Die schottische Rose
gewissen Edeldamen zu führen. Also, was wollt Ihr?« Er drehte sich langsam zu dem jungen Edelmann herum. »Oder besser: Wer schickt Euch? Will Albany mir vielleicht endlich Genugtuung …?«
Sir Rupert hob die Hand. »Gemach, Connor McPherson. So viele Fragen auf einmal.« Er erhob sich und straffte die Schultern. »Was der Herzog will oder vielmehr nicht will«, er verzog spöttisch die Lippen, »ist nicht mehr meine Angelegenheit.« Er runzelte die Stirn, als ihm ein Gedanke durch den Kopf schoss. »Abgesehen natürlich davon, wen er als geeignete Partie für seine Tochter ansieht«, fügte er hinzu und sah Connor offen an.
Der lächelte und nickte. »Verstehe«, meinte er und gab sich dann einen Ruck. »Ich … wünsche Euch Glück, Sir Rupert. Ihr werdet es benötigen, solltet Ihr Euch aufrichtige Hoffnungen auf Aylinn machen. Albany bringt seiner Tochter dieselbe Fürsorge entgegen, die er auch auf seine Pferde und seine Lakaien verwendet. Solange sie ihm zu Willen sind, ist es gut. Wenn nicht, gibt es die Peitsche! Außerdem betrachtet er Aylinn als Unterpfand für eine möglichst vorteilhafte, soll heißen finanziell oder politisch einträgliche Heirat. Einen einfachen Landjunker, so aufrecht und edelmütig er auch sein mag, wird er kaum ins Kalkül ziehen.«
Sir Rupert nickte knapp. Er hatte die Lippen fest zusammengepresst. »Das weiß ich. Ay… die Comtesse von Albany hat sich mir bereits anvertraut. Und ich war selbst Zeuge, wie der Herzog die Seinen behandelt.« Blanke Verachtung lag in seinem Blick, als er den Namen des Herzogs aussprach. »Aber vielleicht denkt er ja anders über mein Ansinnen, wenn ich ihm mein Anliegen nicht als Sir Rupert von Atholl, sondern als Lordkämmerer Seiner Majestät vortrage.«
Connor hob überrascht die Augenbrauen. »Meinen Glückwunsch«, sagte er dann. Er meinte es ehrlich. »Der König hätte keine bessere Wahl treffen können.«
Sir Rupert grinste. »Dessen bin ich mir nicht so sicher«, erwiderte er. »Zunächst stand wohl ein anderer zur Auswahl, aber Lady de Germont hat dem König diese Person ausgeredet.«
»Juliet?« Connors Herz schlug schneller, als der Stewart ihren Namen erwähnte. »Habt Ihr …?« Er unterbrach sich. Auch wenn er den Stewart mochte, wollte er sich vor dem Mann nicht die Blöße geben, seine Unruhe zu verraten. Er hatte seit gestern nicht mehr mit Juliet gesprochen, ja, sie nicht einmal zu Gesicht bekommen. Connor unterdrückte ein selbstironisches Lächeln. Wie weit war es mit ihm gekommen? Er, der so auf seine Unabhängigkeit und Freiheit bedacht war, konnte es kaum ertragen, auch nur einen Tag von der Frau getrennt zu sein, die er liebte.
Sir Rupert lachte auf. Connors Kopf fuhr hoch, aber die Miene des Edelmanns war keineswegs spöttisch, sondern freundlich und verständnisvoll. Er griff in sein samtenes Wams und zog ein kleines Billet heraus. Connors Herz schlug höher, als er Juliets Siegel darauf erkannte.
»Ich will Euch von Eurer Sorge befreien, McPherson«, sagte Sir Rupert, trat auf Connor zu und hielt ihm das Billet hin. »Und wenn es Euch tröstet, Lady de Germont scheint seit der Krönung ein wenig … abgelenkt zu sein.« Er machte eine kleine Pause. »Offenbar fehlt ihr etwas … oder jemand.«
Connor erwiderte den offenen Blick Sir Ruperts und lächelte. »Danke. Das … ich weiß das zu schätzen, Sir Rupert.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass meine erste Amtshandlung als Lordkämmerer darin bestehen würde, den Postillon d’Amour zu spielen«, erwiderte Sir Rupert grinsend. Dann wurde er ernst. »Aber ich bin eigentlich nicht deshalb hier.«
Connor konnte es zwar kaum erwarten, Juliets Billet zu öffnen, aber bei dem ernsten Ton des jungen Stewart hob er fragend eine Braue. »Weshalb dann?«
»Ehrlich gesagt, wart Ihr die erste Wahl für den Posten des Lordkämmerers Seiner Majestät«, sagte er dann.
Connor sah ihn verblüfft an. »Ich? Wie …?« Er trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Das ist natürlich eine große Ehre für mich, versteht mich nicht falsch, Sir Rupert. Aber ich würde niemals einen Posten am Hofe übernehmen …«
Sir Rupert nickte. »Genau das hat Lady de Germont dem König wohl ebenfalls verdeutlicht.« Er lächelte. »Und Seine Majestät möchte sich natürlich nicht die Blöße geben, dass einer seiner Highlander«, er betonte das Wort nachdrücklich, »seinen großherzigen Wunsch«, auch auf dieses Wort legte er einen unüberhörbaren Nachdruck, »in aller
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