Die schottische Rose
gleichzeitig. Sie hatte sich oft vorgestellt, wie der Mann ihrer Träume um ihre Hand anhielt. Riesige Sträuße von Rosen, erlesene Kostbarkeiten und eine prachtvolle Umgebung hatten dabei eine Rolle gespielt. Dazu orientalische Düfte und wunderschöne Musik im Hintergrund. Doch als sie jetzt das Schnauben der Pferde hörte, die rauhen Rufe der Pferdeknechte, den Geruch von Leder, Schweiß und Pferden, das dröhnende Sausen der Menge, welche die jüngsten Ereignisse diskutierte, wurde ihr klar, dass es so und nicht anders richtig war. Sie sah Connor an und lächelte so strahlend, als wäre eine Sonne in ihrem Herzen aufgegangen. »Was will ich mit Samt und Seide, Geliebter?«, sagte sie. »Du könntest ja doch kaum erwarten, mir diese kostbaren Gewänder vom Leib …« Sie errötete bis unter die Haarwurzeln, als ein lautes Räuspern neben ihr ertönte und ihr klarmachte, dass sie nicht allein in dem Zelt waren.
Sir Archibald starrte angelegentlich Löcher in die Zeltwand, während Buffon O’Dermick … Juliet lachte, als sie das Grinsen auf dem Gesicht von Connors bestem Freund sah.
»Kommt nicht auf die Idee, das für eines Eurer Lieder zu verwenden!«, drohte sie ihm. Im nächsten Moment wurde sie wieder ernst. Sie fuhr zu Connor herum. »Natürlich komme ich mit dir nach Mandrake Manor. Ich habe mich schon gefragt, ob du mich nie fragen würdest. Aber ich würde es vorziehen, mit einem lebendigen Earl von Glaschoire verheiratet zu sein, nicht mit einem toten oder verkrüppelten!« Sie deutete auf Connors bandagierte Hand und den dunklen Fleck auf seinem Hemd, der verriet, dass seine Brustverletzung wieder aufgeplatzt war. »Du kannst unmöglich …!«
Connor holte einmal tief Luft. »Ich kann und ich werde, Juliet!«, unterbrach er sie. Seine Stimme klang kalt und endgültig. »Ich könnte niemals mit dieser Schande leben, die der Herzog mir und meiner Familie zugefügt hat, von Hamishs Tod ganz zu schweigen. Und du …«, der Blick seiner grauen Augen schien sich bis in ihre Seele zu brennen, »könntest das auch nicht. Nicht auf lange Sicht jedenfalls.« Er schüttelte den Kopf. »Und ich habe vor, ein langes Leben zu führen. Mit dir. Und unseren Kindern.«
Juliet zuckte zusammen, als er von Kindern sprach. Ihr Busen war immer noch geschwollen, und die Übelkeit, die sie des Morgens überkam, hatte nicht nachgelassen. Sie ahnte, was der Grund dafür war, aber jetzt war sicher nicht der geeignete Moment, um es Connor zu erzählen.
»Aber warum wartest du nicht, bis du wieder gesund bist?«, versuchte sie es ein letztes Mal. Doch sie wusste, dass es vergeblich war. Connor hatte einen Entschluss gefasst und würde sich durch nichts in der Welt davon abbringen lassen.
»Es muss jetzt geschehen. Jetzt und hier. Vor den Augen des Königs und des ganzen Hofes. Eine solche Gelegenheit bekomme ich nie wieder. Er muss gestehen und mich um Verzeihung bitten. Erst dann wird es Ruhe geben.«
Juliet zerriss es fast das Herz, aber sie wusste, dass Connor recht hatte. James I. hatte sicherlich damit gerechnet, dass genau das geschehen würde. Connor würde Argyll von Albany zu einem ehrenvollen Zweikampf herausfordern, und wenn er ihn besiegte, wäre die Schmach des Herzogs perfekt. Dann endlich könnte der König handeln.
Sie zuckte zusammen, als die Fanfaren erklangen und den Fortgang des Turniers ankündeten. Jetzt folgten die Kämpfe der einzelnen Ritter gegeneinander. Sie trat einen Schritt auf Connor zu und umarmte ihn. »Tu, was du tun musst«, flüsterte sie. »Ich liebe dich und ich werde dich immer lieben. Aber sieh zu, dass du diesen Kampf unversehrt überstehst. Und gib acht, der Herzog ist heimtückisch. Er wird mit allen Mitteln versuchen, dich zu besiegen.«
Connor lächelte und deutete auf seinen Unterarm. »Danke für deinen Rat, Liebste, aber das weiß ich bereits.«
Juliet nickte. »Wenn du gesund bleibst und mich wirklich heiraten willst, habe ich auch eine Überraschung für dich«, flüsterte sie unter Tränen. Dann riss sie sich von Connor los und lief rasch aus dem Zelt, bevor ihr noch das Herz brach.
Buffon O’Dermick sah ihr nach und richtete seinen Blick auf Connor. »Du bist ein Glückspilz, alter Freund, weißt du das? Nicht jedem ist es vergönnt, sich eine Nymphe in einem Elfenteich zu fangen …«
»Halt den Mund«, knurrte Connor ihn grinsend an, »und hilf mir lieber mit dem Harnisch!«
Sir Archibald räusperte sich erneut. »Ich weiß, dass Ihr das Richtige tut, Sir
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