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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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unterbrochen, der Juliet ungewohnt galant seinen Stuhl anbot und mit einer kurzen Handbewegung seinen Sohn von seinem Platz scheuchte, um sich dann neben sie zu setzen.
    »Keineswegs, Lady de Germont, keineswegs. Wir haben Euch etwas höchst Interessantes mitzuteilen.«
    »Tatsächlich?« Juliets strahlendes Lächeln, das sie Mac-Kenzie zuwarf, ärgerte Connor. Er erkannte sie nicht wieder. Von der Frau, die gestern so leidenschaftlich in seinen Armen gelegen, seinen Namen geseufzt, ihn in einen Strudel von höchst beunruhigenden Empfindungen gestürzt und seine Leidenschaft angestachelt hatte, bis er es kaum noch ertragen konnte, war nichts mehr zu sehen. Die Frau, die ihm jetzt gegenübersaß, war wieder die kühle, überlegene Unterhändlerin Sir Archibald von Grants, und Connor brauchte einen Moment, um sich von dieser überraschenden Veränderung zu erholen.
     
    Juliet war selbst erstaunt über ihre Selbstbeherrschung. Keiner der Anwesenden konnte erahnen, wie schwer es ihr fiel, nicht einfach zu Connor zu gehen und sich in seine Arme zu schmiegen. Oder ihm eine schallende Ohrfeige zu verpassen. Sie wusste nicht einmal, was sie lieber getan hätte. Sie hatte lange darüber nachgedacht, wie sie sich am besten verhalten sollte, als sie sich in ihrem Gemach auf ihren Auftritt vorbereitet hatte. Eines war ihr jedoch ganz klar gewesen: Sie würde sich auf keinen Fall die Blöße geben, Connor zu zeigen, wie tief verletzt sie war, weil er sie offenbar nur benutzt hatte.
    Jetzt holte sie tief Luft, bevor sie die nächsten Worte aussprach, und faltete ihre Hände fest unter dem Tisch, um ihr Zittern zu verbergen. Weder ihrer Miene noch ihrer Stimme war jedoch die kleinste Unsicherheit anzumerken. »Ich habe Euch gestern Abend ja auch hinlänglich überzeugende Argumente für die Aufrichtigkeit meiner Vorschläge geliefert, meint Ihr nicht?« Sie lächelte Connor fast schon kokett an.
    Connor erstarrte. Was sollte das? Was wollte sie damit …? Eine eisige Kälte breitete sich in seinem Magen aus, als die Konsequenzen ihrer Andeutung in sein Bewusstsein sickerten. Niemals!, dachte er. Das ist unmöglich! Nie im Leben hat sie mir nur Theater vorgespielt. Sie …
    »Connor hat zugestimmt, an der Beratung der Chiefs teilzunehmen, die, wie Ihr uns ja bereits mitgeteilt habt, übermorgen auf dem Carn Glaschoire stattfindet«, erklärte Hamish, der Connors vorübergehende Sprachlosigkeit ebenso genoss wie seine sichtliche Verwirrung.
    »Tatsächlich?« Juliets Überraschung war nicht gespielt. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte sich sorgfältig zurechtgelegt, wie sie die Chieftains der McPhersons davon überzeugen konnte, dass Connors abweisende Haltung ihren Vorschlägen gegenüber nur auf persönlichen Vorbehalten gegen sie und nicht auf der Logik ihrer Worte beruhte. Sie wäre sogar bereit gewesen, zu behaupten, dass sie gestern Nacht eine Abmachung mit Connor getroffen habe, und ihn dann damit in die Enge zu treiben, indem sie seine … Beziehung mit Aylinn anführte. Doch da Connor bereits ihrem Vorschlag zugestimmt hatte, machte das diese List überflüssig. Allerdings fragte sich Juliet, was seinen Sinneswandel bewirkt hatte. War Connor tatsächlich so leicht zu gewinnen, nur, weil sie ihm ihren Körper geschenkt hatte? Und dein Herz, flüsterte die leise, penetrante Stimme in ihrem Hinterkopf. Vergiss das nicht! Und vergiss auch nicht, dass du es dir zurückholen willst!
    *
    Connor folgte dem Fortgang des Gesprächs wie hinter einer Nebelwand. Sicher, er erfüllte seine Rolle als Chief, er redete mit Juliet, ließ sich die Bedingungen des Treffens darlegen, den genauen Zeitpunkt, hörte sich erneut ihre Argumente an, ließ seine Chieftains ihre Einwände formulieren, die Juliet mit brillantem diplomatischen Geschick allesamt entkräftete, und stimmte schließlich noch einmal förmlich zu, mit einigen Vertretern seiner Clans am angegebenen Ort zur vereinbarten Zeit zu erscheinen.
    In seinem Inneren jedoch herrschte heilloser Aufruhr. Wie konnte das sein? Diese wunderschöne, strahlende und kluge Frau, die an der Tafel saß und alle Männer der Reihe nach anlächelte, schien zu einem Eisblock zu erstarren, wenn sie mit ihm redete. Mit dem Mann, in dessen Armen sie noch gestern Nacht gelegen, dem sie mit ihrem Körper unglaubliche Freuden gespendet, in deren Augen vollkommene Hingabe geschimmert hatte. Connor hatte nicht einschlafen können, nachdem er sie verlassen hatte und in sein Zimmer gegangen war. Am

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