Die Schöpfungsmaschine
zu. „Aber ich denke doch, dass ich immer noch einen Job bekommen kann. Es wird wohl nichts Besonderes sein, aber etwas wird es schon einbringen.“
Sie ließ ihren Blick durchs Zimmer wandern, über die geschmackvolle Ausstattung und die bequemen Möbel.
„Ich fürchte, wir werden uns von diesem Zeug trennen müssen.“
„Das denke ich auch.“ Seine Stimme klang sehr sachlich.
Sie fuhr mit ihrem Sessel einmal im Kreis herum und sah ihn erneut an.
„Vielleicht können wir jetzt die Dschungelreise machen, von der du neulich geredet hast. Wer weiß … vielleicht hat man sich nach zwanzig Jahren an Beeren und Erdnüsse gewöhnt, und dann mag es dort ganz nett sein.“
Er raffte sich zu einem Lächeln auf, sie versuchte, es zu erwidern, aber ihr Herz war nicht bei der Sache.
Die Neuigkeiten waren für sie keine Überraschung gewesen. Sie hatte seine Entscheidung nicht einmal in Frage gestellt. Sie wusste, dass er getan hatte, was er tun musste. Er wusste, dass sie seine moralischen Werte teilte und dass sie weise alle Opfer auf sich nehmen würde, die gebracht werden mussten, um diese Werte zu bewahren. Lange durchdachte Erklärungen und Rechtfertigungen waren nicht nötig.
Sie ließ den Sessel in einer rhythmischen Bewegung von einer Seite zur anderen schwingen und presste ihre Hände mit den Fingerspitzen gegeneinander. „Wir müssen jetzt mal ganz logisch und objektiv vorgehen. Wir sollten irgendeinen Plan schmieden, was als nächstes zu geschehen hat.“
„Wir sollten?“
„Natürlich sollten wir das tun! Das Ende der Welt ist noch nicht gekommen, und es gibt eine Menge Dinge, die zu erledigen sind. Also, was machen wir zuerst?“
„Wir betrinken uns.“
„Sei bitte nicht so albern. Das ist doch die Universallösung aller amerikanischen Männer. So verlegt man die Probleme nur in die Zukunft.“
„Da sind sie doch gut aufgehoben. Wir haben keine Zukunft.“
„Nicht wenn du immer weitertrinkst, aber das können wir uns sowieso nicht leisten. Wir wollen ernst bleiben. Zunächst mal könnte ich zusehen, ob ich im Krankenhaus einen Vollzeitjob übernehmen kann. Das wird uns weiterhelfen.“
Clifford sah endlich ein, dass sie sich ernsthaft um eine Lösung bemühte. Er richtete sich im Sessel auf. Seine Stimmung hatte sich plötzlich geändert.
„Natürlich wird uns das helfen“, sagte er, „du bist eine tolle Frau.“
„Dann könnten wir uns eine billigere Wohnung suchen“, fuhr sie fort. „Ein kleines Appartement vielleicht. Ich glaube, oben am Hammer Hill gibt es ganz nette Wohnungen. Wenn du für vorübergehend eine Stelle findest, dann müssten wir für die nächste Zeit ganz gut zurechtkommen, bis wir uns entschieden haben, wie unsere Zukunft aussehen soll. Was hältst du davon?“
„Ja, das ist ein guter Vorschlag“, stimmte er zu. „Jerry Micklaw hat mir übrigens erzählt, dass sie in seiner Firma noch Leute suchen. Die Arbeitszeit ist ziemlich lang, und es ist harte Arbeit, aber sie zahlen gut, und es gibt eine Menge Zuschläge. Wenn ich da unterkomme, hätten wir Zeit gewonnen, um uns in Ruhe über alles klarzuwerden. Wenn ich es mir recht überlege, brauchen wir das Haus vielleicht gar nicht aufzugeben. Ich schätze, dass wir, wenn wir die …“
Die Türglocke läutete.
Sarah saß dem Eingang am nächsten. Sie verließ das Zimmer und ging zur Tür, während Clifford gedankenversunken das Teppichmuster betrachtete. Geistesabwesend vernahm er, wie die Haustür geöffnet wurde. Währenddessen dachte er noch einmal über ihr Gespräch nach. Dann riss ihn Sarahs Ruf „Du liebe Güte!“ in die Wirklichkeit zurück. Der Korridor vor der Zimmertür war mit einem Mal erfüllt vom dröhnenden Lachen einer sonoren Stimme, die die düstere Stimmung wie die Morgensonne aus dem Haus trieb. Clifford blickte auf und starrte mit offenem Mund zur Tür, als Aubs schlanke, drahtige Gestalt ins Zimmer trat. Sarah stand hinter ihm im Türrahmen und breitete die Arme in einer hilflosen Geste aus.
„Dr. Clifford, wie ich vermute.“ Aub strahlte, dann brach er im Anblick von Cliffords Gesichtsausdruck erneut in donnerndes Lachen aus. Clifford schaffte es gerade, sich halb aus dem Sessel zu erheben, als seine Hand auch schon heftig auf und ab gerissen wurde. „Es wurde langsam Zeit“, sagte Aub und drehte sich um, damit er auch Sarah die Hand schütteln konnte. „Mir fiel kein guter Grund ein, aus dem ich es länger aufschieben konnte, und daher …“ Er zuckte die Achseln.
Clifford
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