Die Schokoladendiät
nicht so fein wie die schicke Wohnung ihrer Freundin, aber es war ihr Zuhause. Sie gehörte hierher.
Das Abendessen köchelte auf der Kochplatte, und der Duft von Gewürzen wehte ins Wohnzimmer. Vielleicht war Toby nach der Arbeit noch auf ein Bier in den Pub gegangen. Schließlich hatte er keine Ahnung, dass sie hier war und auf ihn wartete. Allmählich schlug ihr die Nervosität auf den Magen. Hätte sie ihn anrufen sollen? Vielleicht hatte er für den Abend etwas anderes vor, und sie wartete vergeblich auf ihn, während ihr köstliches Abendessen zu einer unappetitlichen Pampe verkochte. Ob er sich freuen würde, sie zu sehen?
Wie sollte sie sich die Wartezeit vertreiben? Statt im Zimmer auf und ab zu gehen, setzte sie sich neben Lewis. Ihren Sohn zu knuddeln verfehlte nie seine beruhigende Wirkung. Als sie am Telefon vorbeikam, sah sie den Anrufbeantworter blinken. Es hatte wohl jemand angerufen, während sie ausgepackt und das Abendessen gekocht hatte, denn sie hatte das Klingeln nicht gehört. Sie wollte die Nachricht eben abhören, da fuhr Tobys Wagen vor dem Haus vor.
Nadias Magen zog sich zusammen. Das Telefon war vergessen. «Daddy ist da», erklärte sie Lewis aufgeregt. «Daddy!» Er sprang vom Sofa und lief zur Tür. Nadia öffnete sie weit, als Toby den Weg heraufkam. Sein Gesicht strahlte vor Freude, und Nadia bekam vor Erleichterung weiche Knie. Er wollte sie zurück.
Lewis sprang ihm in die Arme, und Toby wirbelte seinen Sohn herum. Als er den Jungen sanft absetzte, standen in seinen Augen Tränen. «Ihr seid wieder zu Hause», sagte er.
Auch Nadia musste weinen, als sie ihn umarmte. «Ja, wir sind wieder da.»
Gemeinsam gingen sie ins Haus, sie waren wieder zusammen, wieder eine Familie.
«Ich kann’s nicht glauben», sagte Toby. «Das ist mehr, als ich zu hoffen gewagt habe. Ich werde dich nicht enttäuschen, Nadia. Ich verspreche es.»
«Pst», deutete sie ihm an und küsste ihn zärtlich.
«Ich würde es nicht ertragen, euch noch einmal zu verlieren.»
«Wir gehen nirgendwo hin», erklärte sie ihm. «Warum bringst du nicht den Jungen ins Bett und gehst duschen? Ich schaue in der Zwischenzeit nach dem Abendessen.» Mit einem Lächeln im Gesicht ging sie zurück in die Küche. «Oh», rief sie ihm hinterher. «Das hätte ich fast vergessen. Es hat vorhin jemand angerufen. Ich habe das Telefon wohl nicht gehört.»
Als sie das Zimmer verließ, drückte Toby auf den blinkenden Knopf des Anrufbeantworters. «Dies ist eine Nachricht für Mr. Toby Stone», sagte die Stimme. «Hier ist die Advance Credit Company , wir müssen dringend mit Ihnen reden. Bitte rufen Sie uns unter …»
Toby drückte die Löschtaste. Nadia kam zurück ins Zimmerund knotete sich eine Schürze um die Hüfte. «Wer war es?»
«Niemand», antwortete Toby. «Verwählt.»
Sie sah, dass in seinen Augen immer noch Tränen glitzerten. «Hey», flüsterte sie. «Von jetzt an wird alles gut.»
«Ja», sagte Toby mit vor Gefühlen erstickter Stimme. «Ganz bestimmt.»
29
Autumn
und Addison lagen zusammen in der Badewanne. Die Luft im Bad war schwer von dem Duft der vielen Vanillekerzen, und neben der Wanne standen zwei Gläser Rotwein. Sie hatten den C D-Player zur Tür hereingezogen, sodass jetzt sanfte Melodien den Raum durchzogen. Addison hatte die Musik ausgesucht – ihren Lieblings-Sampler mit Walgesängen hatte er als «uncool» bezeichnet und sofort beiseitegelegt. Sie musste zugeben, dass das hier sehr viel entspannender war. Mit Addison zusammen zu sein, ließ sie ein wenig lockerer werden. Man musste nicht jede Minute im Leben versuchen, den Planeten zu retten. Und vielleicht half er ja sogar ihrem Musikgeschmack auf die Sprünge – immerhin steckten zwischen ihren CDs mit Panflöten und afrikanischen Trommeln jetzt Alben von John Legend, Paolo Nutini und Corinne Bailey Rae. Sie summte die Melodie mit. Zum ersten Mal im Leben hatte Autumn das Gefühl, wirklich verliebt zu sein. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust, und sie drehte sich in dem warmen Wasser um, um ihn anzusehen.
Addison fragte, ohne die Augen zu öffnen: «Was ist?»
«Ich bin glücklich», erklärte Autumn.
«Gut», sagte er. «Ein bisschen mehr warmes Wasser, und ich bin auch glücklich.»
Sie drehte den Wasserhahn mit den Zehen auf und ließ heißes Wasser zulaufen. «Besser?»
«Mhm», schnurrte Addison.
Sie beugte sich über ihn und steckte ihm von dem Teller am Wannenrand ein Stück Schokolade in den Mund.
«Mhmmm,
mhmm
.» Er
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