Die schottische Braut
gemacht zu sagen, ob ich meine Herren ungestraft ansprechen konnte oder ich meine Zähne in den Binsen auf dem Boden würde suchen müssen, sollte ich sie stören. Und jetzt beantworte bitte meine Frage.«
Callie beobachtete, wie ihr Bruder zum Burgfried
schlich. Trotz all ihrer Meinungsverschiedenheiten würde sie ihn nie verraten. Sie hatte nie jemandem davon erzählt, dass sie ihn einmal gesehen hatte, wie er von einem Überfall zurückkam. Aster würde ihn umbringen, wenn er wüsste, dass er mit den Aufständischen ritt.
»Soll ich es dir leichter machen?«, fragte Sin. »Falls du Angst hast, mir zu sagen, dass er zu deinen Rebellen gehört, das weiß ich bereits.«
Callie seufzte tief. »Woher?«
»Von seinem Verhalten vorhin. Ich habe dir doch gesagt, dass ich ihre Gesichter kenne, und er ist einer von denen, deren Namen ich auch weiß.«
Seine Fähigkeiten waren verblüffend. »Wie kannst du dir so sicher sein?«
»Vor dem Teufel kann man nichts verbergen.«
Sie stemmte die Hände in die Hüften und musterte ihn aufgebracht. »Ich habe dir doch schon in London erklärt, dass du nicht der Teufel bist.«
»Da bist du die Einzige, die das nicht glaubt.«
Himmel, war er anstrengend. »Wenn du der Teufel wärest, würdest du jetzt da unten sein und Dermot festnehmen. Warum tust du das nicht?«
»Weil ich darauf warte, dass er mich zum Kopf der Rebellen führt.«
Ihr Ärger verflog augenblicklich. Sie musste Dermot retten. Sie konnte einfach nicht tatenlos mit ansehen, wie ihr Bruder gehängt wurde. Was auch immer nötig war, um ihn zu schützen, sie würde es tun. »Wenn ich ihn dazu bewegen kann, mir zu verraten, wer der Anführer ist, wirst du ihn dann unbehelligt lassen?«
Sin blinzelte, dann schaute er fort. »Das wird er nie preisgeben.«
»Vielleicht doch. Du musst ihn verstehen. Seit dem Tod meines Vaters ist er wie verloren. Die beiden standen sich so nahe, und Dermot war an dem Tag dabei, als er gestorben ist. Es ist, als sei etwas in ihm verwelkt. Er ist nie mehr derselbe gewesen.«
»Du liebst ihn sehr.«
Sie nickte, wollte, dass er wusste, wie viel Dermot ihr bedeutete. »Ich würde alles für meinen Bruder tun.«
Er schwieg.
Callie beobachtete Sin mehrere Minuten lang, während sie das ganze Durcheinander zu ordnen versuchte. Wie Aster auch wusste sie, dass der Rebell aufgehalten werden musste, bevor er einen Krieg zwischen den MacNeely und den Engländern heraufbeschwor. Obwohl ihr Clan nicht gerade klein war, so war er dennoch nicht annähernd groß genug, es mit einem ganzen Land im Krieg aufzunehmen, und wie die Dinge in Schottland nun einmal lagen, wusste sie nicht, ob ihr Cousin Malcolm ihnen helfen würde oder nicht. Als König von Schottland hatte Malcolm eigene Sorgen.
Dermot hatte ihr erzählt, die Aufständischen glaubten, sie könnten andere Clans davon überzeugen, sich ebenfalls gegen die Engländer aufzulehnen, aber diesem Irrglauben gab sie sich nicht hin. Wenn sie Sin nicht half, die Rebellen zum Aufgeben zu bringen, würden sie alle gehängt werde n als Mahnung für andere, die daran dachten, sich dem englischen König entgegenzustellen.
Wenn der Rebell für den Frieden geopfert werden musste, dann war sie bereit, den Preis zu zahlen, um die anderen zu schützen.
»Hast du eine Ahnung, wer der Anführer sein könnte?«, fragte sie ihn.
»Ich bin mir ziemlich sicher, weiß es aber nicht genau.«
Sie hielt unwillkürlich den Atem an, so ausdruckslos sagte er das. »Warum hast du dann noch nichts unternommen?«
»Ich will Beweise.«
Da musste sie wehmütig lächeln. »Du bist ein guter Mann. Die meisten anderen würden vorschnell Schlüsse ziehen und danach handeln.«
Sein Blick bohrte sich in ihren. »Ich bin kein guter Mann, Callie. Belüge dich da nicht selber. Es ist einfach, dass, nachdem ich genug Leid und Ungerechtigkeit in meinem Leben erlitten habe, ich es nicht eilig habe, das einem anderen zuzufügen.« Sie sah, wie er die Zähne zusammenbiss. »Aber wenn ich den Beweis dafür erhalte, dass es derjenige ist, den ich im Verdacht habe, Callie, dann werde ich dafür sorgen, dass er bestraft wird.«
»Ich würde nichts anderes von dir erwarten.«
Ihre Worte schienen ihn zu verblüffen. »Du bist nicht böse?«
Sie schüttelte den Kopf. »Bei der Vorstellung, dass einer meiner Clansmänner bestraft wird, blutet mir das Herz, aber ich bin dir nicht böse. Mein Vater hat mich in dem Glauben aufgezogen, dass wir mit unserer Ehre für unsere Leute
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