Die schottische Rose
schallten. Er wusste, dass es Juliet gewesen war, die den ersten Schrei ausgestoßen hatte, dem einen Wimpernschlag später der entsetzte Ausruf Aylinns folgte. Aber dann verdrängte er jeden Gedanken an die geliebte Frau und an die Tochter des Herzogs.
Wenn der Herzog damit gerechnet hatte, dass er vor diesem Kampf zurückschrecken würde, hatte er sich geirrt.
»Ihr seid es«, antwortete er in die Totenstille, die im Zuschauerrund herrschte, »der mich und die meinen beleidigt und entehrt hat, Albany.« Connors Stimme klang kalt wie Eis und hart wie Stahl. Er bemerkte das kurze Flackern von Unsicherheit in Albanys Augen.
»Ihr seid mir zuvorgekommen, weil mich nur die Höflichkeit und der Respekt meinem Herrscher gegenüber daran gehindert haben, Euch zu diesem Kampf herauszufordern.« Er trat vor und sah zu dem Podest hinüber. »Wenn Ihr erlaubt, Sire«, rief er, »möchte ich diese Forderung annehmen.«
James’ Gesicht war eine undurchdringliche Maske. Sicher, er hatte gehofft, dass es zu einem Kampf zwischen dem Herzog und Connor kommen würde. Aber nicht zu einem Kampf auf Leben und Tod, zu dem Gottesurteil, das der Herzog soeben beschworen hatte. Außerdem hatte er gesehen, dass Connor bei dem unfairen Angriff des Herzogs verletzt worden war.
Er zögerte und ließ den Blick über die Menge gleiten. Wenn er dem Herzog den Kampf verbat, verweigerte er ihm ein Gottesurteil, das ihm zustand. Das bedeutete, der Herzog würde kampflos siegen und wäre anschließend noch unangreifbarer als jetzt.
James sah zu Connor hinüber. Der Highlander stand gerade aufgerichtet da und erwartete das Verdikt des Königs. James wusste, wie geschickt und tückisch der Herzog zu kämpfen verstand. Aber er hatte auch die Geschichten über Connor gehört, wie er sich in Vernuil geschlagen hatte. Selbst die Engländer hatten respektvoll über diesen schottischen Barbaren geredet, der ihnen das Leben und den Sieg in Vernuil schwergemacht hatte. Wenn jemand den Herzog schlagen konnte, dann Connor McPherson.
James trat vor. »Wohlan denn, so soll es sein. Ein Kampf Mann gegen Mann, auf Leben und Tod, der erst zu Ende ist, wenn einer von euch am Boden liegt und nie mehr aufsteht.«
Die Anspannung der Menge löste sich in lautem Geschrei. Ein Kampf auf Leben und Tod war nach dem Geschmack der Masse, und nur wenige blieben ruhig. Es waren die, die wussten, was bei diesem Kampf auf dem Spiel stand. Weit mehr als das Leben zweier Männer.
»Ich hoffe, du weißt, was du tust«, sagte Buffon, als er Connor die Lanze reichte, von deren Spitze er den Lederlappen abgenommen hatte. Connor sah ihn ernst an.
»Ich glaube, Freund Buffon«, sagte er kühl, »dass ich weit besser weiß, was ich tue, als der Herzog.«
Buffon kniff die Augen zusammen und nickte. »Denk an Vernuil, mein Freund. Und Gott mit dir.« Er deutete auf Connors Lederharnisch. »Willst du nicht lieber eine Eisenrüstung anlegen?«
Connor schüttelt den Kopf, während er Buffon das stumpfe Turnierschwert reichte und stattdessen sein Langschwert in die Scheide schob. Dann wechselte er die Lanze in die rechte Hand. »Nein«, antwortete er. »Argyll von Albany kennt alle Tricks und Finten, die wir von der schweren Reiterei der Engländer und Franzosen gelernt haben. Und er wird sie zweifellos anwenden. Diese Tricks kenne ich auch.« Er grinste grimmig. »Nur hat Albany sicher noch nie den Namen Sultan Felis el Bey gehört, und er hat auch nie im Heiligen Land gegen die Sarazenen gekämpft oder wurde von ihnen im Kampf zu Pferde unterwiesen.« Er klappte das Visier seines Helms herunter. »Im Gegensatz zu mir, mein Freund.«
Damit wendete er Mameluck mit einem sanften Schenkeldruck und galoppierte unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Menge zu der Seite links von dem Podest, auf dem der König stand. Argyll von Albany hatte rechts Aufstellung genommen und klappte jetzt ebenfalls das Visier seines Helms herunter. Connor sah, wie der Herzog seinen einfachen Lederharnisch musterte und triumphierend grinste. Offenbar glaubte er, leichtes Spiel zu haben. »Kommt nur, McPherson«, rief er. »Es wird schnell gehen.«
Connor lächelte unter seinem Helm, während ihn eisige Ruhe überkam. Die Ruhe des Todes.
Der König wartete, bis die Trompeter das Signal für den Zweikampf geblasen hatten und ihre Fanfaren absetzten. Dann hob er die Hand. »Möge Gott entscheiden!«, rief er und ließ seine Hand fallen.
Die beiden Reiter setzten sich sofort in Bewegung. Argyll von Albany war
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