Die Schokoladendiät
wirkte verdutzt. «Lucy?»
«Ted», rief sie ungeduldig. «Du weißt, wen ich meine. Meine Freundin aus dem Schokoclub.»
«Oh», sagte er. «
Die
Lucy. Nun, ich hoffe, sie wird glücklich.»
Ohne auf sein mangelndes Interesse zu achten, preschte sie weiter vor. «Ich weiß, dass wir nie Zeit mit den Mädels vom Schokoclub verbringen», plapperte sie. «Aber ich dachte, das wäre eine tolle Gelegenheit für dich, sie alle mal kennenzulernen. Ich hatte gehofft, dass du mich zu der Hochzeit begleitest.»
«Ich hasse Hochzeiten», sagte Ted.
Sie schluckte den aufkeimenden Ärger herunter. «Diese wird bestimmt sehr schön.»
Ihr Mann zuckte die Achseln. «Okay. Sag mir Bescheid, wann und wo, und ich schaue, ob ich abkömmlich bin.»
So lief das also. Es würde ein schwereres Stück Arbeitwerden, als sie gedacht hatte. «Nun dann, ich sollte mich wohl langsam auf den Weg machen.»
«Du bist gerade erst gekommen», gab sich Ted einen Ruck.
«Und du hast gesagt, du hättest etwas vor», erwiderte sie.
«Ein paar Minuten habe ich schon.» Ted kapitulierte mit einem verlegenen Blick. «Möchtest du ein Glas Wein?»
Chantal atmete noch einmal tief durch. «Ich trinke zurzeit nichts.»
«Diät?» Ted holte eine Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank und schenkte sich ein Glas ein. Chantal hatte das Gefühl, jetzt für einen einzigen Schluck Wein einen Mord begehen zu können. «Ich könnte dir was Alkoholfreies holen.»
«Nein.» Sie schüttelte den Kopf. «Nichts. Danke.»
«Du siehst aus, als hättest du ein wenig zugenommen.» Ihr Mann lächelte. «Ich weiß, das sagt man eigentlich nicht zu einer Frau, aber du siehst gut aus. Kurviger. Steht dir gut.»
«Ted …» Chantal räusperte sich. «Ich muss dir etwas sagen.»
Ted kaute nervös auf seiner Lippe. «Ich muss dir auch etwas sagen.» Er trank einen kräftigen Schluck Wein und platzte dann heraus: «Ich habe ein Verhältnis mit einer anderen Frau.»
Das schlug nun ein wie eine Bombe.
«Nun komm, setz dich erst einmal», forderte Ted sie auf.
Chantal ließ sich auf dem nächsten Stuhl nieder und stützte die Hände auf dem Tisch ab.
Ihr Mann ging in der Küche auf und ab und wich ihrem Blick aus. «Ich kann dich gerne zu dieser Hochzeit begleiten. Aber du musst wissen, dass es da eine andere gibt.» Er schaute sie an und wartete auf eine Reaktion.
Chantal saß ganz ruhig da und ließ die Nachricht langsam zu sich durchsickern. Sie hatte ihren Mann an eine andere verloren. Ted hoffte wohl darauf, dass sie Genaueres wissen wollte, doch sie brachte es nicht über sich, ihn nach Einzelheiten zu fragen. Ihr Gehirn konnte einfach nicht mehr aufnehmen. «So ist das also», stammelte sie.
Ted lachte unbehaglich. «Ich bin froh, dass es raus ist», sagte er. «Wir sind zwar getrennt, aber, also … Ich hatte trotzdem irgendwie das Gefühl, dich zu betrügen.»
Sie überlegte, ob das eine auf sie gemünzte Spitze war, beschloss jedoch, es gut sein zu lassen. «Das verstehe ich.»
«Es tut mir leid», sagte Ted. Er schaute noch einmal geschäftig auf die Uhr und trank dann sein Glas in einem Zug leer. «Aber jetzt muss ich wirklich los. Ich habe im Hakkasan einen Tisch reserviert.»
Das war das eleganteste chinesische Restaurant in der ganzen Stadt, einst ihr gemeinsames Lieblingslokal für fernöstliches Essen.
«Oh, sehr schön.» Es war zweifellos ein Tisch für zwei.
«Gibt es noch etwas, was du mir sagen wolltest?»
Ihr Gehirn gefror. Sie fand einfach nicht die richtigen Worte, um Ted von dem Baby zu erzählen. Nicht jetzt. Nicht in diesem Augenblick. Ted wartete, während die Rädchen in ihrem Kopf verrückt spielten. Schließlich rastete etwas ein.
«Die Hochzeit», stotterte sie. «Lucys Hochzeit. Du solltest wahrscheinlich deinen Smoking tragen.»
54
Mein
Schreibtisch ist mit Glückwunschkarten für die Hochzeit übersät, und auf der Ecke steht ein wunderschöner Strauß weißer Lilien. Selbst die Drachen aus der Personalabteilung haben mir auf einer gemeinsamen Karte gratuliert. Erneut gehe ich meine Hochzeitspost durch. Von Mr. Sexy ist keine Karte dabei. Ich ziehe einen Schmollmund.
Aber es bringt ja angeblich nichts, verschütteter Milch nachzuweinen. Es ist beinahe sieben Uhr abends, die Büros sind schon alle verwaist, und so greife ich jetzt nach meiner Tasche, um mich in der Damentoilette auf das bevorstehende Abendvergnügen vorzubereiten.
Heute Nacht feiere ich meinen Junggesellinnenabschied, und alle Mitglieder des
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