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Die schottische Lady

Die schottische Lady

Titel: Die schottische Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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und Ohren offen.«
    »Und wenn ich dir nicht helfe?»
    Er beugte sich wieder herab, und sie fühlte die Anspannung, die seinen ganzen Körper erfasste, eine sonderbare, wachsende Hitze. Jeden Augenblick konnte dieses Feuer explodieren. Hätte er sie nicht festgehalten, wäre sie vor dieser beklemmenden Macht geflohen. »Wenn du mir nicht hilfst und Stillschweigen bewahrst, wirst du's bitter bereuen. Außerdem hast du etwas vergessen, Shawna.«
    »Was?«
    »Offensichtlich schwebst du in Gefahr. Am Ufer des Sees liegt die Leiche des Mannes, der dich töten wollte. Deshalb warne ich dich noch einmal. Du musst schweigen.«
    »Und was hast du vor? Wirst du mich töten oder vergewaltigen?«
    Sein Gesicht war ihrem so nahe, dass sie seinen warmen Atem spürte. Spöttisch hob er die Brauen. Seine Finger glitten über ihre Lippen, ihren Hals, ihre Brüste, und sie rang verwirrt nach Luft. »Wollte ich dich vergewaltigen, hätte ichs längst getan. Und ich glaube, ich müsste keine Gewalt anwenden. Du warst es, die mich damals zu verführen suchte. «
    Plötzlich stand er auf, blies die Kerze aus und verschwand. Einfach so. Shawna sprang aus dem Bett. Fühlte sie sich erleichtert - oder enttäuscht? Er hatte sie bedroht, dann war er gegangen.
    Begehrte er sie nicht mehr so wie damals - so wie sie ihn begehrt hatte?
    jetzt war er ein Geist, dem Grab entstiegen, das sie nach seiner Überzeugung für ihn geschaufelt hatte.
    »O Gott!« wisperte sie, rannte zum Torbogen und spähte in die Nacht hinaus. Aber David war nirgendwo zu sehen. Sie drückte auf den Hebel, der die Tür zum Geheimgang öffnete, und schaute ins schmale, dunkle Treppenhaus. Hatte er das Zimmer auf diesem Weg verlassen? Oder über den Balkon? Sie eilte in den Flur, beugte sich über die Balustrade und blickte in die große Halle hinab. Dort unten rührte sich nichts.
    Nach einer Weile kehrte sie ins Schlafgemach zurück und wanderte rastlos umher. Der Laird war von den Toten auferstanden - unmöglich ... Fröstelnd schlüpfte sie aus ihrem feuchten, zerrissenen Hemd. Dieses Beweisstück musste sie verschwinden lassen - wenn sie Davids Wunsch erfüllen und die Ereignisse dieser Nacht geheimhalten wollte.
    Wo hatte er die letzten fünf Jahre verbracht? Und warum war er gerade rechtzeitig aus dem See aufgetaucht, um sie vor ihrem unbekannten Verfolger zu retten? Oder hatte sie die letzten Stunden nur geträumt?
    Nein, der nasse Fetzen bewies das Gegenteil. Stöhnend knüllte sie ihn zusammen und beschloss, ihn zu verstecken, bis sie entschieden hatte, was sie tun. würde. Sie schaute sich um, dann schob sie ihn unters Bett und zog ein frisches Hemd an.
    Wenn sie ihren Verwandten erzählte, David sei am Leben, würden sie ihr nicht glauben und sie für verrückt halten.
    Allmählich zweifelte sie selbst an ihrem Verstand. Falls sie irgendwann einschlafen wollte, musste sie ihre Nerven mit einem Schluck Brandy beruhigen. Auf Zehenspitzen schlich sie ins Kontor und holte die Flasche. Wieder in ihrem Schlafzimmer, schürte sie das Kaminfeuer und füllte ein Glas, das sie in einem Zug leerte. Nachdenklich sank sie in einen Sessel und betrachtete die Flammen.
    Hatte David jene schreckliche Nacht tatsächlich überlebt? Wie konnte sie sicher sein, nachdem er spurlos verschwunden war? Morgen würde es keinen Zweifel mehr geben. Man würde die Leiche am See finden.
    Und dann? Sollte sie den Eindruck erwecken, sie wüsste nichts? David würde beobachten, wie sie sich verhielt.
    Glaubte er wirklich, sie wäre an dem Mordversuch beteiligt gewesen? Nein, niemand wollte ihn töten, redete sie sich ein. Ein Balken fiel herab. Und nach dem Brand fand man einen Körper bis zur Unkenntlichkeit verkohlt, eine Leiche, die man für David hielt.
    Sie schenkte sich noch einen Brandy ein. Wenigstens fror sie nicht mehr. Der Alkohol erwärmte ihr Blut. Aber, am nächsten Morgen, wenn sie einen klaren Kopf brauchte, würde sie mit schmerzenden Schläfen erwachen.
    Morgen. An dem bedrohlichen Tag, an dem David seinen Rachefeldzug beginnen würde ...

Kapitel 5
     
    Heller Sonnenschein fiel ins Zimmer und weckte sie. Schnell richtete sie sich auf. War alles nur ein Traum gewesen? Hastig stieg sie aus dem Bett und spähte darunter. Nein - dort lag das zerknüllte, zerrissene Hemd.
    »Shawna?« Vor der Tür erklang die Stimme ihrer Zofe, Mary Jane Campbell. »Alles in Ordnung?«
    Gar nichts war in Ordnung. Von einem heftigen Schwindelgefühl erfasst, strich sie über ihre Schläfen, die

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