Die schottische Rose
war.
Dieses Gefühl von herzlichem Willkommen war jedoch augenblicklich verflogen, als Juliet Hamish McPherson kennenlernte. Juliet hatte sofort seine tiefe Ablehnung gespürt. Immerhin, dachte sie sarkastisch, macht er wenigstens keinen Hehl daraus, dass er mich und die anderen zum Teufel wünscht. Was auch kein Wunder ist, setzte sie hinzu. Immerhin hatte Hamish durch Connors Rückkehr den bereits sicher geglaubten Titel des Chieftains der McPhersons verloren, und jetzt fürchtete er wohl auch, die Frau zu verlieren, auf deren Hand er sich Hoffnung machte. Denn Aylinn von Albany hatte den jüngeren McPherson den ganzen Abend über kaum eines Blickes gewürdigt. Ihre Aufmerksamkeit galt ausschließlich Connor.
Juliet unterdrückte ein Seufzen. Sie konnte es ihr nicht verübeln. Connor McPherson dominierte die Tafel, ja, den ganzen Raum. Schon bei ihrer Begegnung am Teich hatte er sie beeindruckt, aber in seinem Kilt und dem Überwurf im Tartanmuster seines Clans wirkte er … überwältigend männlich. Und mindestens ebenso bedrohlich, fügte sie insgeheim hinzu, als sie den finsteren Blick bemerkte, mit dem er sie musterte. Doch sie streckte das Kinn vor und erwiderte den Blick äußerlich gelassen, was sie einige Mühe kostete.
Dann riss sie ihren Blick von Connor los und betrachtete die anderen Männer an der Tafel. Ihre Stimmung hob sich, als sie in die von Bier und Whisky geröteten Gesichter der Chieftains blickte. Fast alle nickten beifällig zu Angus Shaws Worten, während sie Connor aufmerksam ansahen, als sie auf seine Antwort warteten. Einige jedoch betrachteten Juliet forschend und, wie sie mit einem unmerklichen Aufatmen bemerkte, keineswegs mehr so feindselig wie noch zu Beginn dieses Abends. Sie hatte Eindruck auf diese rauhen Schotten gemacht, und das Wichtigste war, dass diese Männer für ihre Vorschläge und Argumente durchaus zugänglich zu sein schienen.
Trotzdem konnte sie ihren Erfolg, wenn es denn einer war, noch nicht genießen. Letztlich kommt es darauf an, wie er reagiert, dachte sie und richtete ihren Blick wieder auf den Chief der Clans. Dabei ging es nicht nur um ihre Bitte, dem Kronprinzen eine Chance zu geben und sich die Argumente, die sie überbrachte, anzuhören und mit den königstreuen Clanchiefs zu beraten. Es ging auch um etwas viel Persönlicheres. Juliet schluckte, als ihr das bewusst wurde. Was hast du von deinem Vater gelernt?, schoss es ihr durch den Kopf. Vermische niemals Politik und Privates, hatte der Marquis von Germont immer gesagt. Leichter gesagt als getan, dachte Juliet und sah fast gegen ihren Willen zu Connor zurück. Wie soll mir das gelingen, wenn der Mann, den ich unbedingt überzeugen muss, ein Mann ist, der mich so verunsichert, wie es noch keiner bisher getan hat? Den ich so begehre, wie ich noch nie einen Mann oder überhaupt etwas in meinem Leben begehrt habe.
Und wenn schon!, dachte sie, als der Ärger über diese Schwäche in ihr hochstieg und ihren Trotz weckte. Es gibt Wichtigeres als … Liebe. Nein, nicht Liebe, verbesserte sie sich hastig. Lust! Es ist nichts weiter als fleischliche, primitive Lust. Das wird mich nicht von meinem Vorhaben abhalten, niemals! Sie ballte unter dem Tisch die Hände zu Fäusten und grub ihre Fingernägel in ihre weichen Handflächen, bis es weh tat. Der Schmerz tat gut, auch wenn ihr die Tränen in die Augen stiegen.
Connor hatte sie nicht aus den Augen gelassen. Jetzt verzog er seine Lippen zu einem schmalen Lächeln, als hätte er ihre Gedanken gelesen, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte langsam die Arme vor der Brust.
Juliet richtete sich unwillkürlich noch gerader auf ihrem Stuhl auf, straffte die Schultern und hob den Kopf ein paar Zentimeter höher. Jetzt kommt es, dachte sie und hielt unwillkürlich den Atem an, als sie wie die anderen am Tisch auf die Antwort des Clanchiefs wartete.
Connor ließ sich Zeit mit seiner Antwort auf Sir Angus’ Frage. Ein verlockendes Angebot? Verlockend war vor allem Juliet, wie sie dasaß, mit diesem trotzigen Gesichtsausdruck und der geraden Haltung. Ihr Kinn hochgereckt, so dass ihre weichen, vollen Lippen fast wie zu einem Kuss erhoben waren. Ein Kuss, den er ihr nur zu gern gegeben hätte, auch wenn er wütend auf sie war. Oder vielleicht eher deshalb? Um ihr selbstzufriedenes Lächeln von ihrem Gesicht zu vertreiben, das sich immer wieder darauf geschlichen hatte, wenn sie sich unbeobachtet geglaubt hatte.
Verlockend war diese Frau
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