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Die Schokoladendiät

Die Schokoladendiät

Titel: Die Schokoladendiät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carole Matthews
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bist meine Schwester», sagte Richard. «Wir stecken da gemeinsam drin. Vergiss das nicht.»
    Was tat sie da bloß? Autumn unterdrückte das Zittern, das sich trotz der drückenden Hitze in ihr breitmachte. Es stimmte schon: Man konnte sich seine Verwandten nicht aussuchen.

52
    Chantal
blieb den Rest des Tages bei Nadia. Am frühen Abend waren die meisten Verwandten von Toby nach Hause gegangen, und ihrer Freundin war die Erschöpfung deutlich anzusehen. Das Haus sah aus wie ein Blumenladen – in sämtlichen Gefäßen, die aufzutreiben gewesen waren, standen Sträuße und Gestecke. Chantal verstand nicht, warum die Leute so etwas schickten. Ihre Freundin brauchte Geld – begriffen sie das nicht? In den Zeitungen hatte genug über ihre schwierige finanzielle Situation gestanden. Kaltes, hartes Bargeld wäre sehr viel nützlicher gewesen als ein paar Chrysanthemen, die am Ende der Woche sowieso verwelkt waren. Chantal sprach diese Gedanken ihrer Freundin gegenüber nicht offen aus. Nadia war dabei, apathisch und mit roten Augen aufzuräumen, und Chantal empfand tiefes Mitleid mit ihr.
    Sie nahm Nadia die Gläser aus der Hand. «Lass das. Ich räume das Gröbste weg.» Mit diesen Worten bugsierte sie ihre Freundin in den nächsten Sessel. «Und du setzt dich jetzt mal hin, legst die Füße hoch und isst ein bisschen Schokolade.» Aus ihrer Handtasche holte Chantal eine Tafel von Clives Plantagenschokolade aus Madagaskar, die sie in weiser Voraussicht für diesen Augenblick gekauft hatte.
    Nadia stieß einen dankbaren Seufzer aus. «Du bist meine Rettung.» Sie brach ein Stück ab und ließ es sich genüsslich auf der Zunge zergehen. «Sagenhaft.» Dann reichte sie Chantal die Tafel, und diese langte ebenfalls zu.
    «Gott sei Dank steht Schokolade während der Schwangerschaft nicht auf der Liste der verbotenen Genussmittel», bemerkte Chantal. «Das würde ich nicht überleben.»
    Lewis spielte auf dem Boden mit seinem Thomas-die-kleine-Lokomotive-Zug, und Nadia öffnete die Arme und rief ihn zu sich. «Komm und setz dich zu Mummy.»
    Der Junge kam zu ihr und legte seine Beine auf ihren Schoß. Wie immer waren sie vom Toben voller blauer Flecke. Nadia strich über die Blutergüsse und spürte die Tränen hinter ihren Augen brennen. «Wer soll denn jetzt mit dir kämpfen und herumspringen?»
    «Tante Chantal», sagte Lewis unschuldig.
    Darüber mussten sie beide lachen.
    Lewis ergriff die Gelegenheit und fragte: «Kann ich auch ein Stück Schokolade haben?»
    «Das ist Schokolade für Erwachsene», sagte Nadia. «Die schmeckt dir nicht.» Sie warf Chantal einen schiefen Blick zu, der so viel hieß wie: Als Mutter habe ich wohl das Recht, ab und zu zu lügen. Ihre Freundin lächelte.
    «Du kannst vor dem Schlafengehen einen Schokoladenkeks und ein Glas Milch haben», meinte Nadia. «Aber nur, wenn du mir versprichst, dir hinterher ganz gründlich die Zähne zu putzen.»
    «Mach ich», schwor Lewis feierlich.
    «Ich hol’s ihm», sagte Chantal. «Dann räume ich in der Küche fertig auf.» Sie verließ den Raum.
    So groß ist das Durcheinander gar nicht, dachte Chantal, während sie die letzten Gläser und Teller zusammenstellte.Nadia konnte sich am nächsten Morgen damit ablenken, den Rest wegzuräumen.
    Die Beerdigung war den Umständen entsprechend gut gelaufen, auch wenn niemand von Nadias Verwandtschaft aufgetaucht war. Zu erleben, wie Nadia und Lewis gemeinsam mit ihrem Verlust umgingen, hatte ihr ihre eigene Einsamkeit bewusst gemacht. Ihre Ehe lief alles andere als glatt. Sie und Ted bewegten sich immer noch auf sehr wackligem Terrain. Seit dem Tag, an dem er sie im Theater versetzt hatte, hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Sie hatte zwar versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen, doch ihre Anrufe waren alle unbeantwortet geblieben. Sie strich über ihren wachsenden Bauch. Das Leben nahm seinen ganz eigenen Lauf, unabhängig von den Plänen, die man schmiedete. Was wäre, wenn Ted etwas zustieße? Wenn ein Betrunkener ihm ins Auto fuhr oder eine kleine Arterie blockierte? Wir gehen munter davon aus, dass es immer ein Morgen gibt, aber wir können nie wissen, was uns an der nächsten Ecke erwartet. Der viel zu frühe Tod von Nadias Mann hatte all das für sie in eine neue Perspektive gerückt. Was wäre, wenn sie nie die Gelegenheit bekäme, Ted zu sagen, dass sie vielleicht sein Kind unter dem Herzen trug? Der Gedanke war schier unerträglich, und Chantal wusste, dass sie die Sache mit ihm klären musste,

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