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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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James I. von Schottland, und seiner Gemahlin senkten.
    »Da … da ist er!«
    Nanette streckte die Hand aus und deutete auf einen Reiter am Ende der Formation, der auf einem stolzen, schwarzen Hengst saß. Juliets Herz schlug höher vor Stolz und Bangen gleichermaßen. Sie hatte Connor schon erkannt, bevor ihre Freundin sie auf ihn hingewiesen hatte.
    »Sieht er nicht phantastisch aus in diesem langen, grünen Haubert? Es passt so gut zu seinem roten Bart …«
    Einen Moment runzelte Juliet verwirrt die Stirn. Grünes Haubert? Roter Bart? Connor trug doch die schwarze … Dann lachte sie, als ihr klar wurde, dass Nanette DeFleurilles offenbar nur Augen für Buffon hatte, der voller Stolz eingewilligt hatte, den Knappen für Connor McPherson zu spielen, und sein Pferd hielt … Juliet unterbrach sich. Nicht für Connor McPherson, sondern für Sir Connor McPherson, den Earl von Glaschoire und den Laird von Mandrake Manor!
    Erneut erfüllte Stolz ihr Herz, als sie an den gestrigen Abend und den Empfang dachte, den Jakob … nein, James I. für seine Adligen und Untertanen gegeben hatte. Ihr Blick war immer wieder zu Connor hinübergeschweift, der neben seinem Freund Buffon O’Dermick, Sir Archibald und den Chieftains der Grants und McPhersons an einem der langen Tische am Ende des Prunksaals gesessen hatte.
    Ebenso oft hatte sie Connors Blick aufgefangen, wenn er nicht gerade den Herzog musterte, der auf dem erhöhten Podest am Rand der Tafel saß, die für den König, seine Gemahlin und ihre engsten Vertrauten reserviert war. Der prächtige Gobelin über ihnen zeigte die Schlacht von Bannockburn, in der etwas mehr als hundert Jahre zuvor Robert the Bruce mit William Brave Heart Wallace an seiner Seite den englischen König Eduard  II . vernichtend geschlagen und Schottlands Unabhängigkeit gesichert hatte, wenn auch nur für kurze Zeit. Trotz der Wärme, welche die Kaminfeuer, die vielen menschlichen Leiber, der Wein und das Essen spendeten, wurde es Juliet am ganzen Leib kalt, wenn sie diesen Blick ihres Geliebten sah.
    Ihre Sorge wich erst, als der König gegen Ende des Mahls die Hand hob, bevor die Lauten- und Flötenspieler den Gauklern und Feuerspuckern wichen, welche die Gäste mit ihrer Kunst unterhalten sollten. Als Ruhe eingekehrt war, erhob sich der König zur Verblüffung aller und ergriff das Wort.
    »Ich möchte von meinem Vorrecht als König Gebrauch machen, meine Freunde, und euch danken. Einigen für ihre unverbrüchliche Loyalität während der Jahre meiner Gefangenschaft, anderen für ihren Mut, wieder anderen für ihre Klugheit. Das alles hat Schottland groß gemacht und erfüllt mich mit Freude, euer Monarch zu sein.« Er lächelte, als Beifall und Hochrufe aufbrandeten, und hob dann beide Hände. »Ich möchte einen Mann unter euch besonders hervorheben, der in sich all das vereint, was ich eben geschildert habe. Und dazu noch mehr.« Er machte eine kleine Pause. »Den unbeugsamen Stolz und die bedauerlicherweise ebenso unbeugsame Dickköpfigkeit meiner geliebten Highlander.« Er wartete nicht ab, bis das überraschte Gemurmel und die vereinzelten Lacher unter den Gästen verstummt waren, sondern schob seinen Stuhl zurück, trat vor seinen Tisch an den Rand des Podests und zog unter dem überraschten Keuchen der Feiernden sein schlichtes, nur mit dem Kreuz des heiligen Andrew geschmücktes Schwert aus der Scheide. Es gab ein leises Singen von sich, als er es hoch in die Luft hob und dann mit der Spitze zu Boden sinken ließ. Er streifte den Herzog von Argyll, der bereits bei den letzten Worten des Königs blass geworden war, mit einem wissenden Blick. Dann sah James I., der neue König von Schottland, zu dem hochgewachsenen Mann mit den langen rotbraunen Haaren, der am Tischende am Rand des Großen Saales saß.
    »Connor McPherson«, sagte er in eine Stille, in der man die Kerzen knistern und die Seide unter schweren Atemzügen rascheln hörte. »Tretet vor Euren König.« Er lächelte kurz und fügte dann spöttisch hinzu: »Wenn ich bitten darf.«
    Connor hatte sich bereits erhoben und warf einen kurzen Blick auf das Podest zu Sir Rupert, der neben dem König gesessen hatte und jetzt vergnügt grinste. Dann glitt Connors Blick nach links, neben die Königin, wo mit vor Erregung gerötetem Gesicht und glühenden Augen Juliet de Germont saß. Die Liebe seines Lebens. Er lächelte ihr zu, bevor er sich tief verneigte. »Mit untertänigstem Gehorsam, Sire«, sagte er und beeilte sich, der

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