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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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Zimmer hatte. Niemals!, dachte er. Ich werde das niemals zulassen! Er würde zu seinem Bruder gehen und ihn zur Rede stellen. Sollte er doch den Chieftain spielen, wenn er wollte. Aber Aylinn von Albany würde er sich nicht von ihm wegnehmen lassen! Niemals!
    *
    Aylinn hielt kurz inne, als sie über sich das Schlagen einer Tür hörte. Dann raffte sie ihren Umhang fester um die Schultern und eilte hastig weiter den dunklen Korridor entlang.
    Wer es auch war, sie durfte sich nicht aufhalten lassen. Sie musste mit Connor reden. Den ganzen Abend über hatte sie wie auf Kohlen gesessen. Es hatte sie überrascht und verletzt, als sie Connor nach all den Jahren wiedergesehen hatte. Verletzt, als sie in seinem Blick vergeblich die Liebe und die Innigkeit gesucht hatte, die sie damals, vor so langer Zeit, füreinander empfunden hatten. Eine Liebe, die nie erfüllt worden war. Und eine Leidenschaft, der sie niemals freien Lauf gelassen hatten. Sie hatte lange von diesem Wiedersehen geträumt, es sich in allen möglichen Variationen ausgemalt, aber dann, als sie Connor gegenüberstand …
    Sie schüttelte den Kopf, während sie lautlos über den Korridor zu Connors Zimmer schlich. Ihr war in diesem Moment schlagartig klar geworden, dass ihre Gefühle sich in dieser Zeit ebenfalls verändert hatten. Sie mochte Connor, daran hatte sich nichts geändert. Und er war nach wie vor der Mensch, dem sie am meisten vertraute. Aber das Prickeln war verschwunden, dieses leidenschaftliche Verlangen, das sie damals verspürt hatte, wann immer Connor sie nur angesehen hatte, und das erst kürzlich zu ihrer vollkommenen Überraschung von einem ganz anderen Mann ausgelöst worden war. Einem Mann, bei dem sie es niemals erwartet hätte. Und es war das erste Mal, seit Connor damals aufgebrochen war und sie ihn nicht hatte begleiten wollen – aus Angst vor ihrem Vater, das hatte sie sich jedenfalls immer eingeredet. Aber vielleicht hatte es ja auch einen anderen Grund gegeben, einen, über den sie sich niemals hatte Rechenschaft ablegen mögen.
    Aylinn zögerte, als sie sich Connors Zimmer näherte. Darüber wollte sie mit ihm sprechen. Sie musste erfahren, wie er empfand, ob es ihm genauso ging. Ob auch er … diese Veränderung gespürt hatte. Sie war sich fast sicher, dass es so war, aber sie brauchte Gewissheit. Einen Moment wurde ihr fast schwindlig bei diesem Gedanken. Denn wenn dem so war, dann wäre sie wieder frei. Befreit von dem Versprechen, das sie sich damals selbst auferlegt hatte, nach dem Abschied von Connor. Ihrer ersten, großen Liebe, auf den sie hatte warten wollen. Das hatte sie sich am Abend des Tages gelobt, an dem Connor in Edinburgh in See gestochen war.
    Sie legte haltsuchend eine Hand an die kalten Granitquader des Ganges und atmete tief durch. Es gab noch einen Grund, weswegen sie mit Connor sprechen musste, einen nicht minder wichtigen, wenn nicht gar wichtigeren. Sie wusste zwar nicht genau, was Hamish und ihr Vater planten, aber sie musste Connor warnen. Er durfte den Herzog von Albany nicht unterschätzen, und seinen eigenen Bruder genauso wenig.
    Die beiden waren ehrgeizig und skrupellos, das hatte ihr das Gespräch noch einmal vor Augen geführt, das der Herzog mit Sir Rupert von Atholl in seiner Studierstube geführt hatte. Sir Rupert …
    Aylinn verscheuchte den Gedanken an Sir Rupert von Atholl aus ihrem Kopf, als sie die Tür von Connors Zimmer erreichte. Sie zögerte einen Moment, legte das Ohr an die Tür und lauschte. Als sie kein Geräusch hörte, hob sie die Hand und klopfte. »Connor?«, sagte sie leise.
    Nichts rührte sich.
    »Connor?«, sagte sie noch einmal.
    Sie glaubte, ein Geräusch im Gang zu hören, und drehte sich herum. Doch in dem Moment schwang die Tür auf, und eine Hand packte ihren Arm.
    »Aylinn!«, sagte eine männliche Stimme und zog sie in den dunklen Raum. Eine Sekunde später schlug die schwere Eichentür wieder hinter ihr zu.
    *
    Juliet stieß die Luft aus, die sie unwillkürlich angehalten hatte, und trat aus der dunklen Nische in den Flur. Sie hatte sich dort hineingeflüchtet, als Aylinn sich umdrehte. Vermutlich war die Aussparung in der Wand wohl einmal für eine Rüstung gedacht gewesen, doch das Licht der einzigen Fackel in dem Gang reichte nicht bis dorthin. Zu meinem Glück, dachte sie. Das Letzte, was sie hätte brauchen können, wäre eine Entdeckung durch ihre Rivalin gewesen.
    Rivalin? Das Wort hallte laut in Juliets Kopf, als sie, hastig und ohne auf ihre

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