Die Schöpfungsmaschine
Kopie und warf dann einen kurzen Blick auf sein eigenes Blatt. Clifford war jetzt seit fünf Minuten im Zimmer, und schon steckten sie mitten in der Arbeit. Er war beeindruckt. Wenn das ein typisches Beispiel für die mitreißende Wirkung von Aubs Enthusiasmus war, dann war es kein Wunder, dass das Projekt sich mit dieser halsbrecherischen Geschwindigkeit entwickelte. Er hatte Aub bisher nicht als fähigen Leiter einer Menschengruppe erlebt. Clifford fragte sich, welche unvermuteten Talente sich wohl sonst noch hinter Aubs fremdländischem Äußeren verbergen mochten.
„Ich sehe gerade den Punkt Modus-Synthesizer“, bemerkte Aub. Er sah auf. „Mike, wie weit seid ihr?“
„Ich habe einen Versuchsschaltkreis unten im Laboratorium aufgebaut“, erwiderte ein junger Mann mit kurzärmeligem Hemd und grünen Jeans von der anderen Seite des Tisches. „Die Einstellung am HF-Ende muss noch nachgestellt werden, und außerdem ist da irgendwo eine Streukapazität, der wir noch auf die Spur kommen müssen. Gib mir noch … eine Woche, ja?“
„Wiedervorlage nächsten Montag“, murmelte Aub und machte sich einen Vermerk. „Okay?“
„Klar!“
„Die Modus-Ablesung, Alice?“ Aub las den nächsten Punkt auf seiner Liste vor und warf einen fragenden Blick in Richtung der jungen Frau.
„Da gibt es noch Probleme“, antwortete sie, „ich müsste mehr über die mathematischen Ableitungen der Phasenfunktionen wissen.“
„Dafür haben wir jetzt ja den richtigen Mann“, sagte Aub und schaute zu Clifford hinüber. „Brad, wie wäre es, wenn wir uns nachher, nachdem wir hier fertig sind, einmal zusammensetzen und die Sache gemeinsam durchgehen?“
„Natürlich“, antwortete Clifford.
„Die Analogon-IC-Chips der Firma Internationale Halbleiter“, fuhr Aub fort, „bist du mit den Dingern zufrieden, Joe?“
„Schön wär’s“, erwiderte Joe, „sie haben eine Warteliste von sechs Monaten für die Chips. Daran ist wohl nichts zu ändern.“
„Verfluchter Mist!“ Aub trommelte nervös mit den Fingern.
„Aber das ist kein Grund zur Verzweiflung“, sagte Joe ungerührt. „Ich habe ein Dutzend von den Dingern in einem Elektronik-Shop in Boston entdeckt, und Penny fährt morgen rüber und holt sie ab. Außerdem sind sie unwahrscheinlich billig dort.“
„Prima.“ Aub strahlte wieder. „Nächster Punkt … Penny … sechzig Meter Niedrig-Spannungs-Kabel …“
In diesem Schnellfeuerstil verlief die gesamte Sitzung, die weniger als fünfundvierzig Minuten dauerte. An ihrem Ende fühlte Clifford sich bereits wie zu Hause. Es war genauso, wie Al gesagt hatte, als er sich nach ihrem ersten Tag in Sudbury von ihnen verabschiedet hatte: Sie waren ein starkes Team.
„Ich wusste, dass du hier bist, darum habe ich dir einen Kaffee mitgebracht.“ Die Stimme hinter ihm schreckte Clifford vom Bildschirm hoch, und er fuhr herum. In der Bürotür stand Joe; in jeder Hand hielt er eine Tasse mit dampfend heißem Kaffee. Die Lehrzeit war genau zwanzig Minuten vor Mitternacht; drei Monate waren seit Cliffords Ankunft in Sudbury vergangen.
„Du musst Gedanken lesen können, Joe“, sagte Clifford. „Vielen Dank, stell ihn bitte hier ab!“ Er zeigte auf eine Stelle auf dem Tisch, dicht bei seinem Stuhl, am Rand der unordentlichen Stapel von Aktenordnern und Notizblättern. „Was ist los, kannst du in letzter Zeit auch nicht mehr einschlafen?“
„Ich habe ein Untersystem im Stabilisator ausprobiert, und darüber habe ich die Zeit vergessen“, sagte Joe und stellte die Tasse ab. „Heute hatten wir zum ersten Mal die Gelegenheit, es unter normalen Arbeitsbedingungen zu testen. Ich konnte nicht bis morgen auf die Ergebnisse warten.“
„Na, und wie waren sie?“ fragte Clifford.
„Sie sehen gut aus. Ich glaube, unsere Entzerrungs-Ableitungen stimmen jetzt. Aub und Penny sind gerade unten und stellen die neuen Werte ein.“
„Geht in diesem Laden denn eigentlich niemand je nach Hause?“ fragte Clifford mit einem Stoßseufzer. „Weißt du was, Joe, wenn wir unsere Überstunden bezahlt kriegten, dann könnten wir uns alle schon längst in den Ruhestand begeben haben.“
„Ja, stimmt … Ich glaube aber, wir wüssten gar nicht, was wir mit unserer Freizeit anfangen sollten“, sagte Joe. „Außerdem macht das hier mehr Spaß.“
„Es gefällt dir also immer noch, hm? Das ist fein.“
„Klar, es ist spannender als Baseball“, erklärte Joe. „Wie ist es mit dir …? Klappt alles?“ Er ließ sich
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