Die schottische Rose
nickte jedoch pflichtschuldig.
Der Herzog legte einen Finger an seine mächtige, gebogene Nase, die seinem sonst so aristokratischen Gesicht einen bedrohlichen Anstrich gab. »Und Ihr sagt, der alte Grant will auf keinen Fall selbst zu den McPhersons reiten?«
Rupert schüttelte den Kopf.
»Nein, Durchlaucht«, erwiderte er. »Er weiß, dass er dort nicht willkommen sein wird.« Er unterließ es, Juliet de Germont zu erwähnen, und hoffte, dass Argyll von Albanys tiefsitzende Verachtung für Frauen, die seinen Worten nach ebenso wenig eine Seele wie Verstand besaßen, den Herzog auch blind für die Intelligenz und das Verhandlungsgeschick machte, welche diese Frau besaß.
Doch Albanys nächste Worte sollten ihn eines Besseren belehren.
»Und diese kleine Französin, diese angebliche Verwandte des alten Fuchses Grant?«, fuhr der Herzog fort und trommelte nachdenklich mit den Fingern auf den kühlen Marmor des Simses. »Meine Informanten haben mir berichtet, dass sie ziemlich reiselustig ist. Sie hat auch schon einige Clans aufgesucht, die den Grants nicht unbedingt freundlich gesonnen sind.« Argyll lachte spöttisch. »Es würde mich nicht wundern, wenn der alte Grant versucht, die mögliche Rückkehr von Connor McPherson zu seinen Gunsten auszunutzen, trotz der alten Feindschaft zwischen den Familien. In dem Fall wäre dieses Mädchen sicher ein geeignetes Mittel, um Connor zu beeindrucken.« Er nickte. »Nun, Aylinn wird schon dafür sorgen, dass sie nicht zum Zuge kommt. Aber wir werden kein Risiko eingehen. Falls Grant seine angebliche Nichte oder wer auch immer dieses Mädchen ist, zu den McPhersons schickt, macht das meine Anwesenheit umso wichtiger.« Er lächelte verschlagen. »Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich bei unserer kurzen Begegnung ziemlichen Eindruck auf dieses schöne Kind gemacht. Vielleicht kann ich sie ja ebenfalls von meinen guten Absichten überzeugen, was unseren Kronprinzen angeht.« Er knurrte leise, während er nachdachte, und nickte dann zufrieden. »Es kann nicht schaden, zwei Eisen im Feuer zu haben, was, Sir Rupert?«
Rupert nickte, behielt seine Gedanken jedoch für sich. Er konnte sich nach seiner kurzen Begegnung mit Juliet de Germont zwar nicht vorstellen, dass sie sich von dem Herzog täuschen lassen würde, aber er hütete sich, Albanys Verschlagenheit und Gerissenheit zu unterschätzen. Zudem war ihm immer noch nicht ganz klar, worauf der Herzog eigentlich hinauswollte.
Dieser hatte sich umgedreht und war an den breiten, mit wundervollen Schnitzereien verzierten Schreibtisch getreten, von dem aus man einen weiten Blick über den wundervollen, makellos gepflegten Garten von Campbell House hatte. Er schien Rupert vollkommen vergessen zu haben. Schließlich wandte er den Kopf und starrte ihn an, als wundere er sich, dass der junge Adlige noch da war.
»Worauf wartet Ihr?«, herrschte er ihn unfreundlich an. »Habt Ihr nichts für unsere Abreise vorzubereiten? Wir brechen morgen in aller Frühe nach Mandrake Manor auf!« Sein scharfer Ton wurde etwas milder, als er fortfuhr. »Nur ich, meine Tochter, Ihr und zwei Mann meiner Leibwache. So wie Ihr es vorgeschlagen habt. Schließlich wollen wir diese Highlander ja nicht verschrecken, nicht wahr? Der kürzeste Weg von Grant Castle nach Mandrake Manor führt über die Furt am Dulnain, kurz hinter der Stelle, an der er in den Spey mündet. Falls Grant, der alte Fuchs, sein Täubchen zu den McPhersons schickt, werden wir sie dort möglicherweise abfangen können und ihr unsere Begleitung anbieten.« Der Herzog zog die Lippen zurück und bleckte seine gelblichen Zähne in der Parodie eines Lächelns. »Das dürfte mir genügend Zeit geben, dem Kind etwas auf den Zahn zu fühlen, was? Oder vielleicht auch woanders hin.« Er lachte bellend auf und winkte dann ungeduldig mit der Hand. »Und jetzt lasst mich allein. Es gibt einiges zu bedenken, bevor ich auf Mandrake Manor eintreffe. Schließlich muss ich Hamish eine glaubhafte Erklärung zum Carn Glaschoire mitgeben, die diese Barbaren von meinem guten Willen überzeugt.«
Rupert verneigte sich. Während er hinausging, überschlugen sich seine Gedanken. Albany musste doch wissen, dass er die Clans niemals auf seine Seite ziehen konnte, jedenfalls jetzt, nach Rob McPhersons Tod, nicht mehr, wenn sie die Botschaft des Herzogs überhaupt noch anhören würden. Und falls Connor McPherson, der bei Vernuil so erbittert gegen die Engländer gefochten hatte, tatsächlich bei der
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