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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley Macgregor
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Stunden nach seiner Geburt auf eine Reise gesandt?«
    »Stunden? Ich habe ihn fortgeschickt, sobald ich ihn aus meinem Leib gepresst hatte.«
    Callie fiel es schwer, weiter zu atmen, so heftig war der Schmerz, den sie empfand. Sie sah das Bild lebhaft vor sich, wie ein neugeborenes Kind auf diese Weise abgeschoben wurde. Wie konnte eine Mutter nur so grausam sein?
    Schlimmer noch, in dem Gesicht der Frau gab es keine Anzeichen für Reue. Sie war sich keinerlei Schuld bewusst. Sie fühlte sich in dem, was sie ihrem Sohn angetan hatte, völlig im Recht.
    Das entzog sich Callies Verständnis.
    Hass und Wut loderten in den Augen der Countess. »Der Mann, den ich heiraten wollte, weigerte sich, mich zu nehmen, nachdem mein Bauch mit dem Kind eines anderen Mannes angeschwollen war, weswegen mein Vater mich zur Strafe mit einem Mann vermählte, der älter als er selbst war.«
    »Nichts davon ist Sins Schuld.«
    »Nein? Wäre er nicht geboren worden, wäre nichts davon geschehen.« Es war deutlich zu erkennen, dass sich die Vergangenheit vor ihrem geistigen Auge noch einmal abspielte. »Ich habe ihn zu seinem Vater geschickt und dachte, ich wäre ihn für immer los. Dann plötzlich, Jahre später, tauchte er hier bei Hofe auf, und all der alte Klatsch lebte wieder auf. Mit der Schande musste ich Tag für Tag leben. Leute, die hinter meinem Rücken wisperten. Verleumdungen und abfällige Bemerkungen über mein Baby Roger. Mein Gatte war ein frommer Mann und ließ mich von dem Tage an bis zu seinem Tod härene Hemden unter meinen Kleidern tragen. Ich wurde erniedrigt und gezwungen, ständig um Vergebung zu beten. Und jetzt hat dieses Scheusal mir das einzig Gute in meinem Leben genommen. Roger war alles, was mir wichtig war. Das Einzige, das meinem erbärmlichen Leben Freude verlieh.«
    Die Trauer der Frau konnte Callie nachempfinden und wünschte sich sogar, sie könnte den Schmerz über den Tod ihres Sohnes lindern. Doch das änderte nichts an dem, was die Countess ihrem Ältesten angetan hatte, der nichts anderes als ein unschuldiges Kind gewesen war, das verzweifelt die Liebe seiner Mutter gebraucht hatte.
    »Sin hat ihn nicht umgebracht.«
    »Ihr seid eine Närrin, wenn Ihr seinen Lügen Glauben schenkt.«
    Callie tätschelte der Frau mitleidig den Arm. Sie hätte viel darum gegeben, hätte sie gewusst, was sie sagen könnte, um ihr Leid zu mildern.
    Aber nichts, was sie tun konnte, würde dafür sorgen, dass seine Mutter ihn akzeptierte oder sich besser fühlte. Betrübt den Kopf schüttelnd, gab sie ihr das Giftfläschchen zurück. »Mein herzliches Beileid zu Eurem Verlust, Mylady.«
    Damit wandte sie sich ab und überließ die Countess ihrem Gewissen.
     
    Sin verbrachte den ganzen Tag im Sattel. Er hatte London hinter sich gelassen und wandte sich gen Süden. Ein Teil von ihm wollte einfach weiterreiten. Er besaß überall in England, in der Normandie und in Jerusalem Ländereien. Burgen so mächtig, dass noch nicht einmal Henrys vereinte Armee sie einnehmen konnte. Niemand hatte ihn je im Kampf besiegt. Er konnte ganze Völker vernichten, wenn ihm der Sinn danach stand.
    Es gab keinen Grund, weshalb er nach London oder zu seiner Frau zurückkehren musste.
    Gar keinen.
    Keinen anderen als die Tatsache, dass er das Gefühl ihrer Hand auf seinem Arm mochte. Das Lachen, das in ihren grünen Augen funkelte. Das kleine Grübchen in ihrer Wange, das sich bildete, wenn sie die Lippen bewegte.
    Er schloss kurz die Augen, während er mit sich rang.
    Heute Nacht würde sie ihm gehören. Er konnte sie immer wieder nehmen, bis er verschwitzt war und sich völlig verausgabt hatte, bis sie beide vor Erschöpfung nicht mehr in der Lage waren, sich zu rühren. Sie würde ihm seine ehelichen Rechte nicht verweigern. Würde sich nicht in Furcht oder Abscheu von ihm wenden.
    Einmal in seinem Leben würde er den Trost einer liebevollen Berührung erfahren. Daran zweifelte er nicht länger.
    Sin schloss die Augen und versuchte sich eine Welt auszumalen, in der ihn jemand wirklich haben wollte. Eine Welt, in der es eine Frau gab, die lächelte, wenn er auf sie zuging. Deren Gesicht in seiner Nähe erfreut aufleuchtete.
    Wäre das so schlimm?
    Callie wollte seine Frau sein. Konnte er da nicht auch ihr Mann sein?
    Er konnte es versuchen.
    Aye. Das konnte er. Plötzlich war ihm ganz leicht ums Herz; er wendete sein Pferd und ritt zurück nach London.
     
    Callie saß am Fenster, das kleine Tischchen mit den köstlich duftenden Speisen hatte

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