Die schottische Braut
sein Schwert und zerteilte das Geschoss in der Mitte. Zwei Kohlkopfhälften rollten harmlos über die Steine.
Völliges Schweigen senkte sich über die Versammlung. Diesmal waren das Entsetzen und die Furcht der Versammelten nicht zu übersehen, als sie endlich das volle Ausmaß seines kämpferischen Geschickes erkannten.
Sin steckte sein Schwert zurück. »Greift mich nie von hinten an.«
Mit einem letzten drohenden Blick drehte er sich erneut um und erreichte diesmal unbehelligt sein Ziel.
Callie bemerkte den Argwohn der Männer, die sich in Gruppen zusammenstellten, um zu besprechen, was soeben geschehen war und wie sie am besten mit Sin umgehen sollten.
Fräser verzog höhnisch die Lippen, als er sie ansah, sagte aber nichts und gesellte sich zu den Männern im Hof.
Callie lief ihrem Gemahl hinterher.
Sie fand ihn alleine in der Halle, wo er sich mit beiden Armen auf den Tisch des Burgherrn stützte. Sein Rücken war durchgedrückt, und er erinnerte sie irgendwie an einen wütenden Wolf. Vorsichtig, aber nicht furchtsam näherte sie sich ihm. Sie wusste, dass er in dieser Stimmung leicht mürrisch reagierte. Dennoch nahm sie nicht an, dass sich sein Arger gegen sie richten würde.
»Das war erstaunlich«, sagte sie atemlos. »Woher wusstest du von dem Kohl?«
»Die Menschen handeln vorhersehbar.« Er stieß sich vom Tisch ab und drehte sich zu ihr um, sodass sie seine gerunzelte Stirn sehen konnte. »Mit Ausnahme von dir. Dich begreife ich einfach nicht.«
Sie lächelte. »Das, denke ich, ist ein Kompliment. Danke.«
Er rieb sich seine unverletzte Schulter und wandte den Blick ab. »Sie werden jetzt draußen beieinander stehen und überlegen, ob sie mich umbringen sollen oder meiner Forderung nachkommen. Fräser und ein paar andere werden vorschlagen, dass ich im Schlaf umgebracht werden sollte. Er wollte dich heiraten, nicht wahr?«
Sein rascher Themenwechsel und seine scharfsinnige Schlussfolgerung überraschten sie, dennoch fing sie sich sogleich wieder. »Das dachte er. Woher weißt du es?«
»Daran, wie er dich anschaut.«
»Was hast du noch herausbekommen können?«
»Ich kenne wenigstens ein paar der Aufrührer vom Sehen; morgen werde ich auch ihre Namen wissen.«
Callie war sprachlos. Ihr Onkel, der die Männer seit Jahren kannte, hatte bisher nichts über sie herausfinden können, die Tatsache eingeschlossen, dass sein eigener Neffe einer von ihnen war. Und Sin hatte innerhalb kürzester Zeit so viel mehr erreicht? Das war unvorstellbar. »Meinst du das ernst?«
»Aye. Fräser gehört zweifelsohne zu ihnen.«
»Denkst du, er führt sie an?«
Er schüttelte den Kopf. »Das ist ihm nicht gegeben.«
»Aber er hat sich dir doch in den Weg gestellt. Und ich weiß, die anderen bringen ihm Achtung und Respekt entgegen.«
»Er hat mich allein deinetwegen herausgefordert.« Sin streckte eine Hand aus, um die verirrte Haarsträhne auf ihrer Wange zu berühren. Die Weichheit ihrer Haut war so besänftigend, und doch schmerzte sein Herz unter dem Verdacht, der sich ihm aufdrängte.
Er hatte genau gesehen, wie Fräser zu ihrem Bruder geschaut hatte, während sie sprach. Er hatte den Ausdruck in den Augen ihres Bruders bemerkt und wie Dermot mehrere andere angeblickt hatte.
Dermot steckte tief in der Sache drin. Schlimmer noch, Sin befürchtete, dass ihr Bruder am Ende sogar selbst der Rebellenführer war.
Aye, jetzt, wo er darüber nachdachte, hatte er kaum noch Zweifel daran. Es konnte nichts anderes als Schicksal sein, dass er hergeschickt worden war, den Bruder der einzigen Frau, die ihm je etwas bedeutet hatte, umzubringen. Das war genau die Sorte verquerer Ironie, die das Leben für ihn bereithielt.
Es würde sie zerstören, ihren Bruder seinetwegen zu verlieren.
Callie würde ihn bis in alle Ewigkeit hassen.
Vielleicht war es so sogar am besten. Wenn sie ihn hasste, dann würde sie leichter eine Annullierung der Ehe anstreben. Sie würde sich weigern, mit dem Mann verheiratet zu bleiben, der ihren Bruder vernichtet hatte.
Du musst ihn nicht töten ...
Das stimmte. Er könnte ihn ebenso gut an Henry ausliefern.
Sins Magen verkrampfte sich bei dem bloßen Gedanken daran. Wenn er Dermot nach England schickte ...
Bilder aus seiner eigenen Kindheit drängten sich ihm auf.
Nutzloser, schottischer Lump. Du bist es nicht wert, meine Schuhe zu küssen. Er konnte immer noch die Schläge spüren, die er bekommen hatte - nicht nur von Harold, sondern auch von anderen Engländern, die ihn
Weitere Kostenlose Bücher