Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
Vom Netzwerk:
anders. Er brannte und schien bis in ihre Seele zu dringen, aber er wirkte auch … vorsichtiger, unergründlich. Fast ein wenig … misstrauisch.
    Diese Erkenntnis traf Juliet wie ein Schlag und riss sie aus ihrer Erstarrung. »Mi… Milord!« Sie war überrascht und erleichtert, dass ihre Stimme einigermaßen funktionierte. »Erlaubt, dass ich mich vorstelle, da wir uns ja nicht kennen. Ich bin Juliet de Germont. Und die Lady in meiner Begleitung ist Nanette DeFleurilles.« Sie deutete, ohne hinzusehen, mit der Hand in die Richtung, in der sie Nanette vermutete, weil sie ihren Blick noch nicht von diesen grauen Augen losreißen konnte. Von diesem Gesicht, das sie im Traum verfolgt hatte, und von diesem Mund, der in ihren Träumen Dinge getan hatte, die …
    »Verstehe.« Seine Stimme unterbrach ihre Gedanken. Doch seine nächsten Worte machten deutlich, dass er ebenfalls seine Erinnerungen und Träume zu haben schien. »Und ich habe gedacht, wir würden uns bereits kennen«, sagte er leise.
    Seine Mundwinkel zuckten, und Juliet musste ihre ganze Energie aufwenden, damit sie ihren Blick von seinen Lippen nehmen konnte.
    »Da müsst Ihr mich wohl verwechseln.« Ihre Stimme klang heiser, aber sie hob tapfer den Kopf und zwang sich, seinen Blick zu erwidern. »Ich bin …«
    »Eine Bekannte des Herzogs, wie ich sehe.«
    Die Veränderung, die sich auf Connors Gesicht und in seiner Haltung zeigte, als er jetzt einen Schritt zurücktrat, verblüffte Juliet. Es ernüchterte sie, und gleichzeitig spürte sie einen Stich in der Enttäuschung in ihrem Herzen.
    »Nein, ich …«
    »Und nicht nur, dass Ihr und ein Stewart in Albanys Gefolge reist, Ihr werdet dazu auch noch von den Männern Sir Archibald von Grants eskortiert.« Connor verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Juliet abwägend. »Wirklich interessant. Ich verstehe zwar, dass die Stewarts und der Herzog gemeinsame Interessen haben, aber Sir Archibald und der Herzog sind meines Wissens nicht gerade die besten Freunde. Ebenso wenig, wie die Grants und die McPhersons sich allzu herzlich zugetan sind, was vermutlich auf diese romantischen Geschichten zurückzuführen ist, die sich an diesem verwunschenen Elfenteich zugetragen haben.« Er verzog erneut spöttisch die Lippen.
    Connor genoss einen Moment Juliets Sprachlosigkeit und verbeugte sich dann formvollendet. »Nun, sei es, wie es sei. Ihr könnt beruhigt sein, Milady. Auf Mandrake Manor gibt es jedenfalls keine Fabelwesen, weder Kentauren noch Einhörner. Sie gehören in Märchen, nicht in die Wirklichkeit! Wie wir ja wohl beide wissen«, setzte er leise hinzu.
    Juliets Gedanken überschlugen sich. Als wenn es nicht genügte, dass sie diesem Mann in einer höchst verfänglichen Situation begegnet war, in der sie sich alles andere als souverän benommen hatte. Ihr romantisches Herz hatte sich zwar danach gesehnt, dass sie ihm wiederbegegnen würde, aber sie hatte nicht daran geglaubt. Und jetzt stand dieser Mann, dieser Wilderer, die Verkörperung der männlichen Versuchung vor ihr, der Mann aus ihren sinnlichen Träumen, und war derselbe, den sie überzeugen wollte, sich zum Wohle Schottlands der Sache des Kronprinzen anzuschließen. Und zu allem Überfluss begegnete er ihr trotz der Anziehung, die er für sie zu empfinden schien, mit unverkennbarer Ablehnung, ja fast schon Feindseligkeit! In diesem Moment rückte ihr Ziel, die Highland-Clans um Jakobs Fahne zu scharen, in beinahe unerreichbare Ferne. Juliet schloss kurz die Augen, holte tief Luft und straffte ihre Schultern. Nun gut, dachte sie, viel schlimmer kann es nicht kommen! Du hast nichts mehr zu verlieren.
    Als sie die Augen wieder öffnete, funkelten sie kampflustig, und sie bemerkte zu ihrer Befriedigung den überraschten Ausdruck auf Connor McPhersons Gesicht, der sie aufmerksam beobachtet hatte.
    »Da kann ich Euch nur beipflichten, Sire«, entgegnete sie leise. »Ich sehe hier wirklich keine Märchenprinzen oder Fabelwesen – auch wenn das sehr schade ist«, setzte sie noch leiser hinzu. Dann gab sie sich einen Ruck. »Aber ich sehe hier Männer«, fuhr sie entschlossen fort, »in deren Händen vielleicht das Schicksal Schottlands liegt. Und das, Sire, sollte nicht von Elfen, Kentauren und Einhörnern abhängen, ebenso wenig …«, sie warf einen kurzen Blick auf den Balkon, über den der Herzog von Albany gerade mit Hamish durch die hohen Türen in die Große Halle von Mandrake Manor trat. » … wie von Kindern oder

Weitere Kostenlose Bücher