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Die Schokoladendiät

Die Schokoladendiät

Titel: Die Schokoladendiät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carole Matthews
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geht’s», rufe ich und zwinge mich zu einem fröhlichen Hopser. «Feiern wir meine letzte Nacht in Freiheit.»
     
    Im Mistress Jay’s Club werden wir von einem muskelbepackten Berg von Mann in rosa Mieder, String-Tanga und hochhackigen Lackschuhen zu unserem Tisch in einer halbmondförmigen Nische geleitet. Das blonde Haar seiner Perücke fällt ihm bis zur Taille und als er uns unseren Platz zeigt, sieht er Tristan mit seinen aufgepumpten Kollagen-Lippen schmachtend an. Einen Moment lang fühle ich mich in meinem eigenen Outfit geradezu brav und bieder.
    Nichts scheint hier übertrieben genug sein zu können. Der Laden ist voll rotem Samt und Goldglitzer und selbst so früh am Abend schon rappelvoll – zum größten Teil mit stark alkoholisierten Frauenrunden. Auch unser viel zu teurer Sekt kommt rasch, und wir bemühen uns tapfer, gegenüber der Konkurrenz aufzuholen – nur Chantal muss sich, sehr zu ihrem Unwillen, mit dem Bitzeln von Perrier begnügen.
    «Ich hoffe, die junge Dame weiß zu würdigen, was für Opfer ich ständig für sie bringe», lacht sie und klopft sich liebevoll auf den Bauch.
    Ich hebe mein Glas, irgendwie lächerlich gerührt. «Auf uns», sage ich. «Auf den Schokoclub.»
    «Auf uns», kommt das Echo meiner Freundinnen, und wir stoßen miteinander an.
    «Und auf deine bevorstehende Hochzeit.» Chantal hebt erneut ihr Mineralwasserglas.
    Die anderen stimmen ein. «Auf Lucys Hochzeit.»
    «Jawoll!», rufe ich, aber meine Stimme klingt übertrieben fröhlich. Ich kippe meinen Sekt herunter, komme mir aber total albern vor und würde am liebsten heulen.
    Das Varieté beginnt. Männliche Showgirls – die in ihrem früheren Leben wahrscheinlich Bauarbeiter und Computerprogrammierer waren – werfen die Beine in die Luft und führen uns durch das Programm. Die ganzen typischen Frauenparty-Songs werden durchgeorgelt: «It’s Raining Men», «Aretha’s Respect», «Sisters Are Doin’ It For Themselves», «One Night In Heaven» oder «I’m Every Woman»– ein Oldie jagt den anderen. Und das Publikum rast.
    Zwischen den Auftritten übernimmt ein Showmaster namens Raunchy Roberta das Kommando. Er oder sie misst um die eins neunzig und trägt eine rote Lockenperücke und ein glitzerndes Kleid mit einem Schlitz bis zum Oberschenkel. Roberta zieht durchs Publikum und teilt nach links und rechts Beleidigungen aus. Unser Essen kommt und dazu noch mehr Sekt. Ströme von Sekt. Der eigentliche Star des Abends betritt die Bühne. Mit einem langen Goldlamé-Kleid und passenden Handschuhen ist er als Marilyn Monroe verkleidet. Wie ein Maschinengewehr lässt Marilyn eine Zote nach der anderen los, von denen mir glatt die Ohren abfallen würden, wäre ich nicht schon so betrunken.
    Wir prosten uns noch einmal zu, und dann springen wir alle auf den Tanzboden und singen all die Songs laut mit, die überwiegend davon handeln, was für Drecksäcke die Männer doch sind. Clive und Tristan grölen aus irgendeinemGrund am lautesten von allen. Warum sind Schwule eigentlich immer so gute Tänzer? Ob die Gene fürs Schwulsein und die Gene fürs Tanzenkönnen irgendwie ganz dicht beieinanderliegen? Und ist das umgekehrt der Grund, warum Hetero-Männer
nicht
tanzen können? Die Jungs beschämen uns mit ihren gekonnten Schrittfolgen, während wir Mädels uns auf unsicheren Beinen abmühen, wenigstens einige zusammenhängende Tanzschritte hinzubekommen. Nach ein paar Songs geben wir auf und ziehen uns unter Gekicher an unseren Tisch zurück.
    Ich werfe mich dankbar auf meinen Stuhl, und da trifft auch schon der Nachtisch ein. «Ich fass es nicht!»
    «Extra für dich, Lucy», erklären Clive und Tristan stolz.
    Sie haben mir eine Miniaturschokoladenhochzeitstorte gebacken und vorab in den Club liefern lassen. Wunderkerzen versprühen Funken, und die Schokokaramellglasur sieht so aus, als wäre sie mindestens zwei Zentimeter dick. Absolut köstlich. Die Frauen an den anderen Tischen werfen mir neidische Blicke zu. Ha! Finger weg!
    «Ach, ihr Süßen», sage ich tränenerstickt und mime die Braut, die feierlich die Hochzeitstorte anschneidet. Alle jubeln, und dann schlagen wir zu. Mir selbst gebe ich ein Riesenstück, natürlich nur, weil die Höflichkeit es gebietet. Schließlich darf ich mich jetzt eigentlich nicht allzu sehr gehenlassen, sonst passe ich bald nicht mehr in mein Hochzeitskleid und muss zum Ausgleich die nächsten Tage nur von frischer Luft leben. Ich bin betrunken, benommen und desorientiert.

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