Die Schokoladendiät
würde gerne meine eigene Art von Nachbesprechungmit ihm machen, aber das steht wohl erst wieder zur Debatte, wenn so ein paar Dinge zwischen uns geklärt sind.
«Hat dir Australien gefallen?»
«Es ist super. Ich wünschte nur, du wärst dabei gewesen.»
In der Tat.
«Warum hat dir nur keiner aus der Personalabteilung gesagt, was los war?»
Ja, warum nur. Mich wundert das nicht. Wenn ich in hellen Flammen stünde, würden die Drachen in der Personalabteilung das Feuer nicht mal mit Pisse löschen. Aber ich werde mich schon noch rächen. Eines schönen Tages.
«Und du hast mich auch nicht zurückgerufen», bemerkt Mr. Sexy und klingt ein bisschen gekränkt. «Oder meine Mails gelesen. Das hat mir wehgetan. Ich konnte es einfach nicht verstehen. Ich dachte, nach meiner ungeplanten Wanderung wärest du glücklich, wieder von mir zu hören. Ich hatte fast schon geglaubt, du wärst ebenfalls auf Wanderschaft gegangen.» Der Gedanke bringt ihn zum Lächeln. «Aber jetzt weiß ich, warum nichts von dir kam.» Sein Lächeln wird breiter. «Du verdammtes Dummerchen.»
Wie recht er hat. Ich bin ein verdammtes Dummerchen.
«Wahrscheinlich muss ich heute Abend länger arbeiten», sagt Aiden. «Aber danach können wir endlich den ganzen Schlamassel hinter uns lassen.» Er stößt einen erleichterten Seufzer aus, doch mir zieht sich der Magen zusammen.
«Ich dachte, du wärest hier, um dich eine Weile auszuruhen und zu erholen?»
«Das hat Zeit.» Er zuckt verführerisch mit den Augenbrauen. «Ich könnte ja noch bei dir vorbeischauen, wenn ich hier fertig bin – was meinst du?»
Ich gebe mich unbeteiligt und bemühe mich, das immerlautere Pochen meines Herzens zu überhören. «Du musst doch einen schrecklichen Jetlag haben», sage ich. «Vielleicht wäre es das Beste, wenn du erst mal heimgehst und etwas Schlaf nachholst.»
Mr. Sexy wirkt ein bisschen irritiert. «Kann sein.» Er legt sein Käse-Sandwich weg. Vielleicht schmeckt es ja auch wie Pappe. «So hatte ich mir meine Heimkehr eigentlich nicht vorgestellt. Da ist irgendwie so eine Distanz zwischen uns. Ich hatte gedacht, dass wir einander in die Arme fallen und alles wieder so ist, wie es war. Aber hier in der Arbeit ist das wohl nicht so leicht.» Seine Hand findet die meine. «Ich möchte das wiedergutmachen, Herzchen. Ich muss nur noch heute und morgen hinter mich bringen, und dann haben wir das ganze Wochenende nur für uns.» Er küsst mich zärtlich auf die Wange. «Und können uns wieder richtig kennenlernen.»
«Das wäre schön», sage ich. Tränen treten mir in die Augen. Wie konnte ich nur vergessen, was für ein wunderbarer Mann Aiden ist. Dann aber kommt mein benebeltes Gehirn langsam wieder in die Gänge, und mir fällt siedendheiß der geplante Wochenend-Trip mit meinen Freundinnen ein.
«Ach Mist!»
«Was ist?» Mr. Sexy blickt mich besorgt an. «Was hast du denn?»
«Ich verreise», erzähle ich.
«Wohin?»
«Nach Kalifornien.»
«Wie lange?»
«Ein paar Tage.»
«Aber ich bin doch gerade erst zurückgekommen.»
«Ich mache eine Schokoladen-Wellness-Kur. Die habe ich gebucht, bevor ich wusste, dass du kommst.» Ich klinge absolutbescheuert. Der Verkehr braust vorbei, und die Abgase würgen mich im Hals.
Mr. Sexy blickt mir in die Augen. «Es wird doch alles wieder gut mit uns, nicht wahr?»
«Aber klar. Natürlich.»
«Und du gehst mir auch nicht aus dem Weg, oder?»
«Nein, nein. Absolut nicht.» Doch tief im Herzen weiß ich, dass ich genau das tue.
18
Mr.
Sexy ist mit zum Flughafen gekommen und nimmt mich jetzt in seine Arme. «Komm wohlbehalten zurück.»
«Ich geh doch nur zu einer Wellness-Kur», rufe ich ihm in Erinnerung. «Das dürfte wohl etwas weniger riskant sein als dein Ausflug.» Die einzige Gefahr besteht darin, dass ich nicht gertenschlank, sondern noch fetter als vorher zurückkomme.
«Du wirst mir fehlen.»
Ich bin vollkommen vernarrt in diesen Mann und kann gar nicht glauben, dass ich ihn schon wieder allein lasse, nachdem er gerade erst zu mir zurückgekehrt ist. Etwas übereilt hatten meine schokosüchtigen Freundinnen und ich dieses verlängerte Wochenende gebucht, bevor mich Mr. Sexy nach seiner Nahtoderfahrung mit einem Heimatbesuch überrascht hatte. Jetzt habe ich das Gefühl, ich kann es den Mädels nicht antun, so kurzfristig abzusagen. Doch obwohl das Objekt meiner Zuneigung gute Miene zum bösen Spiel macht, merke ich genau, wie unglücklich es ihn macht, dass ich direkt
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