Die schottische Rose
McPhersons auf ihrem Emblem trugen, den heiligen Andreas mit einem weißen Strahlenkranz. Connor wusste, dass er die richtigen Worte gefunden hatte, als zuerst William MacKenzie aufstand und mit seiner dröhnenden Stimme die lateinischen Worte wiederholte. Die anderen Chieftains und ihre Söhne taten es ihm nach, und das trotzige Motto brauste wie ein Sturm durch die Große Halle von Mandrake Manor und wirkte nicht nur wie eine Herausforderung an Connors Feinde und die seines Clans, sondern auch an alle Feinde, die sich gegen Schottland verschworen haben mochten.
»Niemand«, wiederholte der dröhnende Chor aus rauhen Männerkehlen, »fordert mich ungestraft heraus!«
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5. Kapitel
W as!?« Argyll von Albanys schmales, fast hageres Gesicht war vor Wut verzerrt, hatte nichts Aristokratisches mehr an sich. Der Herzog schlug mit seiner behandschuhten Hand auf das mit kostbaren Intarsien verzierte Tischchen vor sich. Die gedrechselten Spielsteine des Damespiels flogen in alle Richtungen davon.
»Das ist eine verdammte Provokation! Eine Ungeheuerlichkeit! Was bildet sich dieser verdammte McPherson ein? Wie kann der Kerl es wagen, sich offen gegen mich zu stellen! Er ist entehrt! Enterbt! Aller Titel und Rechte und seines Vermögens und Ländereien verlustig! Rob McPherson hat ihn …«
»Sire, ich bitte Euch, regt Euch nicht auf! Sonst trifft Euch noch der Schlag!« Aylinn von Albany eilte an die Seite ihres Vaters, dessen Gesicht knallrot angelaufen war, und legte ihm ihre schlanke Hand auf die Schulter.
Sir Rupert von Atholl hätte nicht zu sagen gewusst, ob die Stimme der schönen, rothaarigen Aylinn nur besorgt oder nicht auch eine Spur gereizt klang, als sie versuchte, ihren Vater zu beruhigen. Jedenfalls sah sie ihn hilfesuchend an, und er beeilte sich, ihrem unausgesprochenen Wunsch nachzukommen.
»Eure Tochter hat recht, Durchlaucht«, sagte er. »Aufregungen dieser Art sind Gift für die Galle und das Herz! Medicus MacGrier …«
»Diesen verwünschten Quacksalber soll der verdammte Teufel holen«, knurrte Argyll und schüttelte die Hand seiner Tochter unwirsch ab. »Der mit Sicherheit ein McPherson ist«, zischte er durch seine zusammengebissenen Zähne. Dann fuhr er zu dem Boten herum, der wie Espenlaub zitternd vor ihm stand. Ganz offenbar war der Mann davon überzeugt, dass er jetzt zur Zielscheibe des Zorns dieses mächtigen und furchteinflößenden Herrn werden würde. »Was hat dein Master dir noch aufgetragen?«, fuhr Argyll den Unglücklichen an. »Ist die Wahl zum Chief etwa auch schon …?«
Der Mann schluckte und wagte es nicht, seinen Blick von einem Damestein zu nehmen, der ihm direkt vor die staubigen Stiefel gerollt war.
»Nein, Herr«, erwiderte er leise. »Bisher …«
»Sprich gefälligst deutlicher, Kerl!«, blaffte der Herzog ihn an. Rupert zuckte bei dem barschen Ton zusammen. Den Überbringer schlechter Nachrichten trifft immer der Groll des Empfängers, dachte er. Sein Blick flog unwillkürlich zu Aylinn von Albany hinüber. Wie reagierte sie auf die Nachricht von Connors Heimkehr?
Aylinn hatte Rupert offenbar beobachtet, denn eine leichte Röte trat auf ihre Wangen, als sich ihre Blicke trafen. Ob aus Verlegenheit über das barsche Benehmen ihres Vaters oder weil Rupert sie dabei ertappt hatte, wie sie ihn musterte, wusste er nicht, aber ihre Scheu überraschte ihn so oder so. Die Tochter des Herzogs stand in dem Ruf, ebenso gerissen zu sein wie ihr Vater und dazu noch kalt wie ein Fisch. Nun, Fische erröten nicht, dachte Rupert und lächelte ihr fast unmerklich zu. Er hoffte, dass sie das als aufmunterndes Zeichen wertete.
Was sie, wenn ihn nicht alles täuschte, tat, denn ihre Lippen – sehr volle, sinnliche Lippen, wie Rupert bemerkte – zuckten unmerklich, bevor sie rasch den Kopf senkte und zur Seite schaute. Was ihn erneut überraschte.
»Also?«, herrschte Argyll von Albany den Boten an. »Ich warte.«
»Ja … also …«, stammelte der Bote. »Er meinte, dass er Euch früher als vorgesehen auf Mandrake Manor erwartet, weil die Chieftains darauf drängen, die Wahl zum neuen Chief so rasch wie möglich durchzuführen. Und er fürchtet, dass die Wahl nicht zu seinen Gunsten ausgehen könnte, wenn Ihr nicht Euer …« Die Worte waren ihm förmlich über die Lippen gesprudelt, aber jetzt hielt er inne, als er nach dem richtigen Ausdruck suchte.
»Gewicht?«, sprang Rupert ihm hilfreich bei.
Der Mann nickte. »Genau, Sire, Durchlaucht. Euer Gewicht
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