Die Schokoladendiät
geschlossen und den Kopf nach hinten gelegt. Auch er sah vollkommen fertig aus. Er hatte sein Jackett abgelegt, den Kragen seines Hemds abgeknöpft und die Manschetten hochgeschlagen. Seine Lippen waren voll und süß, seine schwarze Haut makellos. Er hatte Wimpern, für die die meisten Frauen gemordet hätten. Kurz: Er war der bestaussehende Mann, dem sie je begegnet war. Ausgeschlossen, dass sie sich den durch die Lappen gehen ließ.
«Du hättest nicht auf mich warten müssen», sagte sie leise. «Warum hast du dich denn nicht schon in die Federn verkrochen?»
«Weil ich zuerst noch etwas anderes machen muss», erwiderte er. Da fiel ihr Blick auf den Couchtisch, auf dem zwei Gläser Champagner standen. Da Autumn sowieso noch nie so viel getrunken hatte wie heute, würde ein letztes Glas jetzt auch nichts mehr ausmachen. Ab morgen würde sie sich dann wieder ausschließlich dem Kräutertee hingeben.
«Komm, setz dich.» Addison klopfte auf den Platz neben sich auf dem Sofa. Dann wandte er sich ihr zu. «Ich glaube, ich habe dich vorhin etwas im Unklaren über meine Absichten gelassen», sagte er und sah sie an.
Autumn blickte ihn verdutzt an, doch bevor sie etwas sagen konnte, war ihr Freund schon vom Sofa gerutscht und hatte sich vor ihr hingekniet.
«Autumn Fielding», begann er, «würdest du mir die sehr große Ehre erweisen, meine Frau zu werden?» Er öffnete die Hand, und auf seiner Handfläche lag ein Ring mit einem riesigen Diamantsolitär.
Autumn war sich sicher, den Ring irgendwoher zu kennen. «Addison – dieser Ring?»
Ihr Freund zuckte die Achseln. «Lucy hat ihn mir geliehen», gestand er. «Sobald du ja gesagt hast, können wir losziehen und dir einen eigenen aussuchen.»
Autumn traten Tränen in die Augen. «Na dann: ja.»
Addison schob ihr Lucys Verlobungsring auf den Finger. «Damit ist es amtlich», erklärte er ihr. «Jetzt gibt es kein Zurück mehr, egal was Eltern, Verwandte oder eventuell Brüder dazu sagen.»
«Absolut», stimmte sie zu. «Von jetzt an zählt nur noch, was wir beide wollen.»
Addison setzte sich wieder neben sie und reichte ihr ein Glas Champagner. «Auf uns», prostete er ihr zu.
Er stieß mit seinem Glas an ihres.
«Auf uns», sagte Autumn. «
Nur
uns.»
85
Chantal
hatte das ganze Hotel nach Ted abgesucht und überlegte einen Augenblick, ob er sich vielleicht aus dem Staub gemacht hatte, um die Nacht in Richmond zu verbringen. Sie wollte gerade aufgeben und sich in ihr Zimmer zurückziehen, als sie ihren Mann draußen auf den Steinstufen sitzen sah, vor den mondbeschienenen Gärten des Herrenhauses.
Sie trat hinaus in die kalte Nachtluft und wünschte sich, sie hätte einen Mantel dabei. Lucys Hochzeitsfest war zu Ende. Drinnen auf der Tanzfläche taumelten die letzten Gäste noch auf der Tanzfläche herum, während die abgedroschene Melodie von Bryan Adams’ «I Do It For You» aus dem Festsaal nach draußen drang. Langsam und vor Kälte zitternd stöckelte Chantal über das unebene Pflaster der Terrasse. Ted drehte sich um, als er sie näher kommen hörte.
«Hi», begrüßte er sie emotionslos und warf ihr über die Schulter einen Blick zu.
«Gedankenverloren?»
«So was in der Art», sagte Ted und starrte weiter in die Nacht.
Chantal setzte sich neben ihn, ohne darauf zu achten,dass sie sich an den hellgrünen und gelben Flechten auf den Stufen vielleicht ihr Brautjungfernkleid schmutzig machte. Der Tag war zu Ende, und das Kleid hatte damit ohnehin ausgesorgt. Ein Frösteln durchlief sie. «Es ist kalt.»
«Du bist ohne Mantel rausgekommen», bemerkte Ted. Dann seufzte er, zog sein Jackett aus und legte es ihr um die Schultern.
«Danke», sagte sie. «Aber jetzt ist dir doch bestimmt kalt.» Also rutschte sie über die Stufe näher und kuschelte sich an ihn.
Nach einem zögerlichen Augenblick legte Ted ihr den Arm um die Schulter. Das Gewicht und die Wärme fühlten sich gut an.
Eine unbeständige Brise schob Wolkenfetzen über den Mond. Die nackten Äste der Bäume glitzerten im silbernen Licht.
«Danke, dass du heute gekommen bist», ergriff Chantal das Wort. «Es hat mir viel bedeutet.»
«Was für eine Hochzeit», sagte er mit einem gezwungenen Lachen.
«Lucy kommt schon zurecht», entgegnete sie. «Sie lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Ich bin mir sicher, sie findet ihren Weg.»
«Sieht ganz so aus, als hätte sie das bereits», bemerkte Ted. «Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, hat sie mit einem anderen Mann
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