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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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Nymphe auf das Einhorn aufzuspießen, das trifft es wohl eher«, erklärte er anzüglich. »Aber pass gut auf«, setzte er lachend hinzu, als Connor ihm einen mordlüsternen Blick zuwarf. »Du weißt ja, was man von diesen wilden, unbezwinglichen Einhörnern sagt, oder?« Er wartete nicht ab, was Connor antwortete, sondern beantwortete seine Frage lieber selbst. »Es gibt nur eines, was ihnen gefährlich werden kann, mein Freund. Holde Jungfrauen, und es spielt dabei keine Rolle, ob sie einen schottischen oder französischen Akzent …« Er duckte sich, als ein Zinnbecher nur Zentimeter an ihm vorüberpfiff und gegen die Wand prallte.
    »Ein Glück«, meinte er, als er sich wieder aufrichtete und sich bedächtig über den roten Bart strich, »dass er leer war.«
    *
    »Dieser … Barbar! Er ist ein … ein … Rüpel … ein … ein Wilder … ein …«
    »Mann?«
    »Ja, genau! Ein Mann …!« Juliet unterbrach sich mitten in ihrer Tirade und fuhr so rasch herum, dass ihre dunkelbraunen Locken um ihre Schultern flogen. »Was soll das heißen, ein Mann?«, fuhr sie ihre beste Freundin Nanette DeFleurilles wütend an. Die saß mit einem schlanken Kelch in der Hand auf einem mit Fellen und einem Plaid gepolsterten Lehnstuhl, roch genießerisch an dem Inhalt des Gefäßes und beobachtete ihre Freundin unter gesenkten Wimpern.
    So aufgebracht hatte sie Juliet de Germont noch nie erlebt. Und ihre Wut hatte auch noch nie so lange angehalten. Sie hatten die Große Halle verlassen und sich in ihre Gemächer zurückgezogen. Vielmehr waren sie hineingestürmt, das traf es besser, dachte Nanette, die ihr kaum hatte folgen können. Die Räume der beiden Frauen lagen nebeneinander und waren durch eine Tür miteinander verbunden. Sie saßen jetzt seit beinahe einer Stunde in Nanettes Gemach, und Juliets Zorn war in dieser Zeit sogar noch stärker geworden, anstatt nachzulassen.
    Als Nanette den Blick von Juliets glühenden blauen Augen auf sich spürte, zuckte sie zusammen und beeilte sich, ihre Freundin zu besänftigen. »Ich meine eben … ein Mann. Männer sind halt so …«
    »Unsinn!«, unterbrach Juliet sie. »Dieser … dieser …«
    »Mann?«
    »Unterbrich mich nicht immer!«, fauchte Juliet ungnädig. »Dieser Barbar, wollte ich sagen …«
    Nanette seufzte. »Das hast du in der letzten halben Stunde mindestens zwanzigmal gesagt«, erklärte sie leise und nippte an dem köstlichen Getränk.
    Dieser Ire hatte ganz recht gehabt, als er es das Wasser des Lebens nannte. Oder Lebenswasser? Sie zog die Nase kraus, als ihr die Flüssigkeit die Kehle hinunterlief, schloss die Augen und schüttelte sich vor Behagen, als der Whisky in ihrem Magen ankam und sich eine wohlige Wärme dort ausbreitete.
    »Mmhh.«
    »Mmhh was?«
    Nanette riss die Augen wieder auf.
    »Mmh nichts«, versicherte sie hastig, als sie ihre Freundin unmittelbar vor sich stehen sah. Juliets Wangen glühten, und ihre Frisur … war ruiniert, weil sie sich ständig mit den Händen durch ihre Locken fuhr. Jetzt hatte sie die Hände in die Hüften gestemmt, musterte ihre Freundin kriegerisch und tippte wütend mit ihrem zarten Fuß, der in einem eleganten Pantoffel aus bestickter Seide steckte, auf den dicken, prächtigen Teppich ihrer Gemächer im Südturm. Nanette hatte nicht schlecht gestaunt, als das Dienstmädchen sie nach ihrer Ankunft auf Anweisung von Lady McPherson in ihre Räume geführt hatte. Es war das erste Gemach, das diesen Namen verdiente, seit Nanette einen Fuß auf schottischen Boden gesetzt hatte. Die schmalen, hohen Fenster waren verglast, man stelle sich das vor, und außerdem von dicken Samtvorhängen flankiert, deren dunkles Grün sich in dem Muster des handgewebten Teppichs wiederholte. Das breite Bett, das in einer Ecke der mit Gobelins verkleideten Wände stand, war ein Vierpfoster, und der grüne Baldachin und die ebenfalls grünen Bettvorhänge verliehen ihm einen einladenden Charakter. In Juliets Zimmer befand sich ein identisches Bett, nur war dort die vorherrschende Farbe Rot. Im Kamin hatte bereits ein Feuer gebrannt, als sie den Raum betreten hatten, und verbreitete eine angenehme Wärme. Es war ein luxuriöser Raum mit behaglicher Atmosphäre.
    Nanette sah ihre Freundin an, die immer noch abwartend vor ihr stand und sie eindringlich musterte. Sie seufzte, stellte den Kelch sorgfältig auf einen kleinen, geschnitzten Tisch und stand auf. »Wirklich, Juliet, ich finde, du übertreibst! So schlimm …«
    Offenbar waren

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