Die schottische Rose
Aufforderung seines Königs zu folgen.
»Kniet Euch nieder, Connor«, sagte der König, als er vor ihm stand.
»Sire.« Connor fiel auf ein Knie, ohne jedoch den Kopf zu senken, was James I. mit einem belustigten Lächeln zur Kenntnis nahm.
»Jetzt«, flüsterte er Connor kaum hörbar zu, »wäre der rechte Moment für etwas Demut, mein Highlander!«
Connor besaß den Anstand zu erröten, als er unter vernehmlichem Kichern vom Podest, Nanette DeFleurilles, zweifellos!, erst den Blick und dann den Kopf senkte.
Der König atmete auf, was weiteres Amüsement bei den Gästen auslöste. Doch dann kehrte wieder Totenstille ein, als der König das Schwert hob. »Kraft der mir von Gott geschenkten Gnade und der Macht meines Wortes ernenne ich Euch, Connor McPherson, zum Ersten Ritter des Ordens der Distel, erhebe Euch zum Earl von Glaschoire, mitsamt dem Lehen der Weiler in diesem Bezirk sowie der Befugnis, den Zehnten zu erheben und Orte zu begründen, und schlage Euch zum Ritter und Laird von Mandrake Manor. Nennt Euch fortan Sir Connor McPherson, Earl von Glaschoire.« Bei diesen Worten ließ der König die Spitze seines Schwerts zunächst auf Connors linke, dann auf seine rechte und dann wieder auf seine linke Schulter sinken. »Schwört Ihr Eurem König Lehenstreue?«
Connor war von Sir Rupert auf diesen Moment vorbereitet worden, trotzdem schnürte sich ihm die Kehle zusammen, als er jetzt erneut so dicht vor dem König stand. James I. war höchstens zehn Jahre älter als er selbst, aber die Präsenz und Ausstrahlung des Herrschers von Schottland überwältigten Connor beinahe. Er meinte jedes Wort ernst, als er jetzt den Kopf hob und dem Monarchen in die Augen sah.
»Das schwöre ich, Sire, bei Gott und Schottland!«
Der König hielt seinen Blick einen Moment gebannt, dann nickte er befriedigt. Er schob das Schwert wieder in die Scheide. Die Gäste hielten immer noch den Atem an, denn noch entließ der König Connor nicht. Stattdessen beugte er sich vor. »Wenn es Euch beliebt, Connor«, flüsterte er so leise, dass nur Connor ihn verstehen konnte, »dann verzichtet heute Abend auf die Anwesenheit von Lady de Germont. Meine Gemahlin braucht ihre ganze Kraft und Aufmerksamkeit für die Vorbereitung des morgigen Turniers.« Er grinste, als er sah, wie Connors Ohren rot anliefen. Er richtete sich auf und fuhr mit einem kurzen Seitenblick auf den Herzog von Albany fort. »Zudem werdet Ihr Eure Kräfte brauchen, Sire.«
Connor sah ihn fragend an, und der König lächelte grimmig. »Als Edelmann erwarte ich selbstverständlich, dass Ihr morgen Eure Geschicklichkeit im Umgang mit Lanze und Schwert bei dem Turnier zu meinen Ehren unter Beweis stellt. Ich möchte mir nicht nachsagen lassen, ich hätte einen Weichling zum Earl gemacht. Wie würde das auf unsere Feinde wirken, hm?«
Mit einer kurzen Handbewegung bedeutete er Connor, aufzustehen.
»Selbstverständlich, Sire!«, erwiderte er laut und vernehmlich und beging dabei den beinahe unverzeihlichen Fauxpas, nicht den König anzusehen, sondern den blassen, sichtlich erschütterten Herzog von Albany, der am Ende der Tafel saß, die Lippen zusammenpresste und die Hände zu Fäusten geballt hatte.
Der Blick, den Connor dem Herzog zuwarf, hätte bei einem geringeren Mann sicherlich einen Schlaganfall ausgelöst, und der König war einen Moment froh, dass dieser Highlander nicht sein Feind war, sondern ihm eben Treue geschworen hatte. Er nahm sich vor, Juliet de Germont dafür noch einmal ausdrücklich zu danken.
Der Herzog jedoch wirkte zwar erschüttert ob der Ungeheuerlichkeit, dass der König einen barbarischen Highlander geadelt hatte, aber Connors mörderischer Blick prallte von dem Schutzpanzer aus glühendem Hass ab, den er seit den Vorfällen in Leith um sich gehüllt hatte und der unheilverkündend in seinen Augen loderte.
Dieser Tölpel wollte in der höfischen Kunst des Turnierstraußes gegen ihn bestehen? Der Herzog verzog höhnisch die Lippen, als er Connors Blick auf sich spürte, griff nach seinem Becher und trank dem Highlander zu. Dann spuckte er den Wein verächtlich auf den Boden, stand auf, schob seinen Stuhl zurück und entfernte sich von der Tafel, nachdem er sich einmal knapp vor dem König verbeugt hatte.
Daran dachte Juliet an diesem Morgen auf dem Turnierplatz jedoch nicht, als sie Connor voller Stolz musterte. Er hatte sich an den Wunsch des Königs gehalten und sie nicht aufgesucht. Allerdings hatte sie eine tiefrote, duftende Rose
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