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Die Schokoladendiät

Die Schokoladendiät

Titel: Die Schokoladendiät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carole Matthews
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Schulter zu. «Aber beeil dich, ich möchte nicht, dass du zu spät zu meiner Hochzeit kommst!»
    Mein Dad schlägt die Schlafzimmertür krachend hinter sich zu. Ich lächele in mich hinein. Heutzutage hat unsereins ja überhaupt keinen Respekt mehr vor den Eltern. Aber die haben eben auch so selten welchen verdient.

65
    Die
Mitglieder des Schokoclubs quetschen sich alle in den Bentley meines Vaters. «Am besten fahre ich», sage ich nervös. «Falls wir einen Unfall bauen, sollte der wenigstens auf meine Kappe gehen.»
    «Du hast was getrunken», erinnert mich Autumn.
    «Zwei Wodkas», antworte ich. «Damit bin ich immer noch unter der Promillegrenze.» Ehrlich gesagt sind meine Fahrkünste so bescheiden, dass ich selbst stockbesoffen nicht viel schlechter fahren könnte. Hoffentlich haben wenigstens die vier Croissants etwas von dem Alkohol in meinem Blut aufgesaugt.
    Meine Freundinnen helfen mir hinters Steuer und legen mir das Kleid so um die Beine, dass es sich nicht in den Pedalen verfängt. Chantal sitzt neben mir auf dem Beifahrersitz. Wie es sich für eine gute Brautjungfer gehört, nimmt sie mir den Brautstrauß ab.
    Ich vergewissere mich, dass alle so weit sind, und rufe entschlossen: «Los geht’s.»
    Mit quietschenden Reifen machen wir uns über die gewundene Hotelzufahrt in Richtung London. So nebenbei ein paar Blumenbeete mitnehmend, rasen wir der Hochzeit, Marcus und meinen Eltern davon. Die schokoladenfarbenenSchmuckbänder flattern im Wind. Meiner Meinung nach sollten wir jetzt irgendwelche triumphierenden Gefechtshymnen abspielen, aber mein Vater hat nur CDs von Celine Dion da. Also dröhnt jetzt «My Heart Will Go On» aus dem Lautsprecher.
    Ich werfe einen Blick über die Schulter. «Weißt du auch wirklich, wo wir hin müssen, Autumn?»
    «Ja», sie nickt ernst. «Ganz sicher. Mädels   … für das hier kann ich euch gar nicht genug danken.»
    «Hör auf mit dem Gesülze», schelte ich sie. «Wir machen das, weil wir wie die drei Musketiere sind: Alle für einen und einer für alle.»
    «Alle für einen und einer für alle», wiederholen Nadia und Chantal im Chor.
    Bei Licht betrachtet waren auch die Musketiere zu viert, obwohl sie ja verwirrenderweise die
drei
Musketiere genannt werden. Ich sehe Autumn noch einmal an.
    «Du musst mir nur sagen, wo es langgeht.»
     
    Eine Stunde später fahren wir durch ein schäbiges Stadtviertel im Norden Londons. Ich war ja schon in so manchen üblen Gegenden, aber diese Ecke erscheint mir wirklich extrem heruntergekommen. Sogar die Sonne hat sich hinter grauen Wolken verkrochen. Das Viertel ist trostlos und eintönig, und sieht so aus, als wäre es vor kurzem ausgebombt worden. Fest verriegelte Garagen ziehen sich die Straßen entlang. Billigwerkstätten bieten Reifenwechsel, Lackarbeiten und Reparaturen an, und man kann sich die Art von Kundschaft ganz gut vorstellen. Also nicht unbedingt Mamis, die sich beim Abholen der Kinder eine kleine Beule in ihren Ford Fiesta gefahren haben. Ich bin überrascht, nirgendwo eine Werbetafel für spurlose Leichenbeseitigung zu sehen.
    Der auf Hochglanz polierte Wagen meines Vaters mit seinem Hochzeitsschmuck passt hier wie die Faust aufs Auge, und allmählich begreife ich, dass wir uns da tatsächlich auf eine gefährliche Sache eingelassen haben – von gesetzeswidrig ganz zu schweigen. Wenn Marcus mich jetzt sehen könnte, würde er mich glatt umbringen. Hoffentlich fällt seinem Trauzeugen eine weniger nervenaufreibende Unterhaltungseinlage ein. Ein paar Drinks an der Bar zum Beispiel. Welcher Teufel hat mich eigentlich geritten, dieses Wagnis hier einzugehen?
    Wir dringen immer tiefer in diese Gegend am Arsch der Welt vor. Ich hab keine Ahnung, wo wir eigentlich sind, aber ich weiß, dass es mir hier nicht gefällt.
    «Verdammt, Autumn», entfährt es mir nervös. «Sind wir nicht bald da?»
    Autumn nimmt einen Stadtplan aus der Sporttasche. «Ja, beinahe. An dieser Kreuzung musst du nach rechts fahren, Lucy.»
    Wir biegen ein. In den Gebäuden wurden sämtliche Fenster eingeworfen, weshalb die Straße mit Glasscherben übersät ist.
    «Der Übergabeort muss irgendwo hier sein», sagt Autumn. «Auf einem ungenutzten Grundstück zwischen zwei stillgelegten Fabrikhallen.»
    «Klingt ja reizend.»
    Wir folgen der Straße, und die Stimmung im Bentley wird sehr ernst, während wir langsam weiterrollen und nach dem Treffpunkt Ausschau halten.
    «Hier muss es sein», ruft Autumn. Sie zeigt auf ein abgewracktes Gelände

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