entweder zu verhungern oder sich in die Tiefe zu stürzen.
Lange Zeit trieb Schreckenwald diese Verbrechen, bis im Jahr 1463 einer vor die schreckliche Wahl gestellt wurde, der ein kühner und gewandter Springer und Kletterer war. Mit kundigem Auge maß er des Sprunges Tiefe, sah Bäume unter sich aufragen, befahl Gott seine Seele und sprang, doch sprang er so geschickt weg, dass er auf einem Baumwipfel landete, den er sofort mit seinen starken Händen umfasste. Dann glitt er im gebremsten Fall in die Tiefe, wo die Gebeine der vor ihm Herabgestürzten und Zerschmetterten moderten, und fand glücklich einen rettenden Ausweg.
Dieser Überlebende schwor Rache und versammelte die besten Ritter aus der ganzen Wachau um sich, die nun dem Schreckenwald auflauerten und ihn dem verdienten Strafgericht zuführten. Noch heute sagt man in der Wachau, wenn sich ein Mensch aus höchster Not nur unter Lebensgefahr retten kann: „Er sitzt in Schreckenwalds Rosengärtlein.“
In einer anderen Variante wird erzählt, dass sich zwei Gefangene durch einen Sprung in umliegende Baumkronen retten konnten. Beim zweiten Mal fingen die Glocken aus dem Tal so laut zu läuten an, dass Scheck davon wahnsinnig wurde und dadurch leicht von einem weiteren Raubritter, Georg von Stain, besiegt werden konnte. Erst 1477 übernahm Herzog Leopold III. die Burg selbst und besetzte sie mit Pächtern und Pflegern, um damit die Plündereien zu beenden. 1529 wurde die Burg Aggstein von einer Gruppe Osmanen bei der ersten Türkenbelagerung Wiens niedergebrannt. Später wurde sie dann wieder aufgebaut und mit Schießscharten zur Verteidigung versehen.
Vom Kaiserhaus, von Adeligen und Kriegszeiten.
„Als er wieder in seine Hofburg und zu Kräften gekommen war, gab es ein großes Dankesfest ...“
Die Frauenmauer
Im Gsollgraben bei Eisenerz wohnte die Witwe eines Hammergewerken, der es durch die Herstellung von Eisenwerkzeug und vor allem von Sicheln zu ansehnlichem Reichtum gebracht hatte. Seine Erbin war eine mutige Frau und tüchtige Bergsteigerin, die zur Jagd ging und eine hervorragende Schützin war, nie verfehlte sie ihr Ziel. Frau Kunigunde, so hieß die Witwe, war überaus beliebt bei den Leuten, sie war eine freundliche und liebenswerte Person, die half, wo sie nur konnte, besonders aber den Armen und Kranken. Aber sie hatte auch einen Neider, den Wandhiesel, und der meinte es nicht gut mit ihr. Er war ein alter Wildschütz und Frau Kunigunde war ihm ein Dorn im Auge, das war jedem bekannt. Der Hass des Alten ging sogar so weit, dass Frau Kunigunde ihre Knechte dazu anhalten musste, die Waffen immer schussbereit zu halten.
Eines Tages kam im Gsollgraben eine Schar Frauen und Kinder an, dahinter schleppten Männer und Burschen ihr Hab und Gut.
„Die Türken kommen! Die Türken verheeren alles mit Feuer und Schwert, sie dringen schon von Losenstein und Altenmarkt herein; wehe uns Armen!“, so klagten die Frauen.
Frau Kunigunde ließ sich ihre Betroffenheit nicht anmerken und erkundigte sich nach den restlichen Eisenerzern.
„Ja, die anderen kämpfen in der Stadt, aber wir suchen Hilfe in der Gsoll.“
„Und die werdet ihr bekommen“, versprach ihnen Frau Kunigunde, „mich verwundert nur, wieso mir mein Cousin aus Steyr nichts berichtet hat, so
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