Die schottische Rose
sie sich selbst, wie sie mit Connor am Hofe des Königs lebte, und Connor in seiner Funktion als Staatsminister oder gar Lordkämmerer … Doch das Wunschbild platzte wie eine Seifenblase, als sie sich Connor vorstellte, angetan in Samt und Seide, wie er eine Beratung von Höflingen leitete und mit geschliffenen Worten und geheuchelter Freundlichkeit versuchte, irgendwelche komplizierten Vereinbarungen zu treffen, nur um sie einen Tag später nicht einzuhalten. Sie schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, dass Connor McPherson nicht der Richtige dafür ist, Sire. Ich kenne ihn gut«, fuhr sie mutig fort und sah dem König in die Augen. »Wenn Ihr ihn in die Pflicht nehmt, wird er sich Euch nicht verweigern. Weder Euch noch Schottland, Sire. Aber wenn ich Euch um etwas bitten darf, Sire, dann lasst ihm die Wahl.«
James I. kniff die Augen zusammen, als er Juliet ansah. Die hielt den Atem an. War sie zu weit gegangen? Dann entspannte sich die Miene des Königs, und er lächelte. »Ihr habt recht, Lady de Germont«, sagte er. »Außerdem …« Er streckte die Hand aus und nahm die seiner Gemahlin in seine. »Was, außer einem ganzen Königreich, frage ich Euch, kann man einem Mann schon anbieten, der die so offenkundige Liebe einer ebenso klugen wie schönen Frau besitzt?«
Juliet erwiderte seinen Blick stolz und unerschrocken, obwohl ihr erneut die Röte in die Wangen stieg. Der König nickte wieder. »Fürwahr«, meinte er, »der Stolz dieser Highlander ist ansteckend!« Er lachte, wurde jedoch schnell wieder ernst. »Er ist eine Zierde für jeden Mann«, fuhr er fort. »Aber er kann auch sein Verderben sein. Womit wir bei der Frage wären«, kam er Juliet zuvor, »was ich Eurer Meinung nach unternehmen könnte, um zu verhindern, dass Connor McPherson sich, seinen Clan und … Euch ins Unglück stürzt, indem er Herzog Argyll von Albany wie einen räudigen Hund auf offener Straße totschlägt? Falls der ihm nicht vorher einen gedungenen Mörder auf den Hals hetzt. Was meint Ihr, Lady de Germont, hm?«
*
Connor zügelte Mameluck vor den Stallungen des königlichen Schlosses in Perth, stieg ab und warf einem Stallburschen die Zügel zu. »Behandle ihn gut, Bursche«, meinte er. »Und sei vorsichtig, wenn du ihn absattelst. Er lässt sich nicht gern von Fremden anfassen.«
Der Junge nickte, während er bewundernd den Hengst musterte. »Ein feines Pferd, Sire«, sagte er und streckte langsam die Hand nach Mamelucks Kopf aus. Der Hengst zuckte mit den Ohren und rollte mit den Augen, rührte sich jedoch nicht, als der Pferdeknecht vorsichtig seine pechschwarze Stirn und die Nüstern streichelte.
Connor sah den beiden nach und drehte sich dann um, um das Schloss des Königs in Perth zu betrachten. Es war aus grauem Stein errichtet, ähnlich wie Mandrake Manor, aber natürlich viel größer und beeindruckender. Das lang gestreckte Haupthaus war rechteckig angelegt und von vier Türmen flankiert. In der Mitte befand sich ein großer Garten, in dem sich der König und sein Gefolge ergehen konnten, ohne das Schloss verlassen zu müssen. Auf beiden Seiten des Haupthauses erstreckten sich niedrige Gebäude, in denen die Bediensteten, die Waschhäuser, Geräteschuppen auf der einen und die Stallungen mit den Sattelkammern und die Werkstätten für Schreiner, den Schmied und die anderen Gewerke auf der anderen Seite untergebracht waren. Hinter dem Palast befand sich ein riesiger Park, und daneben … Connor kniff die Augen zusammen, um sie gegen die tiefstehende Nachmittagssonne zu schützen, während er die bunten Wimpel und Fahnen musterte, die über den niedrigeren Büschen und Bäumen im leichten Wind wehten. Das musste der Turnierplatz sein.
»Beeindruckend, was, McPherson?« Sir Archibald von Grant ließ sich langsam von seinem Wallach hinuntergleiten und nickte einem anderen Stallburschen zu, der sein Pferd in Empfang nahm.
Bevor Connor antworten konnte, rumpelte Sir Archibalds Kutsche auf den Schlosshof, deren Ankunft von einem hochgewachsenen Lakaien in einer prächtigen Uniform mit einer beinahe angewiderten Miene kommentiert wurde. Der Mann rümpfte die Nase und zog seine Augenbrauen bis weit in die Stirn hinauf, während er sich der Kutsche vorsichtig näherte, als würde er allein durch die Berührung beschmutzt.
»Beeindruckend!«, tönte eine wohlbekannte Stimme hinter Connor. »Eine wirklich schöne Hütte, die Seine Majestät ihr Eigen nennt. Wie viel schöner wäre es, wenn sie jetzt noch voller Freunde
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