Die Schokoladendiät
weil ich keine Ahnung habe, von wem das Baby ist.»
20
Wir
lassen uns von den Therapeutinnen die leckeren Schokoladenmasken abnehmen und brechen die Behandlung ab, um unsere Freundin zu trösten. Am liebsten würde ich fragen, ob ich meine Maske aufheben kann, um sie später aufzuessen, aber dann siegt doch die gute Kinderstube.
Nachdem wir auf der Veranda eine Schaukel mit Blick auf den Strand ergattert haben, suchen wir Beistand in Gestalt von eiskalten Honig-Vanille-Milkshakes und selbst gemachten Karamelltrüffeln, einer Spezialität des Hauses. Das Zeug hilft wirklich, und ich finde, wir sollten alle noch etwas mehr davon essen. Wieder reiche ich den Teller herum und achte darauf, dass er bei Chantal zweimal vorbeigeht. Sehen wir den Tatsachen ins Auge, sie muss ja anscheinend von nun an für zwei essen.
Unsere Freundin hat sich inzwischen wieder so weit im Griff, das sie nicht mehr weint, aber ihre übliche kühle Selbstsicherheit hat sie noch nicht wiedergefunden. Sie schüttelt benommen den Kopf. «Was soll ich denn jetzt machen?»
«Bist du dir hundertprozentig sicher?»
«Ich muss noch einen Schwangerschaftstest machen, um wirklich Gewissheit zu bekommen, aber es sieht absolut danach aus.» Sie holt tief Luft. «Meine Periode ist in denletzten Monaten ausgeblieben, aber ich dachte, das läge am Stress. Doch die Gesundheitspflegerin ist vollkommen überzeugt von ihrer Diagnose.»
Ich reiße mich zusammen und weise Chantal nicht darauf hin, dass man eine Schwangerschaft normalerweise nicht als Krankheit betrachtet – wahrscheinlich wäre das jetzt nicht der richtige Moment.
Unsere Freundin legt die Hände über ihren möglicherweise schwangeren Bauch und zeigt uns die beginnende Wölbung. «Sieht das nach einem Baby aus?»
Jetzt, wo sie es sagt, sieht es wirklich danach aus. Oder aber nach einer Überdosis Terry’s Chocolate Orange, was auch nicht völlig undenkbar wäre.
«Was war ich blöd», entfährt es ihr mit einem wütenden Seufzer.
Ich werfe Nadia und Autumn einen fragenden Blick zu, ob wir dieses Thema weiter verfolgen sollten, aber ich schätze, wir können es nicht einfach ignorieren. Die beiden nicken zustimmend.
Ich lege Chantal die Hand aufs Knie und frage: «Von wem
könnte
das Kind denn deiner Meinung nach sein?»
Chantal lässt den Kopf nach hinten gegen die Lehne sinken und zögert einen Moment, bevor sie antwortet. «Es könnte Jacobs Kind sein», gibt sie mit einem reumütigen Blick auf mich zu. Jacob ist jener Callboy, mit dem Chantal ein kurzes Abenteuer hatte, ohne zu wissen, dass ich in dieser Zeit richtig mit ihm zusammen war. Ich mochte ihn wirklich sehr gerne, und der Gedanke, dass er vielleicht der Vater von Chantals Kind sein könnte, liegt mir schon ein bisschen schwer im Magen. «Ich dachte, wir hätten sorgfältig verhütet, aber in der Hitze des Gefechts …» Sie beendet den Satz nicht und überlässt den Rest unserer Phantasie.
Dabei war Jacob doch angeblich ein Profi.
«Schlimmer noch», fährt sie fort. «Es könnte das Kind dieses aalglatten Drecksacks sein, mit dem ich in dem Hotel im Lake District geschlafen habe. Der Typ, der mir hinterher meinen ganzen Schmuck geklaut hat.»
«Ha, denselben Schmuck, den wir mit einem perfekt durchorganisierten Raubzug zurückerobern konnten», rufe ich meinen Freundinnen in Erinnerung.
Der Gedanke an unseren Sieg entlockt uns allen ein leises Gekicher.
«Und es könnte sogar Teds Kind sein», meint sie melancholisch. «Wir haben tatsächlich in der fraglichen Zeit ein einziges Mal miteinander geschlafen.»
«Wie dem auch sei, es ist ja nicht das Ende der Welt», versichert ihr Nadia. «Schau doch nur, wie gut du mit Lewis zurechtkommst, seit wir bei dir wohnen. Ich wette, damit hättest du nie und nimmer gerechnet.»
Chantal hält sich mit der Hand die Augen zu, als versuchte sie, sich das Leben mit einem Kind vorzustellen. Nadia wirft uns einen nervösen Blick zu.
«Und Ted wäre von einem Baby begeistert», erinnere ich sie. «Er will doch unbedingt Vater werden.»
«Auch wenn ich vielleicht bald Mutter werde, heißt das noch lange nicht, dass Ted Vater wird», hält sie mir entgegen.
«Es gibt doch DN A-Tests », versuche ich sie zu beruhigen. «Das lässt sich ja herausfinden.»
«Aber was, wenn ich es gar nicht wissen will?» Chantal trinkt ihren Milchshake aus und steht auf. «Ich sollte es hinter mich bringen», sagt sie mit tapferem Lächeln. «Begleitet mich jemand zum nächsten
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