Die schottische Rose
hervortraten.
In den sieben Jahren seiner Abwesenheit hatte er auf ein versöhnliches Wort seines Vaters gewartet. Jedes Mal, wenn ihn ein Brief oder eine Nachricht von zu Hause erreichte, hatte sich sein Herz vor Erwartung verkrampft. Und jedes Mal war es vergeblich gewesen. Die Briefe waren stets in der zierlichen, gestochenen Handschrift seiner Mutter verfasst. Sie und seine jüngere Schwester Rianna waren die Einzigen aus Connors Familie, die dem Verbot des alten Rob McPherson zum Trotz Kontakt zu ihm hielten und ihn über die Vorgänge in Schottland und auf Mandrake Manor unterrichteten. Sei es über befreundete Clansmänner, die Connor in Frankreich und Italien aufsuchten, sei es über Adlige, denen sie versiegelte Briefe mitgaben, in denen sie sich allerdings aus Misstrauen gegen die Überbringer eher zurückhaltend äußerten. Ein Misstrauen, das hatte Connor an manch erbrochenem Siegel erkannt, welches nur zu berechtigt war. Durch diese Nachrichten wusste er, welchen Weg sein Vater in den letzten Jahren gegangen war. Und er wusste auch, dass sein jüngerer Bruder Hamish Connors Heimkehr sicherlich nicht begrüßen würde.
Er hatte lange gezögert, bevor er sich zu dieser Heimreise entschlossen hatte, vielleicht zu lange, wie er sich nach einem neuerlichen Blick auf die beiden Banner am Nordturm eingestand, aber wer weiß, wozu es gut war, dass der alte Rob seinem Ältesten nicht verzeihen musste. Connor wusste aus leidvoller Erfahrung, dass sich die McPhersons mit so etwas wie Vergeben schwertaten.
In ihrem letzten dringenden Brief hatte Elizabeth McPherson ihren ältesten Sohn gebeten, nach Hause zu kommen. Darin hatte sie auch angedeutet, dass sie sich Sorgen um die Sicherheit des Clans machte, wenn Rob sterben und Hamish sich zum neuen Chief der McPhersons und der ihnen angeschlossenen Clans ausrufen lassen würde.
Connor hatte seinen jüngeren Bruder verlassen, als der gerade vierzehn Jahre alt gewesen war. Die Briefe seiner Mutter und seiner Schwester ließen erahnen, dass sich der hitzköpfige, eigensinnige und eifersüchtige Knabe zu einem hitzköpfigen, eigensinnigen und eifersüchtigen jungen Mann entwickelt hatte.
Connor seufzte, als er seinen Blick über die mächtigen, grauen Granitquader des Familiensitzes gleiten ließ. Das verhieß nichts Gutes. Hamish würde ihn gewiss nicht mit offenen Armen empfangen, schon gar nicht, wenn er sich, und dessen war Connor sicher, nicht nur Hoffnungen auf den Rang eines Chieftains der McPhersons, sondern sogar auf den eines Chiefs der vereinigten Clans gemacht hatte.
Aber Connor hatte genug von Blutvergießen und Kämpfen. Und das würde dem Clan zweifellos bevorstehen, wenn sich die McPhersons weiterhin auf die Seite Argyll von Albanys stellten. Er hatte gehört, dass Jakob aus englischer Gefangenschaft freigekauft worden war. Ein starker König, das brauchte Schottland, keinen machthungrigen Albany oder einen Stewart, die nur danach trachteten, ihren eigenen Besitz und Einfluss zu mehren, und dabei nicht zurückschreckten, mit den verhassten Engländern gemeinsame Sache zu machen. Dennoch, Connor hatte sich vorgenommen, den Clan – meinen Clan, dachte er mit einem Anflug von Stolz –, so gut es ging, aus den blutigen Machtkämpfen herauszuhalten, die Schottland zweifellos bevorstanden, auch wenn das keine leichte Aufgabe sein würde – ebenso wenig wie die Begegnung mit seiner Familie nach der langen Zeit.
»Eine prächtige Hütte, bei meiner Laute!«
Connor zuckte zusammen. Er hatte nicht gehört, wie sich Buffon O’Dermick ihm genähert hatte, so vertieft war er in seine Gedanken gewesen.
»Verflucht, Buffon! Irgendwann werde ich dir noch deinen irischen Bart abschneiden, wenn du dich weiter so heranschleichst«, knurrte Connor, gereizt über seine eigene Achtlosigkeit.
Der Ollave, der nicht nur Gelehrter und Musikant war, sondern darüber hinaus Connors bester Freund, ein erprobter und verlässlicher Kampfgefährte und ein Lästermaul, dem vermutlich nicht einmal der Tod die Zunge lähmen würde, lachte schallend. Er strich sich über seinen langen, leuchtend roten Bart, der dem Iren ein viel älteres Aussehen verlieh, als er an Jahren zählte. »Meinen ganzen Mannesstolz, den biblischen Sitz meiner Kraft …«
»Samsons Kraft saß in seinem Haupthaar, Buffon«, erwiderte Connor amüsiert. Es gelang seinem Freund wirklich immer wieder, ihn aufzuheitern. Connor wurde jedoch sofort wieder ernst, als er zu Mandrake Manor
Weitere Kostenlose Bücher