Die schottische Braut
seiner dunklen ab. Sie erschien ihm so winzig, so fein und zierlich. Wie konnte etwas so Kleines ihn so erschüttern? Diese Hände dürften keine Macht über ihn haben, und doch konnten sie in ihm unendliche Leidenschaft wecken, gaben ihm einen Trost, den in Worte zu fassen sich seiner Fähigkeit entzog.
Er schüttelte den Kopf.
Sie hob die Hand an die Lippen und hauchte zarte Küsse auf die Knöchel, worauf sein Körper in machtvollem Verlangen zum Leben erwachte. »Ich werde dafür sorgen, dass dich niemand stört.«
Sie erhob sich, beugte sich über ihn und küsste ihn auf die Wange. Er genoss das Gefühl ihrer Lippen auf seiner Haut. Und er musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um sie nicht zu sich ins Bett zu ziehen und leidenschaftlich zu lieben.
Stattdessen ließ er ihre Güte in sich einsickern, ließ die Wärme und Zartheit ihrer Lippen die scharfen Ecken und Kanten eines Herzens mildern, das gerade erst wieder zu schlagen begonnen hatte.
Er hörte sie den Raum verlassen und die Tür hinter sich schließen. Vor Bedauern über die ungenutzte Gelegenheit ballte er die Hände in den Pelzen zu Fäusten.
Warum war sie ihm vom Schicksal geschenkt worden, wo doch die Heiligen oben im Himmel am besten wussten, dass es keine Chance auf ein gemeinsames Leben für sie gab?
Dann aber fiel es ihm wieder ein.
Henry wollte Frieden und war willens, alles dafür zu opfern. Obwohl Sin es gerne anders hätte, kannte er den wahren Grund für ihre Ehe. Wenn alles gesagt und getan war, war er für den König nicht mehr als eine Schachfigur. Ein Diener - und sollte er jemals aufhören, von Nutzen für Henry zu sein, wäre sein Leben keinen Pfennig mehr wert.
Callie stand auf der Burgtreppe, während die Männer ihres Clans sich im Hof versammelten. Sie hatte Essen und Trinken vorbereiten lassen, in der Hoffnung, dass sie das milder stimmen würde.
Trotzdem überraschte es sie nicht im Geringsten, dass es nichts nützte. Die Feindseligkeit in der Luft war fast mit Händen zu greifen. Sie alle wussten, irgendetwas war nicht in Ordnung, weil sie hier so zusammengerufen worden waren. Nur was, wussten sie nicht.
»Caledonia, meine Liebe.«
Beim Klang von Fräsers Stimme drehte sie sich herum. Er war etwa einen Zoll größer als sie, hatte hellblaue Augen und dunkelblondes Haar. Immer gut gelaunt und stets ein Lächeln auf den Lippen hatte er ein aufgeräumtes Wesen, das sie früher oft als angenehm empfunden hatte.
Bevor sie von Henry gefangen genommen worden war, hatte er Aster um Erlaubnis gebeten, sie zu umwerben. Obwohl sie vieles gemein hatten und ein ähnliches Temperament besaßen, hatte sie nie Gefühle für ihn entwickelt, die über bloße Freundschaft hinausgingen. Er war für sie mehr wie ein älterer Bruder.
Sie lächelte ihn aufrichtig erfreut, wenn auch leicht unterkühlt an. »Fräser, wie geht es dir?«
»Jetzt viel besser, weil ich weiß, dass es dir gut geht. Du hast keine Ahnung, wie oft ich deinen Onkel gedrängt habe, uns nach London ziehen zu lassen, um dich heimzuholen. Aber er wollte davon nichts hören.«
Bei dieser glattzüngigen Erklärung, dem auffälligen Unterton darin und dem merkwürdigen Funkeln in seinen Augen lief ihr ein Schauer über den Rücken. Irgendetwas verbarg er vor ihr.
Konnte er der Anführer der Rebellen sein?
Wie ihr Vater auch, hasste er die Engländer inbrünstig, und er wirkte, als sei er daran gewöhnt, Befehle zu geben. Es war möglich. Nicht zu vergessen, dass er und Dermot Freunde waren.
Die Menge trat näher.
Mit gerunzelter Stirn blickte Callie in die Runde und entdeckte ihren Gemahl auf der Türschwelle.
Sein langes schwarzes Haar fiel ihm über die Schultern, wo es nahtlos in den schwarzen Stoff seines Waffenrockes überzugehen schien. Er stand aufrecht und stolz da, die eine Hand im Kettenpanzer auf dem Griff seines Schwertes. Diese durchdringenden dunklen Augen, die sie in einen solchen Gefühlsaufruhr stürzen konnten, nahmen die Szene auf einen Blick in sich auf. Dabei strahlte er solche Macht und tödliche Anmut aus, dass sie erschauerte.
Allen war augenblicklich klar, dies war ein Mann mit Autorität. Ein Mann, der mehr sah als das, was sich direkt vor ihm befand. Und die Männer reagierten auf ihn wie ein Rudel rastloser Raubtiere, die wussten, dass ihr Gebiet und ihre Herrschaft von der Anwesenheit dieses Mannes bedroht wurden.
»Hölle und Verdammnis, was hat der Sassenach hier verloren?«
Sie kannte den Besitzer der Stimme nicht,
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