Die Schöpfungsmaschine
„Dass wir diese zweidimensionalen Wesen sind und dass im Hinblick auf den K-Raum Zeit, Entfernung und diese Dinge nur Illusionen sind?“
„Wenn man vom wirklichen K-Universum ausgeht, dann ist es so“, sagte Morelli schlicht. „Das Modell des Universums, das wir uns in Gedanken errichtet haben, ist nur ein Produkt unserer beschränkten Wahrnehmungsfähigkeit.“
Nun war Aub wieder an der Reihe: „Es ist besonders wichtig zu erkennen, dass Zeit, Richtung und Entfernung Produkte unseres Universums sind und dass sie im wahren Universum nicht existieren. Man könnte sagen, dass die K-Wellen nicht von etwas behindert werden, das eigentlich nur eine Konstruktion unvollkommener Gehirne ist. Demzufolge sind diese Begriffe auch völlig irrelevant, wenn man die Wellen-Ausbreitung im K-Raum betrachtet. Ein Lichtstrahl ist die Projektion einer K-Welle in den Normalraum, und seine begrenzte Geschwindigkeit ergibt sich aus den Beschränkungen des U-Raums, in den er hineinprojiziert wurde. Eine reine O-Welle wird überhaupt nicht in den U-Raum hineinprojiziert, und darum ist ihre Ausbreitungsgeschwindigkeit auch keinen Beschränkungen unterworfen.“
„Worauf Aub hinaus will, Pete, ist folgendes: Wenn eine O-Welle entsteht – im SVR, zum Beispiel – und im Detektor aufgenommen wird … dann ist die Zeitverschiebung zwischen diesen beiden Ereignissen null. Der Beobachter im Normalraum nimmt dies als gleichzeitiges Ereignis auf. Die Ausbreitung ist unmittelbar!“
Hughes sah sie ungläubig an. Jetzt war ihm klar, warum sie vorhin so aufgeregt in sein Büro gestürzt waren.
„Ihr habt doch eben gesagt, dass ihr O-Wellen aus dem ganzen Universum empfangt“, sagte er zögernd. „Wollt ihr auf das hinaus, von dem ich annehme, dass ihr darauf hinauswollt?“
„K-Astronomie!“ bestätigte Aub. „Oder O-Astronomie, mir ist es gleich, wie du es nennen willst … Genau darauf wollen wir hinaus! Mit Teleskopen kann man einige Informationen über Sterne und Galaxien und andere Phänomene erhalten, aber diese Neuigkeiten sind eigentlich schon Millionen Jahre alt. Mit O-Wellen jedoch … da erfährt man, was dort jetzt, in diesem Augenblick vorgeht, ohne irgendeine Zeitverschiebung. Und die Entfernung spielt ebenfalls keine Rolle, denn für sie gelten die gleichen Bedingungen!“
Hughes runzelte ungläubig die Stirn.
„Aber das ist ja schneller als die Lichtgeschwindigkeit“, bemerkte er. „Das führt doch zu allen möglichen Ursache-und-Wirkung-Paradoxien. Das ergibt sich aus der Relativitätstheorie. Ihr redet Unsinn!“
„Nein, Pete“, antwortete Morelli. „Wir reden ja nicht über etwas, das sich durch den normalen Raum mit hoher Geschwindigkeit bewegt. Wir reden überhaupt nicht von Dingen, die sich durch den Raum bewegen. Du musst es dir als augenblickliche … Transformation vorstellen … von einem Punkt zu einem anderen. ‚Geschwindigkeit’ spielt dabei überhaupt keine Rolle.“
Aub dachte einen Moment lang nach, dann wandte er sich an Morelli: „Ein relatives Ursachen-Paradoxon geht immer davon aus, dass zwei Beobachter, die sich schneller als das Licht durch den Raum bewegen, sich nicht einmal auf die Reihenfolge von zwei Ereignissen einigen könnten, ganz zu schweigen von der Zeitspanne zwischen diesen Ereignissen.“
„Und das soll hier nicht zutreffen?“ fragte Hughes.
„Nein“, erwiderte Morelli. „Sieh mal, Pete, bei den Beispielen paradoxer Ereignisse spielt immer die Zeitspanne eine Rolle, innerhalb derer sie beobachtet werden. Bei dem Vorgang, von dem wir sprechen, geschieht die Transformation in Null-Zeit, so kann es gar nicht zu paradoxen Ereignissen kommen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wenn man keine Möglichkeit hat, ein Paradoxon zu beobachten, dann gibt es auch kein Paradoxon.“
„Und da wir den Begriff Geschwindigkeit nicht gebrauchen müssen, gibt es auch keine Probleme mit der Beschleunigung“, ergänzte Aub. „Das ganze Problem, dass man eine Masse, die unendlich groß ist, nur mit Hilfe unendlicher Energie beschleunigen kann … für uns trifft es nicht zu.“
Hughes blinzelte ihn erstaunt an. Einige Zeitlang hatte sein Verstand Mühe, sich an die neuen Gedanken zu gewöhnen, mit denen er konfrontiert worden war, aber als er wieder das Wort ergriff, verriet sein Tonfall bereits, dass er angebissen hatte.
„Was soll denn jetzt geschehen?“ fragte er. „Wie machen wir weiter?“
„Tja, man kann kein Teleskop oder so etwas bauen, mit dem man bestimmte Punkte
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