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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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ein erfahrener Ritter, und sein Pferd war ausgezeichnet ausgebildet. Es gehorchte dem Zügel und wandte sich ein wenig nach links, um dem Herzog einen besseren Winkel für den Stoß mit der Lanze zu ermöglichen, als er an der rechten Seite der Schranke vorbeigaloppierte, auf Connor zu, der ihm auf der anderen Seite der rotweiß gestrichenen Begrenzung zwischen den beiden Reitern entgegenkam. Das Geschrei der Menge verstummte und machte atemloser Erwartung Platz, als die beiden zu allem entschlossenen Männer aufeinander zugaloppierten.
    Die todverheißenden Lanzenspitzen funkelten in der Sonne, als sich die Kämpfer in rasendem Galopp näherten. Connor ritt etwa in einem Meter Abstand zu der Schranke, während der Herzog sein Ross dicht an die Begrenzung drängte, um die Reichweite seiner Lanze besser ausnutzen zu können.
    Damit hatte Connor gerechnet. Sie waren nur noch wenige Meter voneinander entfernt, und die Lanzenspitzen näherten sich immer schneller den Schilden, welche die Reiter hochhielten, während sie mit der Lanze daran vorbei auf ihren Gegner zielten.
    Argyll hielt die Lanze eng an den Körper gepresst und in halber Höhe. Er hatte es auf Connors Brust abgesehen, die in dem Lederharnisch über dem Kettenhemd ein kaum zu verfehlendes Ziel war.
    Connor grinste unter dem Helm, als er die Absicht des Herzogs erkannte. Dann waren sie unmittelbar voreinander, und Connor konzentrierte sich auf die Lanzenspitze seines Widersachers.
    Warte, dachte er, während er sich in rasender Geschwindigkeit dem Feind näherte. Warte … warte …
    Die Leute schrien auf, als die Reiter fast auf gleicher Höhe waren und die Lanzen ihr Ziel treffen mussten.
    Connor wartete, bis Argylls Lanze ihn fast erreicht hatte. Dann ließ er seinen Schild fahren, den er locker in der Hand gehalten hatte, presste sein rechtes Bein gegen Mamelucks Flanke und zog am Zügel. Der Hengst machte mitten im Galopp einen mächtigen Satz nach links und rammte dabei fast die Schranke.
    Der Herzog riss seine Augen auf vor Schreck, als sein sicher geglaubtes Ziel plötzlich vor seiner Lanzenspitze verschwand. Es blieb ihm jedoch keine Zeit mehr, die Richtung seines Stoßes zu verändern.
    Connor dagegen duckte sich unter der Lanzenspitze weg, die an seiner rechten Schulter vorbeisauste, und senkte im letzten Moment seine Lanze. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen traf die Spitze auf den Beinpanzer des Herzogs, glitt von dem Eisen ab und durchbohrte den hölzernen Schutz des Sattels. Sie riss ein Stück Haut vom Rücken des Schlachtrosses, fuhr zwischen den Beinen des Herzogs hindurch und katapultierte den Mann aus dem Sattel.
    Connor hatte die Lanze losgelassen, war weitergeritten und zügelte Mameluck am Ende der Schranke. Als er sich umdrehte, sah er die gewaltige Staubwolke, in welcher der Herzog auf dem Boden gelandet war. Da wollte er ihn haben. Falls er nicht bei dem Sturz so schwer verletzt worden war, dass er den Kampf nicht fortsetzen konnte, schrieb die Regel jetzt vor, dass die Kontrahenten zu Fuß weiterkämpften. Connor wartete auf der anderen Seite der Schranke, während Albanys Ross mit schmerzhaftem Wiehern zum Rand des Turnierplatzes galoppierte, wo es einigen Stallknechten mit Mühe gelang, es einzufangen.
    Die Menge spendete tosenden Beifall, doch rasch kehrte wieder Ruhe ein, als der Herzog sich einen Moment später mühsam vom Boden erhob.
    »Das Pferd ist verletzt«, schrie einer der Ritter, die den Kampf als Schiedsgericht beaufsichtigten. »Der Kampf muss zu Fuß weitergeführt werden.«
    Sir Rupert stand am Rand des Podests. Er beaufsichtigte den Kampf als Schiedsrichter des Königs und nickte dem Mann zu, der die Meldung gemacht hatte.
    »Der Kampf wird fortgesetzt«, rief er. »Zu Fuß und mit dem Schwert.«
    Connor stieg ab und warf Mamelucks Zügel einem Pferdeknecht zu. Dann ging er langsam auf den Herzog zu, der seine Benommenheit von dem Sturz mit einem heftigen Kopfschütteln vertrieb und sein Schwert aus der Scheide riss.
    »Hundesohn!«, brüllte der. »Das war ein unfairer Stoß!«
    Connor lächelte nur. Jetzt, zu Fuß, im aufgewühlten Schlamm des Turnierplatzes, war er in seinem leichten Kettenhemd und dem Harnisch weit beweglicher als der Herzog. Der hatte zwar den besseren Panzer, aber er war schwer, Connor dagegen war leichtfüßig und schnell, zudem war sein Langschwert der Waffe von Albany an Reichweite überlegen. In Vernuil hatte er erlebt, wie schwerfällig die schwere Reiterei war und diese Tatsache

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