Die Schokoladendiät
Drugstore?»
21
Wir kommen von unserem viel zu kurzen Aufenthalt im Schokoladen-Wellness-Hotel Melted zurück und fühlen uns alle wunderbar verjüngt und verschönt – das heißt, alle außer Chantal, die sich keiner einzigen Anwendung unterziehen durfte, weil sie – Überraschung! –
tatsächlich
schwanger ist. Unsere Freundin wirkt eher gestresst als erholt. Ihre feinen Gesichtszüge sind verkniffen. Sie tut mir wirklich leid.
Ich selbst glühe hingegen vor Frische und fühle mich, als wäre ich gründlich geschrubbt und auf Hochglanz poliert worden. Bestimmt habe ich allein sieben Pfund an überflüssigen Hautschichten verloren. Außerdem sehe ich meiner Zukunft sehr zuversichtlich entgegen: Ich werde mich heute Abend mit Mr. Sexy zum Essen treffen, endlich den Stier bei den Hörnern packen und mein dummes Intermezzo mit Marcus gestehen. Hoffentlich wird er Verständnis zeigen.
Um ihn mit meiner Schönheit zu betören, habe ich mir ein neues Kleid gekauft. Meine Kreditkarte ist ohnehin schon in astronomischen Höhen überzogen, da machen ein paar Euro zusätzlich auch keinen Unterschied mehr. Ich habe mich für ein blaues mädchenhaftes Kleid aus Seideentschieden und auch gleich noch ein passendes Paar Espadrilles gekauft. Nicht gerade das geeignetste Outfit für die volle Härte des englischen Winters, aber ich bade mich noch im Abglanz der kalifornischen Sonne und einer großzügig aufgetragenen Saint-Tropez-Bräunungscreme. Hoffentlich bekomme ich erst eine Gänsehaut, wenn ich Mr. Sexy schon angemessen beeindruckt habe.
Mein Taxi hält vor dem Victor’s, einem angesagten Restaurant in der Charlotte Street, in das Marcus mich nach seinen Fehltritten ein paarmal ausgeführt hat. Wie viel er und ich doch jetzt miteinander gemein haben. Wer hätte gedacht, dass ich jemals in seine Fußstapfen treten würde und der Vorwurf der Untreue nun auf mich zutrifft. Die ganze Geschichte ist so peinlich, dass mir die Worte dafür fehlen. Trotz der Kälte habe ich verschwitzte Handflächen. Als ich das Restaurant betrete, schlägt mir ein Schwall warmer Luft entgegen, und dann wird auch mir innerlich ganz heiß, denn ich entdecke Mr. Sexy, der mich schon an einem Tisch erwartet. Ich ziehe rasch meinen Mantel aus, und der Oberkellner führt mich durch den vollbesetzten Saal zu ihm.
Aiden steht auf, um mich zu empfangen. «Du siehst phantastisch aus», sagt er aufrichtig, und seine Stimme ist voller Zuneigung.
Ich küsse ihn und setze mich auf den Platz ihm gegenüber. Er schenkt mir ein Glas Wein ein, und wir stoßen miteinander an. «Auf uns», prostet er mir zu.
«Auf uns.»
«War dein Ausflug schön, Herzchen?»
«Es war großartig», schwärme ich. «Das war unsere erste gemeinsame Reise, und ich hoffe, dass wir so was noch einmal machen.» Nur Chantal tut mir leid, aber davon möchteich Mr. Sexy nicht gerade jetzt erzählen. «Und das Wellness-Hotel war einfach phantastisch.»
«Ich hab mir dich immerzu nackt und von Kopf bis Fuß mit Schokolade bestrichen vorgestellt», lässt er mich wissen, und ich werde rot. Ich muss gestehen, dass ich, nackt und von Kopf bis Fuß mit Schokolade bestrichen, ebenfalls viel an Mr. Sexy gedacht habe. «Du hast mir schrecklich gefehlt.»
«Mir hast du auch gefehlt», antworte ich ehrlich.
«Und ich habe gute Nachrichten für dich.» Er lächelt breit, und ich warte gespannt, was er zu sagen hat. «Ich werde nicht nach Australien zurückgehen», verkündet er.
Beinahe hätte ich meinen Wein ausgespuckt. «Nicht?»
Mr. Sexy ergreift meine Hand. «Ich möchte unsere Beziehung nicht gefährden», sagt er. «Und mir ist klar, dass unsere Trennung alles ganz schön schwierig gemacht hat. Und das ist es mir nicht wert. Wir beide, du und ich, das ist es, was zählt.»
Nachdem ich eben meinen Wein fast ausgespuckt hätte, kippe ich jetzt den Rest des Glases eilig herunter.
«Targa ist einverstanden, dass ich von England aus arbeite. Ich habe in Sydney einen großartigen Stellvertreter eingesetzt. Ich muss zwar regelmäßig nach drüben fliegen, aber die meiste Zeit kann ich hier sein.» Er breitet frohlockend die Arme aus.
«Wow», sage ich.
Mr. Sexy runzelt die Stirn. «Du klingst nicht gerade überglücklich», stellt er fest. «Ich dachte, du würdest dich freuen.»
«Doch», sage ich. «Ich freu mich. Wirklich, ich freue mich sehr.» Das geht alles ein bisschen schneller, als ich mir vorgestellt hatte – abgesehen davon, dass ich mich fast
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