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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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der Königin war schon lange vorgefahren, die Majestäten waren längst im Schloss verschwunden und mit ihnen Juliet. Er fragte sich, ob er sie vor dem Empfang wohl noch einmal zu Gesicht bekommen würde. Er war neugierig, was sie mit dem König und der Königin besprochen hatte. Und außerdem … Er lächelte. Ich sehne mich nach ihr. Am liebsten hätte er sie genommen und wäre mit ihr auf Mameluck davongeritten, so schnell der Hengst sie tragen konnte, und hätte nicht haltgemacht, bis er Mandrake Manor erreichte. Aber das ging natürlich nicht. Juliet war die Kusine der Königin, und gewiss wollte sie ihre Kusine um sich haben. Zudem, Connors Lächeln verschwand, und seine Miene verdüsterte sich, hatte er hier noch etwas zu erledigen. Er warf einen kurzen Blick zu dem beeindruckenden Portal, vor dem jetzt der Kutscher des Herzogs von Albany seine Pferde mit einem leisen Schnalzen antrieb und die Kutsche langsam zu den Stallungen rumpelte. Er wusste noch nicht wie, aber er würde Albany zur Rechenschaft ziehen. Koste es, was es wolle. Das war er seiner Ehre, seiner Familie und seinem Bruder schuldig.
    »McPherson?«
    Connor reagierte nicht sofort, als er die Stimme hörte. Er wischte sich gelassen mit dem Handtuch über seine feuchte Brust, trocknete sich den Hals ab, richtete sich langsam von dem Waschtisch auf und drehte sich erst dann um.
    »Sir Rupert.« Er ließ das Handtuch über dem Hals hängen und musterte den jungen Stewart neugierig. »Was kann ich für Euch tun?«
    Sir Rupert von Atholl überzeugte sich mit einem Blick in den schmalen Flur, dass sie allein waren, trat in den kleinen Raum und zog die Tür hinter sich zu. Dann verbeugte er sich knapp und lächelte kühl. »Ehrlich gesagt, geht es eher darum, was ich für Euch tun kann.«
    Connor hob fragend die Brauen. »Ihr seid wahrhaft menschenfreundlich geworden, Sir Rupert. Schlagt Ihr da nicht ein wenig aus der Art? Als Stewart, meine ich.«
    Sir Rupert lächelte dünn. »Ich darf Euch daran erinnern, dass der König ebenfalls ein Stewart ist, Connor McPherson.«
    Connor nickte. »Das macht dann schon zwei gute Stewarts. Fast mehr, als Schottland vertragen kann.«
    Sir Rupert grinste, schwieg jedoch und beobachtete Connor aufmerksam. Als der sich nicht rührte, seufzte er, zog mit dem Fuß einen Schemel heran, setzte sich und schlug seine langen Beine übereinander. »Lady Aylinn hat mich gewarnt. Und offenbar hat sie recht gehabt.«
    Connor kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Sie hat Euch gewarnt? Wovor?«
    Sir Rupert erwiderte einen Moment Connors scharfen Blick, dann lachte er laut auf. »Vor Euch, natürlich.« Er schüttelte den Kopf. »Wie nannte sie Euch noch gleich? Einen wunderbaren, dickschädeligen, edelmütigen, halsstarrigen, ehrenhaften, eingebildeten, großartigen, unverbesserlichen …«
    Connor erholte sich rasch von seiner Überraschung. Er musste gegen seinen Willen lachen und hob abwehrend die Hände. »Schon gut, das genügt! Es klingt wahrhaftig nach Aylinn von Albany.«
    Sir Rupert lächelte. »Sie ist eine großartige Frau«, sagte er leise und musterte sein Gegenüber abwartend.
    Der nickte. »Das ist sie. Ich hoffe für sie, dass sie …« Er unterbrach sich, als er bemerkte, wie Sir Rupert den Blick senkte. Ah!, dachte er. Berühre ich da einen delikaten Punkt? Er rang einen Moment mit sich, ob er fortfahren sollte. Andererseits gewann er nichts damit, wenn er diesen jungen Adligen in Verlegenheit brachte. Sir Rupert mochte ein Stewart sein, und er mochte, wie es aussah, auch auf gutem Fuß mit dem Herzog von Albany stehen. Vor allem aber schien er an seiner Tochter interessiert zu sein, und, das musste Connor einräumen, er hatte sich bei den wenigen Gelegenheiten, zu denen sie bisher aufeinander getroffen waren, stets wie ein Edelmann verhalten. Während er überlegte, wie er das Gespräch fortsetzen sollte, trat er an seine mit Hirschfell gepolsterte Pritsche in der Ecke des kleinen Raumes, den er sich mit Buffon O’Dermick und Geoff MacGregor teilte, zog ein frisches Leinenhemd aus seiner Satteltasche, zog es sich über den Kopf und nahm dann die zweite Stoffbahn seines Kilts vom Bett. Er schlang sie sich über den Rücken und befestigte sie über der Schulter mit der Brosche von St. Andrew, dem Schutzheiligen der Schotten, dem Symbol des Ordens von der Distel und dem Abzeichen der McPhersons.
    »Ihr seid gewiss nicht gekommen, Sir Rupert, um ein gemütliches Gespräch unter Männern über die Vorzüge von

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