Die schottische Rose
machtgierigen Despoten, meint Ihr nicht auch?«
Connors Augen blitzten kurz auf, bevor sie sich verengten. Einen atemlosen Moment schwieg er, und Juliet spürte, wie seine Gedanken arbeiteten. Schließlich schien er eine Entscheidung getroffen zu haben. Er senkte den Kopf, und ein sprödes Lächeln spielte um seine Lippen. »Wohlan, Milady«, meinte er und sah sie anerkennend an. »Ich muss zugeben, dass Ihr mich neugierig macht.« Er ließ seinen Blick auf unmissverständliche Art über ihren Körper gleiten, als er ihr galant seinen Arm bot. »In mehr als einer Hinsicht«, setzte er hinzu. »Darf ich Euch in mein Heim geleiten?«
Juliet biss sich unwillkürlich auf die Lippe, während sie seinen Arm ansah, als wäre er eine Schlange, die sie beißen würde, sobald sie ihre Hand darauf legte.
Connor bemerkte ihr Zögern und grinste diesmal fast unverschämt offen. »Keine Angst«, sagte er leise und warf einen Blick auf Nanette, die einige Meter abseits stand. Sie hatte ihren Blick von Buffon losgerissen und verfolgte mit unverhohlener Neugier und hochgezogenen Brauen den Wortwechsel der beiden. »Diesmal seid Ihr ja nicht … im Nachteil mir gegenüber, was Eure Garderobe angeht«, Juliet errötete bei dieser Anspielung aufs Neue, »und außerdem ist Eure Gefährtin in der Nähe. Sie wird Euch zweifellos auch diesmal vor mir retten.«
Juliet schluckte, legte ihre Hand auf seinen Arm, hob energisch den Kopf und zwang sich, Connor anzusehen. »Ich hoffe doch sehr, Sire, dass das nicht nötig sein wird!«
Doch während sie mit Connor zur Treppe schritt, verrieten das leichte Beben ihrer Finger und die Wärme, die von ihrer Hand durch ihren ganzen Körper pulsierte, dass ihre Worte ganz und gar nicht dem entsprachen, was sie in Wirklichkeit hoffte und wonach sie sich insgeheim sehnte.
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8. Kapitel
M einer Treu, Milady, Ihr seid wirklich ebenso klug wie hübsch!« Angus Shaw hieb mit der flachen Hand auf den Tisch und sah Connor an. »Was sagt Ihr, Connor, hm? Der Vorschlag der Lady klingt doch ganz verlockend, findet Ihr nicht?«
Juliet hütete sich, Connor anzusehen, und musterte stattdessen den zierlichen, mit Silber beschlagenen Weinkelch, der vor ihr stand und an dem sie sich seit einer halben Stunde festklammerte. Die Atmosphäre in der Großen Halle war zum Zerreißen gespannt, ebenso wie ihre eigenen Nerven. Zum Glück ist wenigstens der Herzog nicht dabei, dachte sie, auch wenn es ihre Situation nicht unbedingt leichter machte.
Unwillkürlich flog ihr Blick zu der Tochter des Herzogs, die zwischen Nanette und Sir Rupert saß. Sie war wirklich von umwerfender Schönheit, und der Blick, mit dem die schöne, rothaarige Aylinn von Albany Connor unter ihren langen Wimpern betrachtete, war ebenfalls nicht dazu angetan, Juliets Anspannung zu lindern.
Aber im Moment gab es Wichtigeres, als sich über das Verhältnis zwischen den beiden Gedanken zu machen. Ihr Kopf wusste das – wenn sie nur ihr Herz auch davon überzeugen könnte!
Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und hob den Kopf unmerklich. Connor saß ihr an der langen Tafel schräg gegenüber, und sie zuckte zusammen, als sie den brennenden Blick auffing, mit dem er sie betrachtete. Sie schluckte und nahm ihren ganzen Mut und ihre Selbstbeherrschung zusammen. Sie durfte keine Unsicherheit zeigen. Dafür stand zu viel auf dem Spiel – vor allem jetzt, da es aussah, als könne sie dieses heikle Spiel am Ende sogar zu ihren Gunsten entscheiden.
Nachdem Connor sie in die Große Halle geführt hatte, hatte er sie seiner Mutter und seiner jüngeren Schwester Rianna vorgestellt. Elizabeth McPherson hatte Juliet auf den ersten Blick gemocht. Und sie bildete sich ein, dass deren Lächeln ebenfalls echt gewesen war. Die Herrin des McPherson-Clans war eine schlanke und trotz ihres Alters und ihrer schlichten Kleidung elegante Erscheinung, der Blick ihrer grauen Augen verriet Intelligenz und Güte. Sie waren von demselben Grau wie die Connors – und einen Moment lang fühlte sich Juliet fast ertappt, als hätte Elizabeth McPherson mit einem Blick erraten, wie es um ihre Gefühle zu ihrem Sohn stand. Doch dann vertrieb ihr herzliches Lächeln diesen Eindruck, und sie hatte Juliet mit Wärme in der Stimme willkommen geheißen.
Rianna, Connors jüngere Schwester, hatte sie beinahe scheu begrüßt, aber ihre bernsteinfarbenen Augen hatten sie rätselhaft gemustert, als sähe sie ein Geheimnis in ihr, dessen sich Juliet nicht einmal bewusst
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