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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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werft!« Überrascht hielt er inne, als Rupert hustete, um ein Lachen zu unterdrücken.
    Der Mann erbleichte, als ihm klar wurde, was er gesagt hatte, und versuchte stammelnd, den Schaden wiedergutzumachen. »Er wollte gewiss nicht sagen, dass Ihr fett wärt, Durchlaucht, sondern …«
    »Schweig endlich, Kerl, sonst lasse ich dich für deine Unverschämtheit auspeitschen!«, fuhr der Herzog ihn an.
    Der Mann wurde kreidebleich und verstummte, als hätte ihm jemand die Zunge herausgeschnitten. Sehnsüchtig schielte er zur Tür. Er hatte seinen Auftrag ausgeführt und wäre liebend gern auf der Stelle wieder nach Mandrake Manor zurückgelaufen, wenn er dafür dem Herzog aus den Augen hätte treten können. Aber seine Hoffnung, dass er jetzt entlassen wurde, wurde enttäuscht. Argyll von Albany war keineswegs zufriedengestellt.
    »Weißt du, welche Chieftains sich auf Mandrake Manor aufhalten?«, fuhr er den Boten an. »Und wie viele sind es genau?«
    Der Mann starrte Argyll von Albany einen Moment verständnislos an, dann zuckte sein Blick zu Sir Rupert hinüber. »Nun, Durchlaucht, es sind wohl alle da, glaube ich.« Er kratzte sich am Kopf, und aus seinem verfilzten roten Haar fielen einige Kletten zu Boden, was er jedoch nicht bemerkte. Der Herzog knurrte angewidert, während Sir Rupert sich erneut das Lachen verkneifen musste.
    »Da wären die MacKenzies, die ganz schön überrascht waren, als Connor plötzlich …« Der Mann unterbrach sich gerade noch rechtzeitig, als er sah, wie sich die Miene des Herzogs gefährlich verdüsterte. » … Na ja, und die Menzies. Und die Frasers … und Drummond von den Gordons … und die Shaws …« Er zuckte erschreckt zusammen, als der Herzog aufsprang und dabei den Spieltisch umwarf, der mit einem dumpfen Poltern auf dem Teppich aufschlug.
    »Das reicht!«, fauchte er. »Dieser ganze Haufen von Speichelleckern und Parasiten scheint sich an Rob McPhersons Totenbahre ein Stelldichein zu geben!« Er presste seine zu Fäusten geballten Hände an die Schläfen. »Die Frage ist«, fuhr er kalt fort, »ob sie nur Hamish ausbooten wollen oder ob sie vorhaben, sich offen gegen mich aufzulehnen!« Er wirbelte zu dem Boten herum. »Lauf sofort zurück zu deinem Master und richte ihm aus, dass Argyll von Albany ihn nicht im Stich lassen wird. Hamish soll diese verdammte Wahl zum Chief hinauszögern, wenigstens bis morgen Abend. Ich reite, so schnell es geht, nach Mandrake Manor.« Er grinste boshaft. »Wollen doch mal sehen, ob ein Herzog nicht genug Gewicht in die Waagschale werfen kann, um ein paar armselige schottische Häuptlinge aufzuwiegen.« Seine Stimme sank zu einem gefährlichen Knurren herab. »Vor allem, wenn ich von ausreichend Klingen, Armbrüsten und Arkebusen meiner Leute begleitet werde. Sie dürften meinen Worten genügend Nachdruck verleihen, falls ich nicht verstanden werden sollte.«
    »Aber Vater, Sire«, mischte sich Aylinn ein. »Ist das klug? Ich meine, die McPhersons …«
    »Seit wann benötige ich den Rat eines Weibes, wenn es um Politik geht?«, herrschte Argyll von Albany seine Tochter an. »Du schweigst gefälligst, wenn wir Männer beraten! Reicht es dir nicht, dass du uns zuhören darfst?«
    Aylinn wurde blass vor Zorn und öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen.
    Rupert hielt unwillkürlich den Atem an. Er hatte Aylinn von Albany bis zum heutigen Tag nur zweimal gesehen, als sie mit ihrem Vater seinen Großvater William von Atholl besucht hatte. Und das war jedes Mal aus der Ferne gewesen. Bisher hatte er nie ein Wort mit ihr gewechselt, und sie hatte durch ihre kühle, spröde Art ihrem Ruf als kalter Fisch durchaus entsprochen. Für Rupert hatte sie ebenso wenig einen zweiten Blick übrig gehabt, wie sie die Aufmerksamkeiten von Ruperts älterem Bruder beachtet hatte.
    Doch in den wenigen Stunden, seit er auf Campbell House war und diese von vielen Männern so geschmähte Frau näher kennengelernt hatte, musste Rupert zugeben, dass ihr Ruf keineswegs gerechtfertigt war. Sie war alles andere als ein kalter Fisch. Ihm erschien sie vielmehr hitzig und impulsiv, ein Charakterzug, der auch viel besser zu ihrem wunderschönen, kupferfarbenen Haar passte.
    Klug ist sie auch, dachte Rupert, als sich Aylinn besann und auf eine Erwiderung verzichtete. Aber offenbar fiel es ihr schwer, denn sie musste die Lippen fest zusammenpressen. Doch der kurze, herausfordernde Seitenblick, den sie Rupert zuwarf, sagte ihm unmissverständlich, dass er es teuer

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