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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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frühen Morgen war dann Aylinn von Albany zu ihm gekommen und hatte sich auch von seinen rotgeränderten Augen und seiner offensichtlichen Müdigkeit nicht abschrecken lassen. Sie hatte ihm unbedingt sagen müssen, dass ihr Vater keineswegs freiwillig bereit sei, auf die Krone Schottlands zu verzichten, und Pläne schüre. Sie wisse zwar nicht, was genau er vorhabe, aber er werde keinesfalls tatenlos mit ansehen, wie Jakob sich die Krone Schottlands auf sein Haupt setze.
    Doch das war noch nicht alles gewesen. Connor war überrascht gewesen, wie sich die Tochter des Herzogs verändert hatte. Sie war noch schöner geworden, aber auch reifer, weniger impulsiv, und sie schien sich langsam dem Einfluss ihres Vaters zu entziehen. Was jedoch das Wichtigste war, sie empfand dasselbe für ihn wie er für sie. Eine tiefe Freundschaft. Eine Vertrautheit, die aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit entsprang. Nähe, ja, Freundschaft, gewiss, aber Liebe? Nein. Beinahe erleichtert hatten Aylinn und er sich voneinander verabschiedet, nachdem sie das Band ihrer Freundschaft neu geknüpft hatten.
    Und jetzt sah ihn die Frau, nach der ihn so sehr verlangte, nach deren Nähe er sich so sehr sehnte, dass es ihn beinahe körperlich schmerzte, mit kalten, blauen Augen an, in denen jedes Funkeln erlosch, wenn sich ihr Blick auf ihn richtete. Wie war das möglich? Konnte er sich so sehr in Juliet getäuscht haben? Er mochte es nicht glauben, aber ihr Verhalten ließ kaum einen anderen Schluss zu.
    Sie war freundlich, charmant, geistreich, scherzte mit den Chieftains, mit seinem Bruder, dem sie sogar das eine oder andere Lächeln entlocken konnte, doch wann immer sie sich an Connor wandte oder er sich an sie, schien die Atmosphäre in der Großen Halle zu vereisen, als hielte der Winter Einzug.
    Connor biss die Zähne zusammen. Es wurde tatsächlich Zeit, dass er wieder das Heft in die Hand nahm.
    »Wohlan!« Connor stieß dieses Wort zwischen den Zähnen hervor, und als die Gespräche am Tisch nicht verstummten, wiederholte er es noch einmal, lauter diesmal, und schlug dabei mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wohlan, sage ich!«
    Juliet hielt mitten im Satz inne, als sie Connors Stimme hörte, und schluckte. Sie zögerte einen Moment, drehte dann jedoch den Kopf zu ihm herum.
    Ein scharfer Stich durchzuckte sie, als sie seine Gesichtszüge sah, die wie gemeißelt schienen. Sie ähnelten überhaupt nicht mehr dem Connor McPherson, der sie gestern Nacht umschlungen hatte, der sie so leidenschaftlich geliebt, ihr Zärtlichkeiten ins Ohr geflüstert, ihr tief in die Augen geblickt und ihr Wonnen jenseits aller Vorstellung beschert hatte. Jede Gefühlsregung schien aus diesem markanten Gesicht gewichen zu sein, was es allerdings, was Juliet mit einem schwachen Erbeben zugab, umso faszinierender machte.
    »Ich glaube, Lady de Germont, Ihr habt Euren Auftrag, der Euch hierhergeführt hat, zu Eurer und Sir Archibald von Grants vollster Zufriedenheit erfüllt.« Er neigte spöttisch den Kopf. »Ich gratuliere Euch zu Eurem … diplomatischen Geschick, Eurem leidenschaftlichen Einsatz für diese Sache, der Ihr Euch offenbar mit Haut und Haar verschrieben habt. Ihr habt Eure Mission vollendet. Das heißt, Ihr könnt nach Grant Castle zurückkehren und Sir Archibald mitteilen, dass der Clan der McPhersons sich seine Argumente zumindest anhören wird.« Er hielt kurz inne und lächelte Juliet kalt an. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich mich allerdings fragen, ob Ihr die anderen Clanchiefs ebenfalls unter Einsatz Eurer ganzen … Person überredet habt.«
    Befriedigt sah er, wie Juliet errötete und ihre Augen aufblitzten. Bevor sie antworten konnte, fuhr Connor rasch fort: »Letztendlich spielt das jedoch keine Rolle. Ich hätte auch ohne Eure … leidenschaftliche Hingabe an dieser Beratung teilgenommen. Aber ich darf Euch versichern, dass Ihr mir diese Entscheidung mit Euren …«, er ließ seinen Blick anzüglich über ihren Körper gleiten, »bemerkenswerten Argumenten durchaus versüßt habt.«
    Connor fühlte eine bittere Befriedigung, als William MacKenzie und George Donnegal leise lachten und Juliets Röte sich noch vertiefte. Es schmeichelte seinem Stolz, dass es ihm gelungen war, sie zu erschüttern. Dennoch, in einem tiefen Winkel seiner Seele schmerzte es ihn, sie so zu verletzen.
    Jetzt lächelte Juliet und senkte langsam den Kopf. »Das Vergnügen, Eure … nähere Bekanntschaft zu machen, Sire, lag ganz auf meiner

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